Zürich (awp) - Einmal mehr wird der Schweizer Aktienmarkt von den defensiven Schwergewichten ausgebremst. Bereits am Vortag sorgten Kursverluste bei Roche und Novartis dafür, dass der Leitindex SMI seinen europäischen Pendants hinterherhinkte. Insgesamt sei nämlich wieder eine wachsende Risikobereitschaft bei den Anlegern zu beobachten, kommentiert ein Händler. Zwar gebe die Inflation nach der Veröffentlichung der Konsumentenpreise in den USA vom Vortag weiterhin Anlass zur Sorge, ebenso nach den Erzeugerpreisen in China. Gleichzeitig begrüssten Investoren aber das Protokoll der letzten FOMC-Sitzung und die Reaktion der Zentralbank auf die steigenden Preise.

"Um das Risiko eines eher 'strukturellen' als 'vorübergehenden' Inflationsanstiegs zu mindern, sprachen sich die Fed-Vertreter für ein Tapering ab Ende des Jahres aus", fasst ein Börsianer zusammen. Derzeit kauft das Fed monatlich Anleihen im Wert von 120 Milliarden US-Dollar. "Auch wenn es ab November nur um eine Reduzierung um zehn Milliarden Dollar geht, es würde ein starkes Signal an die Anleger senden, dass zumindest die Geldpolitik keine Getränke mehr für die Party kostenfrei servieren wird", kommentiert ein weiterer Experte. Dadurch würden gesunde Abkühlungen auf mittlerweile überhitzten Märkten möglich. Im weiteren Handelsverlauf stehen in den USA zunächst Quartalszahlen weiterer Banken auf dem Plan, bevor am Nachmittag dann noch die US-Produzentenpreise veröffentlicht werden.

Der SMI tritt gegen 11.15 Uhr mit -0,04 Prozent auf der Stelle bei 11'810,12 Zählern. Der SLI, in dem die Gewichtung der einzelnen Titel stärker gekappt ist, steigt hingegen 0,21 Prozent auf 1916,74 und der breite SPI 0,18 Prozent auf 15'273,11 Punkte. Im SLI stehen 21 Gewinnern sieben Verlierer gegenüber. Holcim und SGS sind unverändert.

Laut Händlern sind einerseits die Kursverluste von Roche (-1,0%) und Novartis (-0,5%) massgeblich für das vergleichsweise schwächere Abschneiden des SMI verantwortlich. Doch auch der klar erstarkte Franken stelle aktuell einen Belastungsfaktor für den Gesamtmarkt dar. Am Morgen ist das Euro/Franken-Paar unter die 1,07er Grenze gefallen und notiert so tief wie zuletzt im November.

Auf der übersichtlichen Verliererliste sind mit Alcon (-0,7%) und Givaudan (-0,9%) noch weitere eher defensive Titel zu finden.

Andere Unternehmen aus der Gesundheitsbranche wie Straumann (+2,2%) oder Sonova (+1,3%) setzen derweil ihre Erholung vom jüngsten Abverkauf fort. Beide Aktien gehören auch seit Jahresbeginn zu den klaren Favoriten der Investoren.

Gesucht sind zudem auch Vertreter der Finanzbranche: So verteuern sich etwa Partners Group um 1,8 Prozent. Julius Bär, UBS, CS, Swiss Life, Swiss Re und Zurich weisen ebenfalls allesamt positive Vorzeichen auf. Am Vortag noch hatten sie auf den Verkaufslisten gestanden. Auch europaweit ziehen Bankenwerte an.

Die Anteilsscheine vom Bankensoftware-Spezialisten Temenos (+1,4%) sind ebenfalls erneut auf den Einkaufslisten der Anleger zu finden. Sie hatten bereits am Vortag zu den grössten Gewinnern gezählt. Händler sprechen von Hoffnungskäufen vor den am heutigen Abend nach Börsenschluss erwarteten Quartalszahlen. Zudem sind die Vorgaben der Wall Street gut für Technologiewerte.

Davon profitieren unter den Blue Chips auch AMS (+0,7%) und Logitech (+0,6%). Auch in den hinteren Reihen verteuern sich Technologiewerte wie VAT (3,1%), Inficon (+1,6%) und U-Blox (+0,4%) überdurchschnittlich.

Ansonsten fallen in den hinteren Reihen Werte wie Medmix, Wisekey - nach Umsatzzahlen - oder auch Montana Aerospace mit Aufschlägen von bis zu 5,1 Prozent positiv auf.

Dem stehen Abgaben von 9 Prozent bei Airesis gegenüber. Auch der Penny-Stock Relief Therapeutics setzt mit -5,5 Prozent seine jüngste Schwächephase fort.

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