Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Donnerstag mit weiteren Verlusten beendet. Im Vordergrund standen im Handel die Sorgen um die Zahlungsfähigkeit der grössten Volkswirtschaft der Welt. Wenn Rating-Agenturen die USA unter Beobachtung nehmen und sich grosse Geldhäuser auf Crash-Szenarien vorbereiten, sollten Anleger die Gefahr eines Scheiterns der Verhandlungen zwischen Demokraten und Republikanern über eine Anhebung der Schuldengrenze nicht länger ignorieren, kommentierte ein Analyst. Damit bleibt die Gefahr eines Zahlungsausfalls der USA Anfang Juni.

Die Ratingagentur Fitch drohte bereits mit einer möglichen Abstufung der Bonität. Neben dem anhaltenden Schuldenstreit in den USA ist zudem der wichtige Handelspartner Deutschland in eine technische Rezession gerutscht. Die Unentschlossenheit unter den Mitgliedern der US-Notenbank über den weiteren Zinspfad trug ebenfalls nicht zur Beruhigung an den Finanzmärkten bei. Andere wichtige europäische Aktienmärkte zeigten sich am Donnerstag derweil weniger schwach, der hiesige Leitindex SMI litt besonders unter den Verlusten in Novartis.

Der SMI verlor am Schluss 0,51 Prozent auf 11'325,26 Punkte. Der Schweizer Leitindex setzte damit den seit Wochenbeginn eingeschlagenen Abwärtstrend fort, nachdem er Anfang vergangene Woche noch ein neues Jahreshoch bei 11'616 Punkten markiert hatte. Nach dem Handel vom Donnerstag zeichnet sich ein Wochenminus von rund 2 Prozent ab.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, die Gewichtungen aber stärker gekappt werden, bewegte sich mit -0,12 Prozent auf 1760,55 Zählern weniger stark im roten Bereich. Der breite SPI gab derweil 0,40 Prozent nach auf 14'908,01 Zähler. Im SLI schlossen 18 Titel im Minus und zwölf im Plus.

Vor allem die schwergewichtigen Novartis (-2,3%) zogen den Gesamtmarkt herunter. Aber auch Nestlé (-0,8%) und Roche (-0,5%) erwiesen sich als Bremsklötze. Es war im Handel von "Abgabedruck aus Index-Futures" zu hören, wie ein Börsianer sagte. Dabei wurden die jüngsten Meldungen der Novartis-Sparte Sandoz als durchaus positiv gewertet. Auf dem Weg zu einer weiteren Biosimilar-Zulassung in der EU hat die Generika-Spezialistin eine erste Hürde genommen.

Mehr als 1 Prozent im Minus schlossen ausserden noch Swisscom, SGS und UBS mit Abgaben von bis zu 1,4 Prozent.

Die PS von Schindler verbilligten sich leicht um 0,3 Prozent. Die Bank of America hat das Rating für die Titel gesenkt und dies mit der starken Präsenz in den Regionen EMEA und Amerika begründet, wo sich die Aussichten nach Ansicht der Experten verschlechtern dürften.

Ein wahres Kursfeuerwerk entfachte sich unterdessen unter Technologiewerten, nachdem der US-Chipkonzern Nvidia im noch laufenden Quartal offenbar massiv vom Boom bei Künstlicher Intelligenz profitiert und starke Umsatzziele in Aussicht gestellt hat. Der Grafikkarten-Spezialist übertraf mit seiner Umsatzprognose die durchschnittlichen Erwartungen der Analysten um rund 50 Prozent. Das gab auch vielen anderen Halbleitertiteln Auftrieb.

VAT (+10,8% auf 358 Fr.) profitierten zusätzlich auch noch von einer Kurszielerhöhung durch die UBS. Auch Temenos (+2,8%), Logitech (+1,1%) und AMS Osram (+0,4%) legten zu. Auch im breiten Markt wurden Titel wie Comet (+4,7%), Inficon (+4,0%) und U-Blox (+2,6%) von der Welle erfasst. Mit Blick auf Ascom (+2,4%) war erneut von Spekulationen am Markt zu hören, wonach womöglich ein bestehender Aktionär ein Paket schnüre.

Skan (-7,1%) hingegen gerieten nach Bekanntwerden einer Untersuchung gegen Personen aus dem Umfeld des Unternehmens durch die Bundesanwaltschaft unter Druck.

ys/rw