Zürich (awp) - Die Stimmung am Schweizer Aktienmarkt bleibt auch zu Wochenbeginn verhalten. Der Leitindex SMI kann seine anfänglichen Verluste immerhin eindämmen. In der Vorwoche war das Barometer um 5,7 Prozent gefallen - so stark wie letztmals beim Einmarsch Russlands in die Ukraine. "Die Investoren haben die Börsenwoche äusserst vorsichtig begonnen, da heute die US-Marktteilnehmer grösstenteils feiertagsbedingt fern bleiben werden", kommentiert ein Händler. Die Angst vor einer Rezession stecke tief in den Knochen. Geschürt wird sie durch die Notenbanken, die vergangene Woche entweder die Zinsen erhöht oder solche Schritte in Aussicht gestellt haben.

Gerade in Europa, dem wichtigen Handelspartner der Schweiz, "verstärken sich dadurch bisher eher verdeckte Probleme und können zu grossen Risiken für die weitere Konjunkturentwicklung werden", so ein Börsianer. Die Mischung aus steigenden Zinsen und der Aussicht auf ein langsameres Wachstum oder eine Rezession dämpfen weiterhin den Appetit der Anleger. An den Märkten wurde "eine Zeitenwende eingeläutet, die für einen heissen Sommer an den internationalen Finanzplätzen sorgen wird", sagt ein Händler voraus. Bis ab der zweiten Juli-Hälfte die Berichtssaison zum zweiten Quartal ins Rollen kommt, dürften zunächst Konjunkturdaten den Ton angeben, sind sich Beobachter einig.

Der Swiss Market Index (SMI) verliert gegen 11.05 Uhr um 0,22 Prozent auf 10'428,24 Punkte. Im frühen Handel war der Index kurzzeitig unter die 10'400er Marke gefallen und damit auf ein weiteres Jahrestief.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 0,32 Prozent auf 1605,29 und der breite SPI um 0,15 Prozent auf 13'440,40 Zähler. Im SLI geben 16 Werte nach, elf legen zu und drei sind unverändert.

Zu den grössten Verlieren zählen zahlreiche baunahe Werte. So fallen Geberit, Sika, ABB und Holcim um bis zu 2,5 Prozent zurück. "Das berüchtigte 'R'-Wort wird immer häufiger verwendet, da der rezessive Wind immer stärker durch die Wirtschaftsdaten und die Kursbewegungen weht", kommentierte am Morgen ein Händler. In dieser Gemengelage gehören Bauwerte zu den grossen Verlieren. Denn wenn die Zinsen weiter steigen und die Wirtschaft möglicherweise schrumpft, dürfte dies vor allem konjunktursensible Branchen treffen.

Etwas uneinheitlich präsentieren sich Vertreter der Finanzbranche. Während Zurich, Swiss Re, Partners Group, Swiss Life und Julius Bär zwischen 0,2 und 1,8 Prozent nachgeben, weisen die Aktien der Grossbanken UBS (+0,3%) und CS (+0,03%) zumindest positive Vorzeichen auf. Allerdings bewegen sich die CS-Aktien auch weiterhin unterhalb der 6-Franken-Marke. Medienberichte, wonach der Grossbank ein weiterer Rechtsfall droht, fallen zunächst nicht weiter ins Gewicht.

Dem stehen Kursgewinne von 1,6 Prozent bei SGS gegenüber. Der Warenprüfkonzern SGS lanciert ein neues Aktienrückkaufprogramm im Umfang von 250 Millionen Franken und will damit das Kapital reduzieren.

Auch Werte wie Givaudan, VAT oder Kühne+Nagel gehören mit Kursgewinnen von jeweils mindestens 1 Prozent aktuell zu den gesuchten Titeln. Dabei haben beispielsweise Givaudan und VAT in der vergangenen Woche überdurchschnittlich stark nachgegeben.

Dass der Markt etwas orientierungslos wirkt, ist teilweise auch den drei Schwergewichten geschuldet. Während Nestlé mit -0,6 Prozent belasten, gewinnen die beiden Pharmatitel Roch und Novartis (beide +0,3%) aktuell leicht hinzu.

In den hinteren Reihen stechen Valora mit einem Kursplus von 3,7 Prozent hervor. Der Detailhändler baut sein Filialnetz weiter aus und übernimmt 71 Tankstellenshops von Oel-Pool. Addex (+7,1%) wiederum erholen sich etwas von dem Kurseinbruch vergangenen Freitag. Auch die zuletzt arg gebeutelten Molecular Partners (+11%) vollziehen eine Erholungsbewegung.

Prozentual zweistellig verlieren unterdessen Leclanché mit -10 Prozent. Montana Aerospace und Romande Energie folgen mit Abschlägen von jeweils mehr als 3 Prozent.

hr/tv