Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt schwächelt auch zur Wochenmitte. Die Anleger seien verunsichert und hielten sich daher zurück. Im Fokus stünden die steigenden Konjunkturängste und die Zinserhöhungsspekulationen. Und alles zusammen dämpfe jegliche Risikoneigung, heisst es am Markt. Die am Vortag veröffentlichten Stimmungsdaten aus dem US-Dienstleistungssektor habe die Befürchtungen verstärkt, die US-Notenbank Fed werde den rigiden Straffungskurs fortsetzen, auch wenn sie dadurch eine Rezession auslösen sollte, sagt ein Händler. Fed-Chef Jerome Powell habe jüngst deutlicher denn je klargemacht, dass der Kampf gegen Inflation im Vordergrund stehe.

Daher lasse die immense Diskrepanz zwischen US-Inflation und dem Fed-Ziel für die Teuerung von 2 Prozent lasse ein moderateres Tempo in der Zinswende unwahrscheinlich erscheinen, heisst es bei der CS. Weitere Impulse zur US-Geldpolitik könnte es am Abend geben, wenn das Fed das "Beige Book", den Konjunkturbericht veröffentlicht. Zudem blicken die Anleger auch mit Spannung der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag entgegen. Auch die EZB dürfte mit einem grossen Zinsschritt von möglicherweise 75 Basispunkten gegen die hohe Inflation vorgehen. Vor so viel Unsicherheit hielten sich die Anleger daher auch zurück.

Der SMI notiert um 11.05 Uhr um 0,30 Prozent tiefer auf 10'801,48 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sinkt um 0,48 Prozent auf 1643,31 und der breite SPI um 0,28 Prozent auf 13'874,09 Zähler. 24 der 30 SLI-Werte geben nach und sechs ziehen an.

Im Fokus stehen Temenos (+0,5%), deren Aktie einen achterbahnähnlichen Verlauf aufweisen und dabei immer wieder das Vorzeichen wechseln. Das Portal "Inside Paradeplatz" hatte am Morgen zunächst die Gerüchteküche wieder angeheizt: Der Verkauf der Softwareschmiede stehe unmittelbar bevor, hiess es hier. Temenos seien immer wieder Gegenstand von Übernahmespekulationen, meinte ein Händler. "Reine Spekulation", meinte ein anderer Händler. "Warum sollte das Management jetzt einem Verkauf zustimmen, wenn es vor einiger Zeit, als der Kurs noch viel höher war, stark dagegen war", fragt sich ein Händler. "Anderseits heisst es ja, kein Rauch ohne Feuer", sagt ein anderer Händler.

Einbussen verzeichnen bei den Blue Chips Wachstums- und Technologiewerte wie Sonova, Straumann, Logitech, AMS und VAT, die zyklischen Adecco und ABB sowie die Finanzwerte Zurich Insurance und die Grossbanken CS und UBS mit minus 1,7 bis 1,1 Prozent. Während bei den Zyklikern und Finanzwerten laut Händlern eher die Konjunktursorgen auf den Kurs drücken, machen den Wachstums- und Technologiewerten mehr die höheren Zinsen zu schaffen, weil dies deren Finanzierung verteuert.

Schwächer notieren auch die Luxusgütertitel Swatch (-1,1%) und Richemont (-0,8%). Dabei warten die Marktteilnehmer vor allem auf Ergebnisse der mit Spannung erwarteten Generalversammlung des Genfer Konzerns. Der aktivistische Aktionär Bluebell Capital hat gegen den Willen der Familie Rupert den früheren Bulgari-Chef Francesco Trapani für den Verwaltungsrat des Luxusgüterherstellers nominiert.

Schwächer sind Geberit (-0,6%). In einem Interview mit "The Market" sagte CEO Christian Buhl trotz aufziehender Wolken am Konjunkturhimmel sei Geberit gut gerüstet.

Höher gehandelt werden Holcim (+0,3%). Nach der Bewilligung durch die brasilianischen Behörden hat der Zementkonzern den Verkauf seines Geschäfts in Brasilien abgeschlossen. Zudem würden defensive Werte wie Roche, Alcon, Novartis, Lonza und SGS gesucht, wie Kursgewinne zwischen 0,5 und 0,1 Prozent zeigten. Nestlé (-0,7%) aber geben nach.

Auf den hinteren Rängen setzen die Analysten von UBS Polypeptide (-10,2%) unter Druck. Siegfried legen hingegen um 2,3 Prozent zu. UBS hat die Abdeckung von Polypeptide mit "Sell" und die für Siegfried mit "Buy" aufgenommen.

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