Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt gibt am Freitagvormittag etwas nach. Negative Vorgaben aus den USA und Asien dämpften den Risikoappetit der Anleger, heisst es am Markt. Nach leicht über den Erwartungen liegenden US-Inflationsdaten hätten die Zinssorgen wieder zugenommen, was die Märkte verunsichere. Die Anleger müssten sich wohl oder übel auf ein eher länger dauerndes "Higher for Longer" bei den Zinsen einstellen, meint ein Händler. Dazu kamen die Inflationszahlen aus China, die ebenfalls negativ als ein Zeichen einer schwachen Wirtschaft aufgenommen würden.

Zusätzlich stimmten Gewinnwarnungen aus dem In- und Ausland die Anleger vorsichtig. "Die Aussichten verdüstern sich. Unternehmen äussern sich zunehmend zurückhaltend wenn nicht gar pessimistisch über die Geschäftsaussichten", sagt ein Händler und erwähnt dabei den Blechverarbeiter Bystronic und den deutschen Laborausrüster Sartorius als aktuelle Beispiele. Daher wollten die Marktteilnehmer vor den nach dem Mittag aus den USA erwarteten Quartalsergebnissen der Grossbanken JPMorgan, Wells Fargo oder Citigroup auch keine unnötigen Risiken eingehen. Kommende Woche geht auch hierzulande die Bilanzsaison richtig los mit ABB und Swiss Re (am Mittwoch), Schindler, Roche und Nestlé (Donnerstag) und Sika (Freitag).

Der SMI notiert um 11.15 Uhr um 0,36 Prozent schwächer auf 10'940,55 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,40 Prozent auf 1709,93 und der breite SPI um 0,37 Prozent auf 14'304,03 Zähler. Im SLI stehen 20 Verlierern zehn Gewinner gegenüber.

Stark unter Druck stehen die Aktien von Lonza (-2,7%). Sie litten wie der Laborausrüster Tecan (-5,5%) oder die Pharmazulieferer Siegfried (-4,4%) und Bachem (-1,0%) unter einer Gewinnwarnung des deutschen Pharma- und Laborausrüsters Sartorius. Dieser hat nach einem Umsatzrückgang nun bereits zum zweiten Mal seine Prognosen reduziert. Mit Spannung warteten die Anleger, wie sich Lonza am Dienstag anlässlich des Kapitalmarkttags zu den Aussichten über den weiteren Geschäftsverlauf äussern wird.

Diese Gewinnwarnungen hätten das Sentiment gegenüber den zyklischen und Wachstumswerten, zu denen auch Medizinaltechniker gerechnet würden, merklich getrübt, meint ein Händler. So stehen auch Straumann, Alcon und Sonova mit Abschlägen von fast 2 Prozent klar unter Druck.

Dem Segment machten schon am Vortag an der US-Börse Nasdaq die Zinssorgen verstärkt zu schaffen, heisst es weiter. Dies zeige sich nun auch bei VAT (-1,0%) und SIG (-2,1%) sowie den Finanzwerten UBS, Julius Bär (je -1,3%) und Partners Group (-0,8%) mit kräftigen Kurseinbussen.

Bei den Schwergewichten tendieren Novartis (-1,2%) klar tiefer. Dagegen ziehen Roche GS (+0,3%) und Nestlé (+0,5%) an. Ganz oben bei den Gewinnern setzen aber Sandoz (+5,0% auf 27,89 Fr.) den Höhenflug fort. Mit der Bank of America hat eine weitere gewichtige Bank eine Kaufempfehlung für den jüngsten Börsenzugang ausgesprochen. Das Kursziel setzt die BofA auf 35 Franken fest.

Dahinter folgen die Anteile von Swiss Re (+1,3%), die von einer Kaufempfehlung von Berenberg Rückenwind erhalten. Holcim (+0,6%) erhalten Kursunterstützung von Goldman Sachs.

Auf den hinteren Reihen stechen Santhera (+24%) positiv hervor. Das Biotechunternehmen steht kurz vor der Zulassung seines Hoffnungsträgers Vamorolone. Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der EMA hat eine positive Empfehlung für das Mittel zur Behandlung der Muskelerkrankung Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) abgegeben.

Die Aktien von Dufry rücken nach einer Kaufempfehlung von JPMorgan um 0,7 Prozent vor. Medacta und Medartis (je +0,8%) ziehen ebenfalls an. Der Broker Stifel hat die Abdeckung mit dem Rating "Buy" aufgenommen.

Bystronic (-2,3%) geben nach Zahlen nach. Der Blechverarbeiter geht im kommenden Jahr von sinkenden Umsätzen und einem tieferen Betriebsergebnis aus.

pre/tv