Zürich (awp) - Die Schweizer Aktienbörse tendiert zum Wochenschluss auf breiter Front schwächer. Ein breite Verunsicherung habe den Markt im Griff, sagt ein Händler. Ursache dafür sind die Probleme im US-Bankensektor sowie die Entwicklung rund um die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS. Am Vortag habe die US-Finanzministerin Janet Yellen mit ihren Äusserungen, wonach die Regierung bereit sei, bei Bedarf weitere Massnahmen zum Schutz von Bankeinlagen zu ergreifen, die Verunsicherung nicht ausräumen können. Denn am Mittwoch hatte sie ebenfalls gesagt, eine "pauschale" Einlagensicherung zur Stabilisierung des US-Bankensystems werde es nicht geben. "Wir haben eine Krise und es braucht Zeit, eine solche abzuarbeiten", sagt ein Händler. Daher dürften die Märkte wohl noch etwas volatil bleiben.

Dazu kommt, dass Zentralbanken wie etwa die US-Notenbank Fed und die Schweizerische Nationalbank (SNB) trotz der Turbulenzen im Banksektor ihren Kampf gegen die Inflation mit Zinserhöhungen fortsetzen. Allgemein rücken die Konjunkturzahlen wieder mehr in den Vordergrund. Am Berichtstag stehen Einkaufsmanagerindizes auf dem Programm, was den Märkten Impulse verleihen dürfte. In Europa waren einige Einkaufsmanagerindizes besser als erwartet. Dies sei zwar gut für die Wirtschaft, aber berge das Risiko für weitere Zinserhöhungen, heisst es im Handel. In den USA werden neben den PMI- auch Auftragsdaten zu langlebigen Gütern veröffentlicht.

Der SMI notiert um 11.10 Uhr um 1,29 Prozent tiefer bei 10'580,47 Punkten. Damit liegt der Leitindex nun wieder unter dem Schlussstand der Vorwoche von 10'614 Zählern. Dies verdeckt allerdings, wie volatil der SMI in der zu Ende gehenden Woche mit den Eckwerten 10'400 und 10'850 Punkten war.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 1,65 Prozent auf 1673,42 und der breite SPI um 1,29 Prozent auf 13'889,22 Zähler. 27 SLI-Werte geben nach und drei legen zu.

Die grössten Abschläge verbuchen die Banken CS (-7,2%) und UBS (-6,8%). Abgesehen von den "allgemeinen Faktoren", die den Sektor belasten, leiden die beiden Grossbanken laut Händlern auch darunter, dass das US-Justizministerium gegen Credit Suisse und UBS wegen möglicher Verstösse gegen Sanktionsvorschriften ermitteln soll, wie "Bloomberg" berichtete. Mitarbeiter sollen russischen Oligarchen bei der Umgehung von Sanktionen geholfen haben. Dazu kommt, dass Jefferies die Aktien der UBS auf "Hold" von "Buy" zurückgestuft hat.

Ebenfalls grosse Einbussen verzeichnen die Technologiewerte AMS Osram (-5,6%), Logitech (-2,3%) und Temenos (-3,3%). Aber auch zyklische Titel wie Adecco (-3,6%), Holcim (-3,1%) und die Versicherer Swiss Life (-2,2%) und Swiss Re (-2,5%) geben klar nach.

Die Aktien von Schindler (-3,0%) und Swatch (-2,9%) setzen den Abwärtstrend fort. Sie waren am Vortag durch Ratingsenkungen noch zusätzlich belastet worden. Im Sog von Swatch büssen auch Richemont 2,2 Prozent ein.

ABB (-3,5%) weiten im Verlauf die Verluste aus. Dabei hat das Unternehmen am Vorabend angekündigt, dass nach dem Abschluss des jüngsten Aktienrückkaufprogramms weitere eigene Titel über bis zu 1 Milliarde US-Dollar zurückgekauft werden sollen. Dies sei aber eigentlich nicht neu, sagt ein Händler.

Auf der anderen Seite setzen Givaudan (+0,5%) den Aufwärtstrend fort. Auch die beiden Pharmariesen Novartis (+0,1%) und Roche (+0,2%) zählen zu den Gewinnern. Mit Nestlé (-0,5%) und Swisscom (-0,6%) halten sich weitere defensive Titel vergleichsweise gut.

Am breiten Markt legen Schaffner (+1,5%) nach der Vorlage von Eckdaten zum ersten Halbjahr 2022/23 zu. Orior (+0,8%) profitieren von einer Kaufempfehlung der Credit Suisse. Dagegen geben Zur Rose (-5,1%) weiter nach. Das Unternehmen, das sich nach dem Verkauf des Schweizer Geschäft auf Deutschland fokussiert und sich in Doc Morris umbenennen will, hatte am Vortag Zahlen vorgelegt. Darauf war der Kurs um 13,5 Prozent eingebrochen.

pre/tv