Zürich (awp) - Der Abwärtstrend an der Schweizer Aktienbörse hält zur Wochenmitte an. Zu den Zins- und Rezessionssorgen kommt nun die Angst vor einer Eskalation im Ukrainekrieg noch als weiterer belastender Faktor hinzu. Der russische Präsident Wladimir Putin hat eine Teilmobilmachung angeordnet und will 300'000 Reservisten aufbieten. Dies trübe die ohnehin schon schlechte Stimmung noch mehr, sagt ein Händler. Dennoch laufe das Geschäft bisher recht ruhig ab.

"Für Verkäufe ist es eh zu spät", sagt ein Händler. Und trotz der tiefen Kurse wolle sich auch niemand neu am Markt engagieren. Die Anlegern würden jetzt abwarten. Dies liege wohl vor allem auch an den anstehenden Zinsentscheiden der US-Notenbank am Abend und der Schweizerischen Nationalbank (SNB) am morgigen Donnerstag, heisst es am Markt. Die meisten Experten gehen davon aus, dass das Fed den Leitzins zum dritten Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte erhöhen wird. Auch von der SNB wird ein Zinsschritt von mindestens 0,5 bis gar 0,75 Prozentpunkten erwartet.

Der SMI fiel am Mittwoch zunächst bis auf 10'380 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit rund drei Monaten. Dann grenzte der Leitindex die Verluste etwas ein. Gegen 11.05 Uhr notiert er 0,78 Prozent im Minus bei 10'394,55 Punkten. Damit ist der Leitindex nicht mehr weit von dem im Juni markierten Jahrestief von 10'350 Punkten entfernt.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 0,77 Prozent auf 1579,70 und der breite SPI 0,59 Prozent auf 13'331,97 Zähler. 28 SLI-Werte geben zum Teil deutlich nach und zwei legen ein wenig zu.

Zu den Gewinnern gehören die Technologiewerte VAT (+0,4%) und die Bauzulieferertitel Geberit (+0,1%). Vergleichsweise gut schlagen sich noch die Aktien des Duftstoffherstellers Givaudan (-0,1%), der Technologiefirma AMS-Osram (-0,1%) und die Zykliker Sika (-0,1%) und SGS (-0,1%) sowie die Papiere der Grossbank CS (-0,1%). Die schwergewichtigen Nestlé (-0,2%) sind knapp gehalten.

Auf der anderen Seite stehen Richemont (-3,0% oder 3 Fr.) bei den Verlierern ganz oben. Doch dieses Minus ist der Dividende von 3,25 Franken geschuldet, die bei dem Luxusgüterhersteller heute fällig wird. Rivale Swatch (-0,5%) gibt ebenfalls nach.

Ebenfalls ganz unten in der Kurstabelle stehen die Aktien der Versicherer Swiss Re (-1,3%), Zurich und Swiss Life (je -1,0%), Wachstumswerte wie Lonza (-1,4%) und Logitech (-1,3%) sowie die zyklischen Holcim (-1,4%). Mit Alcon (-1,2%) und Novartis (-1,2%) sowie Roche (-0,7%) sind auch defensive Schwergewichte mit dabei. Auch die Aktien der Grossbank UBS (-0,7%) geben klar nach.

Am breiten Markt stechen indes die Aktien von Aryzta (-11%) negativ hervor. Die ZKB hat ihre Empfehlung für den Backwarenhersteller auf "Marktgewichten" von "Übergewichten" gesenkt. Die firmeneigenen Mittelfristziele seien ambitioniert, heisst es.

Unter Druck stehen zudem die Anteile von Idorsia (-5,2% auf 25,43 Fr.). Morgan Stanley hat die Titel der Biotechnologiefirma auf "Underweight" von "Equal-weight" und das Kursziel deutlich auf 10 von zuvor 15 Franken gesenkt.

Im Sog von Idorsia stehen auch andere kleine Biotechwerte unter Druck. Dazu zählen Obseva, Addex und Kinarus, die 12, 8 und 6 Prozent einbüssen.

Zu den Gewinnern zählen dagegen die Aktien von Zur Rose (+1,7%). Bei der Versandapotheke ist mit Reade Griffith ein bekannter Fondsmanager mit einer Beteiligung von 3,22 Prozent eingestiegen. Griffith gilt laut Händlern als "Bad Boy" unter den Fondsmanagern. Er könnte verborgene Werte in dem Unternehmen erkenne, die es sich zu heben lohnen könnte, sagt ein Börsianer. "Das zieht Trittbrettfahrer an."

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