Zürich (awp) - Die Schweizer Börse holt am Donnerstag anfängliche Verluste auf und präsentiert sich wenig verändert. Nach den jüngsten Kursanstiegen sei der Markt auf Konsolidierungskurs eingeschwenkt, heisst es unter Börsianern. Es könne nicht schaden, Gewinne einzustreichen, denn die Verunsicherung im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie habe zugenommen, was wiederum Abwärtsbewegungen auslösen könnte, wenn die Angst vor einer zweiten Infektionswelle weiter zunehme. In China sind die Neuinfektionen wieder am Steigen und die Regierung in Peking hat daher die Massnahmen wieder verschärft. Sollte es neuerlich zu einem Lockdown kommen, wäre dies sowohl für die Konjunktur, als auch für die Aktienmärkte verheerend, heisst es.

Wenig Impulse kommen derweil von der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Sie führt ihre expansive Geldpolitik fort und belässt daher ihren Leitzins bei -0,75 Prozent und will auch weiterhin "verstärkt" am Devisenmarkt intervenieren. Frischer Wind könnten später noch die Bank of England mit ihrem Zinsentscheid oder einige US-Konjunkturzahlen in die Märkte bringen, heisst es weiter.

Der SMI notiert um 11.20 Uhr 0,03 Prozent tiefer bei 10'199,59 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 0,10 Prozent auf 1'518,48 Zähler. Der breite SPI ermässigt sich dagegen um 0,03 Prozent auf 12'621,11 Stellen. Bei den 30 SLI-Werten überwiegen die Gewinner die Verlierer im Verhältnis zwei zu eins.

Die grössten Verluste verbuchen die Aktien von AMS (-2,7%), die allerdings stets grosse Kursausschläge verzeichnen. Der Sensorenhersteller hatte Spekulationen über einen möglichen Verkauf der Automotive-Sparte des Münchner Lichtkonzerns Osram zurückgewiesen, der am Mittwoch ausserdem eine Gewinnwarnung publiziert hatte.

Zu Gewinnmitnahmen kommt es ausserdem bei den eher defensiv aufgestellten Unternehmen. So verliert Lonza 1,9 Prozent. Die Aktie des Pharmazulieferers ist der 2020 bisher am stärksten gestiegene Bluechip an der Schweizer Börse.

Mit Vifor, Sonova und Roche sind weitere Papiere aus dem Gesundheitssektor etwas im Angebot.

LafargeHolcim stehen derweil mit 0,3 Prozent im Minus. Der Zementkonzern profitiert damit nicht von Hoffnungen auf ein Milliardengrosses Infrastrukturprogramm der US-Regierung.

Auch die Grossbanken Credit Suisse (+0,9%) und UBS (+0,3%) stossen nach anfänglicher Schwäche in die Gewinnzone vor. Die Aussagen der SNB im Stabilitätsbericht zum Finanzmarkt beeindrucken die Investoren wenig. Laut SNB sind die beiden Grossbanken im aktuellen Umfeld gut aufgestellt. Der Konjunkturabschwung und die Corona-Pandemie seien aber Herausforderungen. "Unter dem Strich eigentlich neutral", sagt ein Händler.

Uneinheitlich sind die Aktien der Uhrenhersteller: Richemont fallen um 0,4 Prozent und Swatch steigen um 0,5 Prozent. Die Uhrenexporte sind im Mai weniger stark als erwartet eingebrochen. Swatch komme die am Morgen angekündigte Verjüngung im Management zugute, heisst es am Markt.

Am besten schlagen sich die Aktien von Kühne+Nagel (+3,8% auf 151,45 Fr.). Bernstein hat das Rating auf "Outperform" von "Marketperform" und das Kursziel auf 170 von 150 Franken erhöht.

Ebenfalls fester sind Clariant (+1,8%), Adecco (+1,4%), Swisscom (+1,3%) und Schindler PS (+0,9%).

Von den Marktschwergewichten geben neben Roche auch Nestlé (-0,3%) nach, Novartis (+0,2%) legen dagegen leicht zu.

Am breiteren Markt fallen Helvetia um 1,5 Prozent. Der Versicherer hat zur teilweisen Finanzierung einer Übernahme in Spanien 3,3 Millionen Aktien zu 91 Franken platziert.

Die Technologietitel VAT (+2,1%) und Inficon (1,3%) profitieren von einem positiven Kommentar von Bernstein. Zudem habe sich der Broker Liberum in einer aktuellen Studie optimistisch für die Halbleiterbranche gezeigt.

Gefragt sind ausserdem die Anteilsscheine von Sunrise (+0,7%). JPMorgan hat die Abdeckung des Swisscom-Konkurrenten mit dem Rating "Overweight" wieder aufgenommen. Am Markt kommt zudem die Übernahme der Web-TV-Firma Wilmaa an.

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