Zürich (awp) - Der Auftakt in die vorletzte Handelswoche dieses Jahres fällt am Schweizer Aktienmarkt tiefrot aus. Auch an den europäischen Börsenplätzen geben die Kurse zu Beginn der Weihnachtswoche deutlich nach - ein "ordentlicher Nackenschlag", kommentiert ein Händler. "Heute beginnt das grosse Aufräumen nach dem Verfallstermin am vergangenen Freitag und die Verkaufsaktivitäten treffen auf einen sehr dünnen Handel und eine eher zaghafte Aktiennachfrage bei den Investoren." Die Marktteilnehmer seien ganz klar im Risk-Off Modus. "Nun muss sich zeigen ab welchem Kursniveau der Beissreflex bei den Marktteilnehmern wieder aktiviert werden kann", ergänzt der Börsianer.

Ausgelöst wird die schlechte Stimmung vor allem durch die Nachrichten rund um die Ausbreitung der Omikron-Variante des Corona-Virus. Der Stamm wurde gemäss WHO bei Tests in rund 90 Ländern gefunden, und die Zahl der Fälle verdoppelt sich in Gebieten mit gemeinschaftlicher Übertragung innerhalb von 1,5 bis 3 Tagen. Länder wie die Niederlande haben bereits mit einem harten Lockdown auf die steigenden Zahlen reagiert. "Die Diskussion um erneute Lockdown-Aktivitäten und Restriktionen machen es den Aktien insbesondere von zyklischen Unternehmen nicht einfach", heisst es von Händlerseite. Auch die Tatsache, dass der Handel um diese Zeit des Jahres eher ausgedünnt ist, dürfte für eine erhöhte Volatilität an den Märkten sorgen. Tendenziell negativ wird auch die Nachricht aufgenommen, dass sich der demokratische Senator Joe Manchin gegen das Kernprojekt der Präsidentschaft Bidens ausspricht. Damit ist nicht klar, ob das Infrastruktur-Projekt wenigstens in abgeschwächter Form eine Zukunft habe.

Der SMI fällt gegen 11.05 Uhr um 1,18 Prozent zurück auf 12'565,05 Punkte. Erst am Donnerstag hatte der Leitindex auf 12'823 Zählern ein Rekordhoch erreicht. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sinkt um 1,18 Prozent auf 2005,81 und der breite SPI um 1,02 Prozent auf 16'018,65 Zähler. Im SLI stehen 24 Verlierern fünf Gewinner und die unveränderten Richemont gegenüber.

Wie hoch die Unsicherheit der Investoren gerade ist, zeigt sich aber vor allem am Volatilitätsindex VSMI. Dieser weist aktuell ein Plus von 20 Prozent auf 20,1 Punkte auf.

Unter den grössten Verlieren sind vor allem zahlreiche Vertreter der Finanzbranche zu finden. Die Titel der Swiss Life führen die Verlierer-Liste mit -3,0 Prozent an. Die Aktien der CS, Swiss Re, UBS und Zurich folgen mit Verlusten zwischen 2,9 und 1,8 Prozent. Einerseits seien die Vorgaben aus den USA recht schwach. Zudem sei die Rendite der wichtigen zehnjährigen US-Treasuries zuletzt wieder etwas gesunken, was die Branche tendenziell ebenfalls belaste.

Gleichzeitig trennen sich Investoren angesichts der Unsicherheit um das US-Infrastrukturprogramm von zahlreichen zyklischen Werten wie ABB (-2,1%), Holcim (-1,9%) oder auch Schindler (-1,5%).

Überdurchschnittlich stark fallen auch die beiden Pharma-Schwergewichte Novartis (-2,0%) und Roche (-1,3%) zurück. Bei Novartis nehmen Investoren nach dem starken Lauf in der Vorwoche Gewinne mit und reagieren zudem auf enttäuschende Pipeline-Nachrichten.

Die überschaubare Gewinnerliste wird unterdessen von Vifor Pharma angeführt, die sich um 1,9 Prozent auf 162,65 Franken verteuern und damit dem Angebotspreis der australischen CSL annähern, die vor einer Woche 167 Franken je Titel im Rahmen der geplanten Übernahme in Aussicht gestellt hat. Etwas Schubkraft verleiht auch der Vergleich in einem Patentstreit um das Eisenpräparats Injectafer.

Ebenfalls gefragt sind noch Titel wie Kühne+Nagel (+1,3%), Lonza (+0,1%) oder auch Givaudan (+0,1%).

In den hinteren Reihen bekommen vor allem die Reise-nahen Werte wie Dufry (-3,8%) und Flughafen Zurich (-1,6%) die Sorgen um erneute Restriktionen oder Reisebeschränkungen zu spüren.

Dagegen macht sich bei den Anteilsscheinen des Biotechunternehmens Idorsia (+4,4%) eine wachsende Zuversicht breit. Am 8. Januar ist mit einer Entscheidung der US-Behörde FDA über den Zulassungsantrag für das Schlafmittel von Idorsia zu rechnen.

hr/kw