Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt ist mit Gewinnen in die neue Woche gestartet. "Die stark nachlassenden Rohölpreisnotierungen nehmen etwas Druck von der Inflationsdynamik", erklärt sich ein Analyst die Entwicklung. Der Ölpreis sinkt aktuell wegen des neuerlichen Corona-Lockdowns in der chinesischen Industriemetropole Shanghai, der zu einer geringeren Nachfrage führten dürfte, sowie wegen einer Feuerpause der Huthi-Rebellen gegenüber Saudi-Arabien. Zuletzt hatte die Furcht vor überraschend deutlich steigenden US-Leitzinsen zur Bekämpfung der hohen Inflation am Anleihenmarkt die Renditen deutlich ansteigen lassen, was die Attraktivität von Aktien geschmälert hatte.

Börsianer zweifeln allerdings an der Nachhaltigkeit des heutigen Anstiegs des Aktienmarktes. "Der weitere Kriegsverlauf ist nach wie vor nicht abschätzbar und das Risiko einer weiteren Eskalation hoch", meint ein Marktteilnehmer. "Der Druck auf die EU, sich dem Energieembargo der USA anzuschliessen und auf russische Lieferungen zu verzichten, steigt mit jedem Tag russischer Kriegsverbrechen an", so seine Einschätzung weiter. Es müsse daher mit einer längeren Phase mit erhöhter Volatilität gerechnet werden. Ein anderer Börsianer meint denn auch: "Insgesamt ist es sehr wahrscheinlich, dass diese Woche wie schon die letzte ein leichtes Auf und Ab ohne klaren Trend bringt - ausser es gibt völlig neue Entwicklungen in der Ukraine."

Der SMI gewinnt um 11.10 Uhr 0,67 Prozent auf 12'202,50 Punkte. Letzte Woche hatte der Leitindex ebenfalls zeitweise über 12'200 Zählern notiert, war zeitweise aber auch klar unter die Marke von 12'100 Punkten gefallen. Beim SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, geht es um 0,63 Prozent auf 1921,91 Punkte nach oben, und der breite SPI legt um 0,84 Prozent auf 15'577,36 Zähler zu. 22 der 30 SLI-Titel verzeichnen Gewinne.

Am deutlichsten aufwärts bei den Blue Chips geht es mit Swatch (+4,0%). Die Uhrengruppe hat wieder einmal mit der Lancierung einer neuen Uhrenkollektion einen Hype ausgelöst. In mehreren Städten campierten am Wochenende Käufer vor Läden vor dem Verkaufsstart des Uhrenmodells "Moonswatch". Ob das allerding zu einem nachhaltigen Turnaround bei den Swatch-Papieren führt, muss sich zeigen. Jedenfalls notiert das Papier noch immer weit entfernt vom 52-Wochenhoch bei knapp 334 Franken vom letzten Juni, geschweige denn vom Allzeithoch von knapp über 600 Franken Ende 2013. Auch Richemont (+1,8%) profitieren aktuell.

Einer hohen Nachfrage erfreuen sich auch Kühne+Nagel (+1,7%). Der Logistikkonzern profitiert in der Tendenz davon, wenn der Transport von Waren komplizierter wird - wie aktuell wegen der neuerlichen Lockdowns in China. Denn dann sind die Kunden bereit, mehr für die Logistik zu bezahlen.

Auf den Einkaufszetteln der Investoren stehen aber auch diverse Finanztitel. So legen Julius Bär, Zurich, UBS, Swiss Re, Swiss Life zwischen 1,8 und 1,4 Prozent zu. Hier wirke die Diskussion um die gestiegenen Renditen am Anleihenmarkt nach, meinen Händler. Nicht ganz mithalten können in diesem Segment Credit Suisse (+0,7%) nach einem Medienbericht, wonach sich Aktionäre der Grossbank gegen die Entlastung der Chefetage wenden.

Gewinne von etwas mehr als einem Prozent verbuchen ausserdem noch Swisscom, Holcim, Geberit und die schwergewichtigen Nestlé.

Die beiden Pharmaschwergewichte Novartis (+0,9%) und Roche (+0,3%) legen etwas weniger stark zu.

Auf der anderen Seite geben ABB (-2,3% oder 0,73 Fr.) und Givaudan (-2,4% oder 89,00 Fr) am stärksten nach. Sie werden jedoch beide Ex-Dividende (0,82 resp. 66,00 Fr.) gehandelt.

Klare Verluste erleiden ausserdem nur noch Adecco (-0,9%). Unmittelbarer Auslöser ist ein Analystenkommentar von JP Morgan, in dem zum Verkauf der Papiere geraten wird. Adecco habe in der Aufschwungphase schwächer abgeschnitten als die Konkurrenz; und nun sei es wohl zu spät, um den Rückstand aufzuholen, heisst es zur Begründung. Die Gesellschaft wird am Dienstag einen Investorentag abhalten.

Am breiten Markt fallen unter anderem GAM (+5,2%), Meier Tobler (+4,6%) oder Calida (+4,3%) positiv auf, Meyer Burger und Wisekey mit Abgaben von gut 3 Prozent hingegen negativ.

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