Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt neigt am Donnerstag zur Schwäche. Belastet wird die Stimmung von den steigenden Anleiherenditen. Höhere Renditen signalisieren Inflationsängste und bedeuten Gegenwind für den Aktienmarkt. Der Markt befürchte, dass die Zentralbanken bei steigender Inflation den Geldhahn früher als erwartet zudrehen werden, heisst es im Handel. Zudem wird der Leitindex SMI massgeblich vom Dividendenabgang beim Marktschwergewicht Novartis beeinflusst.

Die nach Tagen der Stabilisierung wieder anziehenden Renditen der US-Staatsanliehen lassen laut Händlern die Zinssorgen wieder aufkeimen. Hinzu komme ausserdem die Sorge, dass die US-Wirtschaft doch nicht so gut in Schwung kommt wie erwartet. Denn am Mittwoch hätten überraschend schwache Daten vom US-Arbeitsmarkt die Stimmung deutlich getrübt, heisst es. Daher blickten die Anleger auch gespannt den am Nachmittag erwarteten wöchentlichen Arbeitsmarktdaten aus den USA entgegen. Davon werden Hinweise auf den offiziellen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung erhofft, der am Freitag veröffentlicht wird.

Der SMI notiert um 11.10 Uhr um 0,57 Prozent tiefer bei 10'710,55 Punkten. Der SMIC, in dem Dividenden miteinbezogen sind, legt dagegen um 0,07 Prozent auf 23'591,33 Zähler zu. Minim höher ist auch der umfassende SPI, der um 0,01 Prozent auf 13'433,81 Punkte steigt. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und in dem die Gewichtung der einzelnen Schwergewichte gekappt ist, sinkt hingegen um 0,50 Prozent auf 1'734,11 Zähler. Von den 30 SLI Titeln legen 13 zu und 17 geben nach.

Das SMI-Schwergewicht Novartis verliert 3,7 Prozent oder 3,03 Franken und damit etwas mehr als die Dividende von drei Franken je Aktie. Novartis werden heute ex-Dividende gehandelt. Dagegen profitieren die Genussscheine von Rivale Roche (+0,5%) sowie der Titel des Lebensmittelriesen Nestlé (+1,0%) vom Ruf als Fels in stürmischer See. Damit wird auch der negative Einfluss der Dividendenzahlung bei Novartis auf den SMI zum Teil aufgefangen. Mit Swisscom (+0,8%) reiht sich ein weiterer defensiver Wert bei den Gewinnern ein.

Deutlich höher sind ausserdem Kühne+Nagel (+1,4%). Händler sprechen von Anschlusskäufen. Der Logistikkonzern hatte am Mittwoch den Jahresbericht veröffentlicht. Mit Adecco, Swatch, Sika, Schindler, LafargeHolcim und ABB, die zwischen 0,8 und 0,3 Prozent zulegen, sind weitere Zykliker bei den Gewinnern vertreten.

Dagegen stehen Technologiewerte wie AMS (-4,3%), Logitech (-2,4%) sowie die am breiten Markt gehandelten Chiphersteller U-blox (-1,4%) und Sensirion (-1,9%) unter Druck. Händler verweisen dabei auf die Kursverluste an der US-Technologiebörse Nasdaq am Vortag. Unter steigenden Renditen leiden laut Händlern eben technologielastige Titel besonders stark.

Zu tieferen Kursen gehandelt werden ausserdem Finanzwerte wie Swiss Life (-1,9%) bewertet. HSBC hat das das Rating für den Lebensversicherer auf "Hold" von "Buy" gesenkt hat. Die als dividendenstark geltenden Aktien seien nach dem zuletzt starken Lauf "ausgereizt", heisst es in einer Note der Bank. Die Titel von Swiss Re (-0,3%) und Zurich (+0,8%) schlagen sich dagegen besser. Bei den Banken fallen CS um 0,7 Prozent und UBS um 1,0 Prozent. Die Anteile von Julius Bär verlieren 0,8 Prozent und Partners Group um 1,8 Prozent.

Am breiten Markt stehen die Aktien der Unternehmen im Fokus, die ihre Ergebnisse veröffentlicht haben. Dabei fallen Kardex (+1,7%), Forbo (+3,0%) und MeierTobler (+3,4%) positiv auf. Sie haben mit ihren Zahlen die Analystenschätzungen übertroffen oder einen optimistischen Ausblick abgegeben.

Dagegen büssen Inficon (-2,3%) und VAT Group (-3,2%) nach Zahlenvorlage Terrain ein. Bei Inficon dürfte neben der allgemeinen Schwäche der Technologiewerte noch die Dividendenkürzung den Anlegern sauer aufstossen. Zudem dürften bei beiden Aktien Gewinnmitnahmen noch hinzukommen.

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