Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag nach dem sehr guten Wochenauftakt erneut leicht zugelegt. Die Hoffnung auf einen Impfstoff im Kampf gegen das Coronavirus und die Aussicht auf weitere Lockerungsschritte in vielen Ländern haben vor allem die Kurse von Zyklikern und Finanzaktien in die Höhe getrieben. Gebremst wurde der Leitindex SMI hingegen von den Schwergewichten Roche, Novartis und Nestlé.

An der Newsfront hätten die ermutigenden Nachrichten zu Corona die Sorgen vor einem erneuten Ausbruch des Handelskriegs zwischen den USA und China in den Hintergrund gedrängt, hiess es im Handel. Dabei sei eine Umschichtung in Titel zu sehen, die in den vergangenen Wochen als Verlierer der Krise abgestempelt worden seien. Positive Tendenzen gingen auch von der US-Börse aus, die am Tag nach dem "Memorial Day" deutlich fester in die Woche startete. Aus den USA gab es auch gute Nachrichten zum Häusermarkt oder zum Konsumentenvertrauen.

Der SMI schloss den Handel 0,06 Prozent höher auf 9'830,83 Punkten, dies nachdem der Index am frühen Nachmittag noch unter die Marke von 9'800 Stellen gefallen war. Der breite SPI gab derweil um leichte 0,05 Prozent auf 12'236,25 Punkte nach. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien vertreten sind und bei dem die Gewichte der grössten Werte gekappt sind, legte hingegen um deutliche 0,64 Prozent auf 1'457,27 Zähler zu. Dabei standen sich am Ende 18 Gewinner und zwölf Verlierer gegenüber.

Stark nachgefragt wurden am Dienstag Finanzpapiere wie jene der Swiss Life (+6,3%), Swiss Re (+5,0%) oder Julius Bär (+4,5%), die verglichen mit den Kursen von vor der Coronakrise noch Aufholpotenzial haben. Während Swiss Life am Dienstag positive Angaben zum Verlauf des BVG-Geschäfts vortrug, gaben der Swiss Re Händlern zufolge ermutigende Aussagen zur Entwicklung der Rückversicherungsprämien Rückenwind.

Auch die Kurse der Grossbanken UBS und Credit Suisse liegen noch weit hinter den Niveaus von vor der Krise zurück und legten am Dienstag um 4,1 beziehungsweise 3,6 Prozent zu. Die Mitteilung, wonach der langjährige Grossaktionär Dodge & Cox seine Beteiligung an der UBS auf unter 3 Prozent reduziert hat, warf am Markt keine grösseren Wellen.

Angeführt wurden die Blue Chips-Gewinner von AMS (+7,4%). Eine positive Studie über Halbleiterhersteller sowie eine Kaufempfehlung verliehen dem Titel kräftigen Aufwind. Swatch und Richemont rückten um 5,1 und 3,3 Prozent vor. Wie befürchtet waren die Schweizer Uhrenexporte im April wegen Corona eingebrochen. In den Kursen der Luxusgüteraktien sei aber bereits im Vorfeld dazu viel Negatives eingepreist worden, sagten Händler.

Gebremst wurde der Gesamtmarkt durch die drei marktbestimmenden Schwergewichte Roche (-1,4%), Nestlé (-1,2%) und Novartis (-1,0%). Sie waren die Verlierer der an der Börse beobachteten Sektorrotationen.

Am stärksten unter Gewinnmitnahmen litten Lonza (-3,0% auf 485,80 Fr.). Die Aktie des Highflyers in dieser Krise kletterte am Montag erstmals über die Marke von 500 Franken und setzte am Dienstag zu Handelsbeginn bei 504 Franken ein neues Allzeithoch. Ebenfalls schwächer aus dem Handel gingen Sika (-0,9%) nach einer Ratingsenkung.

Swisscom wechselten kurz vor Ende das Vorzeichen und beendeten das Geschäft mit 0,4 Prozent im Plus. Eine Störung hatte am Dienstag das Swisscom-Netz in vielen Regionen der Schweiz während Stunden lahmgelegt. Noch ist unklar, was zu der Störung geführt hatte.

Am breiten Markt fielen Aryzta (+11%) positiv auf. Zwar wurde auch der Backwarenkonzern von der Coronakrise mit voller Wucht getroffen, Analysten hatten allerdings für das dritte Quartal mit einer noch schlechteren Entwicklung gerechnet. Zudem habe sich das Sentiment mit dem Einstieg der Aktionärsgruppe Veraison/Cobas grundsätzlich verbessert, hiess es.

Gesucht waren zudem Titel mit Reisebezug: So legten die Aktien des Reisedetailhändlers Dufry um deutliche 13 Prozent zu, jene des Flughafens Zürich rückten um 6,3 Prozent vor oder die des Jungfraubahn-Gruppe gewannen 8,2 Prozent. Insbesondere mit Blick auf Dufry war im Markt auch von Deckungskäufen die Rede.

Die grössten Verluste gingen auf das Konto von Meyer Burger (-6,9%). Adval Tech (-3,8%) oder Züblin Immobilien (-3,5%) zählten ebenfalls ohne News zu den Verlierern.

mk/uh