Zürich (awp) - Die Schweizer Börse hat am Donnerstag nach einem gut gehaltenen Frühgeschäft im Verlauf an Schwung verloren und präsentiert sich etwas schwächer. Die Anleger verhalten sich laut Händlern vor der Veröffentlichung der geldpolitischen Beschlüsse der Europäischen Zentralbank (EZB) um 13.45 Uhr vorsichtig. Die Erwartungen an die EZB seien hoch, habe doch Mario Draghi selbst die Erwartungen bezüglich eines umfassenden Massnahmenpakets geschürt. Eine Zinssenkung sei so gut wie sicher, ihr Ausmass aber nicht, heisst es am Markt. Zudem sei die Wiederaufnahme von Wertpapierkäufen in den Augen der Marktteilnehmer zuletzt unwahrscheinlicher geworden.

Nach der EZB dürften die Anleger ihren Blick dann in die USA richten, wo eine Reihe von Konjunkturzahlen, darunter die Inflation, veröffentlicht werden. Die Daten könnten Hinweise dazu geben, ob und wie stark die US-Notenbank Fed kommende Woche die Zinsen senken könnte. Ebenfalls kommende Woche steht die vierteljährliche geldpolitische Lagebeurteilung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) auf dem Programm.

Der Swiss Market Index (SMI), der im Frühhandel bei 10'122,48 Punkten noch ein neues Hoch markiert hatte, notiert um 11.10 Uhr um 0,36 Prozent tiefer bei 10'062,10 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) notiert mit 1'546,75 Zählern um 0,21 Prozent niedriger. Der breite Swiss Performance Index (SPI) sinkt um 0,31 Prozent auf 12'210,83 Zähler. 16 der 30 SLI-Titel rücken vor und 14 geben nach.

Das Geschäft sei im Vergleich zu den Vortagen eher ruhig, heisst es am Markt. Die Sektorrotation halte aber an. Defensive Werte stünden auf der Verkaufsliste und zyklische Papiere würden gesucht. An die Spitze der Gewinner setzt sich wie am Vortag AMS (+2,6%). Der Sensorenhersteller profitiere von Anschlusskäufen, heisst es. Die Aktien waren bereits am Vortag kräftig gestiegen, nachdem der i-Phone-Hersteller Apple die neue Produktepalette vorgestellt hatte.

Eine Kaufempfehlung von SocGen verhilft dem Versicherer Zurich (+0,7%) zu einem Spitzenplatz.

SGS gewinnen 0,8 Prozent. Der Warenprüf- und Inspektionskonzern wäre wie der Logistikern Kühne+Nagel (+0,1%), der allerdings im Verlauf einen Gutteil des Kursgewinns wieder abgibt, einer der Profiteure der Beilegung des Handelsstreits der USA mit China. "Dann dürften Transport und Inspektionskapazität gefragt sein", sagt ein Händler.

Mit den Anteilen des Sanitärtechnikers Geberit (+0,3%), des Personalvermittlers Adecco (+0,3%) und des Spezialchemiekonzerns Clariant (+0,4%) stehen weitere Zykliker auf der Gewinnerliste.

Defensive Werte stehen dagegen weiter unter Druck. Der Pharmazulieferer Lonza (-1,6%) führt die Verlierer an. Die Aktie zählt zusammen mit Nestlé zu den am stärksten gestiegenen Papieren im laufenden Jahr.

Trotz guter Produktnachrichten trennen sich die Anleger auch von den Genussscheinen von Roche (-0,7%). Rivale Novartis (-0,4%) fällt ebenfalls zurück. Novartis wartete anlässlich eines Fachkongress' in Stockholm ebenfalls mit erfreulichen Ergebnissen auf.

Der Lebensmittelmulti Nestlé (-0,7%) setzt die Kurskorrektur fort. Der Titel steht inzwischen um rund 4 Prozent unter seinem kürzlich erreichten Rekordhoch.

Die Aktien der Banken UBS (-0,1%) und Credit Suisse (-0,4%) geben einen Teil ihrer Vortagesgewinne wieder ab.

Uneinheitlich zeigen sich die Luxusgüterhersteller: Während Richemont um 0,6 Prozent fallen, steigen Swatch um 0,1 Prozent. Vorbörslich waren beide Titel wegen der Hoffnung auf Fortschritte im Handelsstreit stark gesucht.

Am breiteren Markt brechen die Aktien von DormaKaba um 4,3 Prozent ein. Die Schliesstechnikfirma hat mit ihrem Geschäftsabschluss die Analystenerwartungen verfehlt.

Ein Gewinneinbruch im Halbjahr schickt die Aktie von Romande Energie (-3,2%) auf Talfahrt.

Medacta (+4,9%) setzt den Höhenflug fort. Der Medizintechniker befindet sich seit der Vorlage des Geschäftsberichts vor gut einer Woche im Aufwärtstrend.

pre/ra