Zürich (awp) - Die Kursparty an den internationalen Börsen findet am Donnerstag ohne den Schweizer Aktienmarkt statt. Schwergewicht Nestlé hat mit den vorgelegten Zahlen enttäuscht und zieht mit seinen Kursverlusten gleich den gesamten SMI ins Minus. Ohne Nestlé notierte der Leitindex im Einklang mit seinen europäischen Pendants höher. Der deutsche Dax oder auch der japanische Nikkei haben am Donnerstag unterdessen Rekordmarken gesetzt.

Treibende Kraft dahinter sind die Quartalszahlen des US-Halbleiterkonzerns Nvidia. Weniger die eigentlichen Zahlen als die Prognosen für den KI-Halbleitersektor geben dem Hype neuen Treibstoff. "Die weltweiten Börsen sind ausser Rand und Band und koppeln sich zumindest in Europa und Asien immer mehr von der realen Wirtschaft ab", warnt ein Händler. Eine Entwicklung, die historisch nie lange gut gegangen sei. Auf Datenseite ist der EU-Einkaufsmanagerindex von S&P Global auf dem höchsten Stand seit acht Monaten. Im weiteren Verlauf stehen aus den USA dann ebenfalls Einkaufsmanagerindizes sowie Arbeitsmarktdaten und Daten zum Immobilienmarkt an. 

Der Leitindex SMI verliert gegen 11.10 Uhr 0,22 Prozent auf 11'403,11 Punkte. Ohne die Nestlé-Verluste würde der Index im Plus notieren. Das zeigt sich auch am SLI, in dem die Gewichtung der Schwergewichte stärker gekappt ist. Der 30 Werte umfassende Index gewinnt 0,25 Prozent hinzu auf 1855,10 Punkte. Derweil gibt der breite SPI ebenfalls nach - und zwar um 0,23 Prozent auf 14'878,97 Zähler.

Nestlé verlieren nach den enttäuscht aufgenommen Zahlen 3,6 Prozent auf 95,55 Franken - im frühen Handel waren die Titel kurzzeitig um mehr als 5 Prozent bis auf ein Jahrestief von 93,84 Franken abgesackt. Bei dem Nahrungsmittelkonzern haben sowohl die Zahlen für das Gesamtjahr, als auch das vierte Quartal für lange Gesichter gesorgt. Sowohl mit dem Volumenwachstum zum Jahresende als auch mit dem Ausblick für das laufende Jahr enttäuscht Nestlé. Die meisten Analysten finden vor allem ein Wort für die Nestlé-Zahlen: Enttäuschend. "Ein Jahr zum Vergessen", beschreibt es etwa Vontobel.

Mit einem Abschlag von 1,5 Prozent scheinen auch die Aktien vom Schokoladehersteller Lindt&Sprüngli nach den Nestlé-Zahlen etwas vorsichtiger beäugt zu werden.

Während die Kursverluste von Nestlé alleine schon den Markt ins Minus drückten, sorgen die einmal mehr schwachen Roche (GS -0,3%) für zusätzlichen Druck. Lediglich Schwergewicht Nummer drei, Novartis, weist ein knappes Plus von 0,2 Prozent aus.

Derweil heizt der Nvidia-Hype auch den hiesigen Techwerten ein - gross und klein. So führen VAT (+4,0%) das Gewinnerfeld an. Logitech (+0,8%) folgen mit etwas Abstand. In den hinteren Reihen steigen AMS-Osram, Comet, Inficon und U-Blox um bis zu 3,6 Prozent.

Anders als Nestlé sind die Aktien vom zweiten SMI-Titel mit Zahlen gesucht: Zurich verteuern sich um 2,6 Prozent. Der Versicherungskonzern habe insgesamt solide Zahlen vorgelegt, so der Tenor. Vor allem beim Betriebsgewinn wurden die Analystenerwartungen übertroffen. Wie erhofft, kündigte der Versicherungskonzern neben der Dividendenerhöhung auch ein neues Aktienrückkaufprogramm an.

Im Kielwasser der Zurich-Aufschläge gewinnen auch Swiss Re (+1,9%) und Swiss Life (+0,9%) hinzu.

Während die Pharmaschwergewichte einen eher schwierigen Stand haben, sind verschiedene andere Vertreter aus der Gesundheitsbranche durchaus gesucht. Alcon (+2,4%) und Straumann (+1,6%) ziehen im Vorfeld ihrer Zahlen kommende Woche klar an. Aber auch Sandoz, Sonova und Lonza sind mit Avancen von bis zu 1,0 Prozent gesucht.

In den hinteren Reihen stechen Cembra (+7,9%) nach Zahlen positiv hervor. Aber auch Sulzer (+6,8%) und mit einigem Abstand Feintool (+0,7%) und Energiedienst (+0,3%) legen nach Zahlen zu.

Dagegen sacken Kudelski um deutliche 15 Prozent ab. Nicht nur ist das Jahressergebnis schlechter als erwartet ausgefallen, das Unternehmen muss auch noch sein Tafelsilber veräussern. Damit schmelzen die deutlichen Kursgewinne der letzten Tage klar zusammen. Auch Medmix (-4,9%) kommen nach Zahlen zurück.

hr/ra