Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt zeigt sich am Donnerstagvormittag gehalten. Dabei hat der Leitindex nach einem verhaltenen Start zunächst noch klar zugelegt. Doch vor der am frühen Nachmittag erwarteten Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) hätten die Anleger den Fuss etwas vom Gas genommen, heisst es am Markt. Händler hoffen dabei, dass die EZB die für Juni erhoffte Zinssenkung signalisiert. Für die heutige Sitzung wird keine Zinsänderung erwartet.

Die Anleger seien wegen der hartnäckigen Inflation und nach dem starken Arbeitsmarktbericht in den USA nicht gerade euphorisch. Wegen der jüngsten Konjunkturzahlen würden die Zinssenkungserwartungen an die US-Notenbank immer weiter nach hinten verschoben, heisst es am Markt. Bislang hielten sich die Aktienmärkte aber trotzdem erstaunlich stabil auf hohem Niveau. "Nun müssen die Firmenergebnisse die Erwartungen schon sehr deutlich übertreffen, damit es nicht trotzdem zu Gewinnmintnahmen kommt", sagt ein Händler. "Die Verkäufe nach dem Motto 'sell the fact' nehmen tendenziell zu", meint ein Börsianer.

Der Standardwerteindex SMI, der sich bisher in einer engen Spanne von rund 50 Punkten bewegt hat, notiert um 11.10 Uhr um 0,04 Prozent tiefer auf 11'490,87 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, ermässigt sich um 0,15 Prozent auf 1882,27 und der breite SPI um 0,05 Prozent auf 15'151,04 Zähler. Eine klare Mehrheit (20) der 30 SLI-Titel gibt nach.

Dabei haben bei den Blue Chips die Aktien von Givaudan (-2,01%) vom grössten Gewinner an die Spitze der Verlierer gewechselt. Der Quartalsbericht wurde eigentlich als sehr gut beurteilt. Die ZKB spricht gar von einem brillanten Jahresstart. Der Aromen- und Duftstoffhersteller ist im ersten Quartal organisch stark gewachsen. Händler verweisen aber auf Gewinnmitnahmen, nachdem die Aktie seit Jahresanfang gut 15 Prozent zugelegt hatte.

Dagegen können die Aktien von VAT (+1,7%) die Gewinne im Verlauf ausbauen und kurzzeitig auf 502,20 Franken ein neues Hoch markieren. Grund dafür sind die Quartalzahlzahlen. Der Vakuumventil-Hersteller hat im ersten Quartal deutlich mehr Aufträge erhalten, blieb aber beim Umsatz hinter den Analystenerwartungen zurück. "Aber VAT zählt zu dem wenigen an KI, das wir hier haben", sagt ein Händler.

Zu den Gewinnern zählen zudem Sandoz (+1,1%), die ihren volatilen Verlauf fortsetzen. Es müsse sich zeigen, ob der Abwärtstrend gebrochen sei, heisst es am Markt.

Fester notieren auch die Schwergewichte Nestlé (+0,4%) und Roche GS (+1,4%). Roche hat von der FDA den Durchbruch-Status für seinen Bluttest Elecsys zur Alzheimer-Diagnose erhalten. Alzheimer zähle zu den Gebieten mit sehr viel Potenzial, sagt ein Händler. Die Aktie von Novartis (-0,2%) gibt leicht nach.

Gefragt sind ausserdem Kühne + Nagel (+0,9%), Sika (+0,5%) und Lonza (+0,2%).

Auf der anderen Seite weisen Logitech, Zurich, Schindler PS, Swiss Life und SGS Abschläge zwischen 1,1 und 0,6 Prozent auf. UBS (-1,1%) büssen nach dem schwachen Vortag weiter an Terrain ein. Händler verweisen erneut auf den Bericht des Bundesrats zur Bankenstabilität und die Befürchtungen neuer Regulierungen. Julius Bär (-0,7%) geben am Tag der GV ebenfalls nach.

Auf den hinteren Reihen fallen Idorsia (-19%) negativ auf. Das Biotechunternehmen will seine Liquiditätslage verbessern und wird daher an einer Anleihegläubigerversammlung vorschlagen, die im Juli fällige Wandelanleihe nach eigenem Ermessen ganz oder teilweise in Aktien zurückzuzahlen.

Etwas leichter sind Helvetia (-0,2%). Der Versicherer hat einen Gewinnrückgang verzeichnet, erhöht aber die Dividende. Dagegen legen Jungfraubahn (+5,0%) nach Jahreszahlen zu. Medmix (+1,9%) ziehen an. Beim Industrieunternehmen löst René Willi per Juni Girts Cimermans als CEO ab.

Höher gehandelt werden noch Swiss Steel (+3,2%). Bei dem Stahlkonzern hat heute der Anrechtehandel der laufenden Kapitalerhöhung begonnen.

pre/uh