Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt notiert am Donnerstag wenig verändert. Das Frühgeschäft war zunächst allerdings von negativen Vorgaben aus den USA belastet schwächer gewesen. Dort hatten am Vortag schwache Wirtschaftszahlen und auch wieder stärker aufkeimende Zinssorgen für Verluste auf breiter Front gesorgt. Dann aber kam es laut Händlern dank anziehenden Kursen der als defensiv taxierten Schwergewichte zu einer Erholung. Ein Händler erklärt sich die relative Stärke des Marktes auch damit, dass Europa bei der globalen Anlegerschaft noch immer massiv untergewichtet sei und daher fallende Kurse rasch zum Einstieg genutzt würden.

Die Anzeichen einer Konjunkturabkühlung mehrten sich und drückten sich sowohl in den Unternehmensergebnissen als auch in den makroökonomischen Daten aus, heisst es am Markt. Die geldpolitische Straffung des Fed zeige immer mehr Wirkung. Manche Händler fragten sich nun aber, ob der Markt diese Abschwächung nicht mit der starken Korrektur im Vorjahr bereits vorweggenommen habe. Daher dürften die Konjunkturzahlen und zunehmend auch die Unternehmensergebnisse das Geschehen an den Märkten bestimmen, sagte einer. Dabei stehen in den USA neben Daten aus dem Immobilienmarkt und dem wöchentlichen Arbeitsmarktbericht auch der Konjunkturindex der Notenbank von Philadelphia auf dem Programm.

Der SMI notiert um 11.15 Uhr um 0,01 Prozent tiefer auf 11'365,17 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert um 0,35 Prozent auf 1760,36 Zähler und der breite SPI 0,03 Prozent auf 14'586,93 Punkte. Im SLI geben 25 Titel nach und fünf legen zu.

Im Fokus stehen Geberit (-0,6%), die nach einem schwachen Start vorübergehend in die Gewinnzone vorstiessen, nun aber wieder etwas tiefer notieren. Der Sanitärtechnikkonzern hat im vergangenen Geschäftsjahr den Umsatz weniger stark als erwartet gesteigert. Vor allem im vierten Quartal spürte das Unternehmen starken Gegenwind und die Verkäufe gingen zurück. An den mittelfristigen Prognosen hält Geberit aber fest. Positiv stimme die Anleger, dass der Lagerabbau bei den Kunden laut Angaben von Geberit zum grössten Teil abgeschlossen sein dürfte. Da Geberit zu den seit Jahresanfang stark gestiegenen Aktien zähle, komme es dennoch zu Gewinnmitnahmen, sagte ein Händler.

Schwächer notieren zudem die Banken CS (-3,2%), Julius Bär (-0,8%) und UBS (-0,7%). Der Banksektor sei am Vortag in den USA unter die Räder geraten, sagte der Händler und wies dabei darauf hin, dass die US-Banken vor steigenden Ausfallrisiken gewarnt hätten und die Rückstellungen erhöhen würden. Dagegen zeigen sich die Versicherer Swiss Life, Swiss Re (je -0,1%) und Zurich (+0,5%) klar besser.

Die Aktien von Richemont (-1,9%), die seit Jahresanfang zu den stärksten Bluechips zählten, litten unter Gewinnmitnahmen. Am Vortag waren sie nach dem Quartalsbericht gesucht. In ihrem Sog fallen nun auch Swatch (-1,0%). Der Uhrenkonzern dürfte laut Analysten in den kommenden Tagen sein Jahresergebnis veröffentlichen.

Schwach tendieren zudem Kühne + Nagel (-2,9%), was Händler mit einer Abstufung von Exane BNP Paribas erklären. Zudem reflektiere die Aktie des Logistikkonzerns die konjunkturelle Abschwächung, heisst es am Markt. Givaudan (-1,5%) litten ebenfalls unter Kurszielsenkungen, nämlich von Berenberg und der Bank of America.

Gefragt sind dagegen die am Vortag gemiedenen defensive Schwergewichte. So holen Nestlé (+1,1%) und Novartis (+0,5%) einen Teil der Vortageseinbussen auf. Roche sind wie am Vortag gut 0,3 Prozent höher.

Auf den hinteren Rängen fallen Aluflexpack (+3,7%), Zur Rose (+9,9%) und Belimo (+4,3%) nach Zahlen mit starken Kursgewinnen auf. Aryzta rücken 6,6 Prozent auf 1,28 Franken vor. Baader Helvea hat das Kursziel für den Backwarenersteller auf 1,50 von 1,21 Franken erhöht. Grössere Verluste verbuchen dagegen Pennystocks wie Achiko (-10%), Igea Pharma (-9,3%) und Talenthouse (-4,7%).

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