Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch weiter stark an Terrain verloren. Angesichts der rasant steigenden Zahlen an Corona-Neuinfektionen greife die Angst vor einem zweiten Lockdown und den damit verbundenen negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft verstärkt um sich, hiess es im Handel. Deutliche Abgaben waren bei Finanzaktien, Zyklikern aber auch bei Schwergewichten zu sehen. Dabei bröckelten die Kurse an der Schweizer Börse in der zweiten Handelshälfte weiter ab, nachdem auch die Indizes an der Wall Street tiefrot in den Tag gestartet waren.

Die Coronakrise hat die Finanzmärkte nach wie vor fest im Griff. Viele Länder verschärfen die Massnahmen zur Bekämpfung der Pandemie und es droht ein neuerliches Herunterfahren des öffentlichen Lebens. Auch der Bundesrat hat für die Schweiz unter anderem mit einer strengeren Maskenpflicht und einer Sperrstunde für Gastrobetriebe die Schraube im Kampf gegen das Virus angezogen. Auf einen Lockdown wird aber verzichtet. Die Unsicherheit an den Märkten wird noch durch die umstrittene Präsidentschaftswahl in den USA verschärft. Da hat Präsident Trump in wichtigen Bundesstaaten wie Florida oder Pennsylvania in Umfragen auf seinen Kontrahenten Joe Biden Boden gut gemacht.

Bis Börsenschluss verlor der SMI um 2,72 Prozent auf 9'618,65 Punkten. Auf einem derart tiefen Niveau war der Index zuletzt im Mai aus dem Handel gegangen. Der SLI, der die 30 wichtigsten Werte umfasst, büsste 2,95 Prozent auf 1'482,01 ein und der umfassende SPI 2,71 Prozent auf 12'002,57 Zähler. Sämtliche 30 SLI-Werte gaben nach. Und das Angstbarometer der Börse, der Volatilitätsindex VSMI, zog um deutliche 18 Prozent an, was die Nervosität im Markt noch unterstrich.

Grosse Verluste mussten bei den Blue Chips die Titel von Straumann (-6,1%) hinnehmen. Der Dentalimplantat-Hersteller hatte eigentlich gute Quartalszahlen vorgelegt und im dritten Quartal wieder zu Wachstum zurückgefunden. Die vorsichtigen zukunftsgerichteten Aussagen wurden am Markt jedoch mit Sorge aufgenommen. Die Erwartungen an Straumann für das laufende und kommende Jahr seien wohl zu hoch, begründete ein Beobachter die Gewinnmitnahmen.

Unter Druck standen zur Wochenmitte auch die meisten Zykliker. Besonders stark gaben die Titel des Personaldienstleisters Adecco (-5,5%), des Hörgerätespezialisten Sonova (-4,3%) oder des Lift- und Rolltreppenkonzerns Schindler (PS: -4,1%) nach. Gross waren auch die Kursverluste bei den volatilen Papieren des Sensorenherstellers AMS (-5,9%).

Ausserdem büssten Finanzaktien wie Julius Bär (-4,7%), UBS (-4,1%), Swiss Life (-3,8%) oder Credit Suisse (-3,6%) stark an Wert ein. Die CS wird am Donnerstag nebst anderen Blue Chips-Unternehmen über den Geschäftsverlauf im dritten Quartal berichten. Zahlen liefern auch Clariant (-4,3%), Geberit (-1,6%) und Swisscom (-0,9%).

Die geringsten Verluste erlitten im SLI die Papiere des Vermögensverwalters Partners Group mit -0,4 Prozent auf 832 Franken. Société Générale hat Titel mit einem "Hold"-Rating und dem Kursziel von 915 Franken in ihr Anlageuniversum aufgenommen.

Die Schwergewichte konnten sich dem Abwärtstrend nicht entziehen und gingen ebenfalls klar tiefer aus dem Handel. Noch am "besten" schnitten die Genussscheine von Roche mit Abgaben von 2,0 Prozent ab. Nestlé büssten 2,3 Prozent ein und Novartis 3,1 Prozent.

Im breiten Markt war aber der Pharmakonzern Novartis der Grund für ein Kursfeuerwerk beim Biotechunternehmen Molecular Partners. Der Einstieg von Novartis im Corona-Programm von Molecular Partners liess die Aktien um 29 Prozent in die Höhe schnellen.

Leicht höher schlossen Zur Rose (+0,4%). Die Versandapotheke zählt ebenfalls zu den Corona-Gewinnern. Komax rückten nach einer Hochstufung durch Mainfirst um ebenfalls um 0,4 Prozent vor und Implenia rutschten nach dem über 20-prozentigen Absturz vom Vortag um weitere 3,4 Prozent ab.

mk/cf