Zürich (awp) - Die jüngsten Ankündigungen aus China sorgen an den wichtigsten Börsenplätzen am Dienstag für Hoffnungsschimmer. Auch der Schweizer Leitindex SMI verbucht zum Auftakt in die letzte und verkürzte Handelswoche dieses Börsenjahres 2022 Gewinne. China hat weitere Lockerungen seiner strikten Corona-Massnahmen angekündigt. Das schürt Hoffnung auf eine potentielle Konjunkturerholung in der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt.

Allerdings sei im weiteren Wochenverlauf nicht mehr mit grossen Sprüngen zu rechnen, da die meisten Börsianer ihre Bücher bereits geschlossen hätten, sagt ein Marktteilnehmer. Die Frage sei, ob es in diesem Umfeld nun noch zu einem Weihnachtsmann-Rally komme oder nicht. Solch ein Rally umfasst in der Regel die letzte Handelswoche sowie die ersten Handelstage im neuen Jahr. Doch auch wenn es an diesen letzten Tagen noch zu Kursgewinnen kommen sollte, dürften diese an der insgesamt negativen Bilanz wenig ändern, kommentiert eine Händlerin.

Der SMI gewinnt gegen 10.55 Uhr 0,50 Prozent auf 10'858,48 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legt um 0,55 Prozent zu auf 1656,75 und der breite SPI um 0,43 Prozent auf 13'876,11 Zähler. Von den 30 SLI-Werten gewinnen alle bis auf Credit Suisse und Alcon hinzu.

Die anstehenden Lockerungen der Corona-Massnahmen in China schieben vor allem die beiden Uhrenherstellerwerte Richemont (+2,5%) und Swatch (+2,2%) an, die jeweils stark vom asiatischen Geschäft abhängen. So soll in dem Land die Hotel-Quarantäne für einreisende Personen ab Januar wegfallen. Zudem stuften die Gesundheitsbehörden Covid von der derzeit höchsten Kategorie A auf die weniger strenge Kategorie B herab.

Wie ein weiterer Stratege festhält, deuten die jüngsten politischen Massnahmen Chinas darauf hin, dass sich die Wirtschaftstätigkeit in den meisten Grossstädten sehr schnell wieder normalisieren könnte, was für die Anleger sehr positiv sei. Die meisten Städte könnten sich seiner Meinung nach bis Januar von der ersten Welle des jüngsten Covid-19-Ausbruchs erholen.

Nicht nur die beiden Luxusgüterhersteller würden von einer starken Erholung Chinas profitieren. Als zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt würde eine solche Erholung weitreichende positive Impulse haben. Vor diesem Hintergrund sind weitere Zykliker wie Kühne+Nagel, ABB und Holcim gesucht, die je um bis zu 1,4 Prozent hinzugewinnen.

Auch Logitech (+1,3%) und AMS Osram (+0,6%) sind etwas stärker gesucht. Sie setzen damit die Kurserholung der vergangenen Woche fort. Allerdings stehen etwa im Fall von AMS Osram seit Jahresbeginn auch Kursverluste von mehr als 55 Prozent zu Buche.

Etwas uneinheitlich entwickeln sich derweil die Finanzwerte: Julius Bär (+0,9%) oder auch Swiss Life und Zurich (je +0,5%) bewegen sich mindestens mit dem Markt. UBS, Partners Group und Swiss Re hinken mit Aufschlägen von bis zu 0,3 Prozent etwas hinterher, während die Aktien der CS (-0,1%) einmal mehr zu den Schlusslichtern unter den Blue Chips zählen. Seit Jahresbeginn summieren sich die Abgaben hier mittlerweile auf 68 Prozent.

Leicht ausgebremst wird der Markt zudem von den drei Schwergewichten Novartis, Roche (je +0,3%) und Nestlé (+0,2%) die nicht mit dem Gesamtmarkt Schritt halten können. Neben CS weisen aktuell nur noch die Anteilsscheine von Alcon (-0,2%) ein negatives Vorzeichen auf.

Zu grösseren Kursschwankungen kommt es vor allem in den hinteren Reihen: Dort sacken die Aktien von Leonteq (-5,0%) ab, nachdem der Derivatespezialist eine Gewinnwarnung ausgegeben hat.

Dagegen ziehen die Aktien des kriselnde Asset Managers GAM (+6,0%) weiter an. Händler verweisen auf anhaltende spekulative Käufe. Fester sind auch die Aktien von Montana Aerospace (+3,4%). Der Luftfahrtzulieferer trennt sich von der Mehrheitsbeteiligung an der Maschinenbausparte.

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