Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch den zweiten Handelstag in Folge im Plus geschlossen. Am Vormittag hatten noch Aussagen von US-Notenbankvertretern massiv auf den Börsen gelastet, die weitere Zinserhöhungen als notwendig bezeichneten. Am Nachmittag hellte sich die Stimmung allerdings deutlich auf. Grund war eine Erholung der Anleihenmärkte nach Interventionen der britischen Notenbank.

"Dies ist ein erstes vorsichtiges Zeichen, dass die Zentralbanken in den nächsten Wochen kapitulieren und doch wieder zu Quantitative Easing (QE) zurückkehren könnten", gab sich ein Marktteilnehmer zuversichtlich. Nach oben gezogen wurde der hiesige Leitindex den ganzen Tag über auch von den sehr starken Roche-Titeln. Diese profitierten von positiven Studiendaten eines Konkurrenten zu einer Alzheimer-Therapie, die den gleichen Ansatz wie Roche verfolgt.

Der SMI schloss schliesslich 0,93 Prozent höher bei 10'220,76 Punkten und damit auf seinem Tageshoch. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legte 0,57 Prozent auf 1531,85 Punkte zu und der SPI gewann 0,72 Prozent auf 13'098,23 Punkte. Im SLI standen 20 Gewinner insgesamt 10 Verlierern gegenüber

Die Genussscheine des SMI-Schwergewichts Roche schlossen um 4,1 Prozent im Plus, nachdem sie am Morgen gar um 5,6 Prozent über dem Vortagesschluss eröffnet hatten. Auslöser für das Kursfeuerwerk waren die Daten einer Alzheimer-Studie der Konkurrenten Eisai/Biogen. Diese stärkten eine seit langem bestehende Hypothese über die Behandlung der häufigsten Demenzursache, so ein Pharmaanalyst: "Das sind gute Nachrichten für Roche und die Forschung am eigenen Alzheimer-Wirkstoff Gantenerumab."

Die deutlichsten Gewinne unter den Bluechips entfielen allerdings auf die Aktien des Pharmazulieferers Lonza (+6,2%). Der Forschungsdurchbruch bei den Alzheimer-Medikamenten könnte die Nachfrage nach biologischen Kapazitäten in der gesamten Zuliefererbranche erhöhen, hiess es im Markt. Im Sog der Roche-Genussscheine legten auch die Aktien der Konkurrentin Novartis (+0,6%) zu.

Gewinne entfielen auf einige im laufenden Jahr stark zurückgebliebenen Zykliker wie Geberit (+1,9%) oder Sika (+1,1%). Auch die Titel des Private Equity-Spezialisten Partners Group (+2,0%), die seit Monaten massiv unter dem Anstieg des Zinsniveaus leiden, schlossen im Plus. Aber auch die Aktien des Uhrenkonzerns Swatch (+0,4%) konnte zulegen, während die Titel der Konkurrentin Richemmont (-0,3%) zurückblieben

Die Grossbankentitel drehten nach einem schwachen Start in den Tag zum Handelsende ebenfalls ins Plus: UBS schlossen 0,3 Prozent höher und die Credit Suisse-Titel legten gar 0,9 Prozent zu und stiegen wieder auf 4 Franken. Am Vorabend hatten die US-Aufsichtsbehörden hohe Bussen gegen 16 Finanzinstitute, darunter die beiden Schweizer Grossbanken, wegen Fehlverhaltens in der elektronischen Kommunikation ausgesprochen.

Schwächer zeigten sich dagegen die Versicherungswerte Zurich (-1,2%), Swiss Life (-1,3%) sowie Swiss Re (-1,9%). Die Titel des Rückversicherers wurden auch von Hurrikan "Ian" belastet: Es wurde erwartet, dass er am Mittwochabend (Ortszeit) in Florida auf Land treffen könnte.

Zu den stärksten Tagesverlierern gehörten die Aktien der Privatbank Julius Bär (-2,0%) und des Vakuumventilherstellers VAT (-1,9%). Die VAT-Titel wurden von einem negativen Kommentar des Brokers Stifel belastet, der weiterhin vom Kauf der Aktien abriet. Denn es sei zu befürchten, dass die schwache Nachfrage der Chipindustrie nach neuen Anlagen noch einige Zeit anhalten werde.

Am breiten Markt ging es mit den Aktien des Pharmazulieferers Siegfried (-3,8%) deutlich abwärts. Das Unternehmen teilte mit, dass der Vertrag mit dem Corona-Impfstoffhersteller Novavax verlängert, allerdings derjenige mit Biontech nicht verlängert werde. Die Dufry-Titel (-1,0%) konnten derweil nicht von einer neuen Flughafen-Konzession für fünf Duty Free-Shops im chinesischen Chongqing profitieren.

tp/cf