Zürich (awp) - Die Einigung der EU-Staaten auf ein billionenschweres Finanzpaket zur Bekämpfung der Corona-Wirtschaftskrise verleiht dem Schweizer Aktienmarkt am Dienstag Auftrieb. Der Markt präsentiert sich dabei aber uneinheitlich. Während Aktien zyklischer Firmen und von Banken gefragt sind, hinken Papiere von Firmen mit einem wenig konjunkturabhängigem Geschäftsmodel dem Markt hinterher.

Nach tagelangem Ringen haben sich die 27 EU-Staaten bei einem Sondergipfel in Brüssel am frühen Dienstagmorgen eine Einging gefunden. Das Paket ist noch zwar nicht in trockenen Tüchern, da noch das Europäische und die nationalen Parlamente zustimmen müssen. Aber an den Finanzmärkten werden die Ergebnisse positiv aufgenommen. "Die EU erweist in einer schwierigen wirtschaftlichen Phase Handlungsfähigkeit", sagt VP Bank-Chefökonom Thomas Gitzel.

Der SMI steigt bis auf 10'535 Punkte und verliert danach etwas an Schwung. Um 11.00 Uhr notiert der Leitindex noch um 0,31 Prozent höher auf 10'503,62 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legt 0,68 Prozent auf 1'593,46 und der breite SPI 0,18 Prozent auf 12'968,07 Zähler zu. Von den 30 SLI-Titeln werden rund zwei Drittel zu höheren Kursen gehandelt.

Händler beschreiben das Geschäft als auf Spezialsituationen fokussiert. Die Kundenaktivitäten seien insgesamt eher verhalten. Im Zentrum stünden die Aktien der Firmen, die ihr Quartals- beziehungswiese Halbjahresergebnis vorgelegt haben. Dies sind nicht weniger als sechs aus dem Kreis der Blue Chips: Givaudan, Kühne+Nagel, Logitech, Novartis, SGS und UBS. In ihren den Firmenergebnissen spiegelt sich der Einfluss der Corona-Pandemie deutlich. Mehrheitlich sind die Umsätze gesunken und manche Unternehmen äussern sich ausserdem auch nur vage über ihre weiteren Aussichten. Dennoch wurden die Erwartungen der Analysten zum Teil übertroffen.

Stark gesucht sind die Aktien von Adecco (+4,5%). Der Titel legt nach einem besser als erwartet ausgefallenen Ergebnis des Rivalen Randstad zu. Randstad hat im 2. Quartal zwar einen deutlichen Umsatzrückgang erlitten. Doch zeichnet sich ab Juni ein positives Momentum ab, das auch im Juli anhält. Daher hofften die Anleger auch auf ein gutes Abschneiden von Adecco. Personalvermittler gelten zudem als Profiteure des EU-Rettungspakets gegen die Corona-Krise.

Hinter Adecco reihen sich die beiden Grossbanken ein. UBS (+3,9%) hat mit dem Quartalsbericht die Erwartungen klar übertroffen. In ihrem Sog gewinnen die Anteile von Rivalin Credit Suisse 4,2 Prozent. Das Ergebnis der CS wird kommende Woche erwartet. Die Aktien von Julius Bär (+2,2%) erholen sich vom Kursrückgang nach der Bilanzvorlage am Vortag.

Weniger schlecht als befürchtet ausgefallene Uhrenexportzahlen lassen die Anleger nach den Aktien von Richemont (+1,8%) und Swatch (+1,9%) greifen.

Die Aktien von Logitech steigen zunächst um sechs Prozent, bevor Gewinnmitnahmen das Kursplus auf noch 1,0 Prozent schmelzen lassen. Der Computerzubehörhersteller hat die hohen Erwartungen noch übertroffen und hat zudem die Prognose für das laufende Geschäftsjahr angehoben.

Bei Kühne + Nagel (-1,1) Prozent wechselte im Verlauf ebenfalls wegen Gewinnmitnahmen das Kursvorzeichen auf Minus. Auch SGS (+0,9%) und Givaudan (-0,03%) sind im Tagesverlauf zurückgekommen - trotz guten Zwischenberichten.

Wenig gefragt sind die Aktien aus dem defensiven Lager: Novartis fallen gar 1,6 Prozent. Der Pharmakonzern hat mit seinen Zahlen die Erwartungen verfehlt. Die Genussscheine von Konkurrent Roche gewinnen dagegen 0,2 Prozent.

Mit den Titeln von Nestlé (-0,2%), Alcon (-0,3%) und Swisscom (-0,6%) verlieren weitere "Defensive" an Wert.

Am breiten Markt gewinnen die Aktien von Georg Fischer 3,3 Prozent. Der Industriekonzern habe besser als erwartet angeschnitten, heisst es am Markt.

Einen Kursrückschlag verbuchen Lindt & Sprüngli (-1,8%). Der Schokoladehersteller hat deutlich weniger umgesetzt als erwartet und hofft nun auf Erholungseffekte im zweiten Semester.

SFS (-2,3%) stehen nach der Veröffentlichung des Halbjahresberichts unter Druck. Die Befestigungstechnikfirma hat im ersten Halbjahr wegen der Covid-19-Pandemie deutlich weniger Nachfrage gehabt. Im zweiten Halbjahr erwartet SFS aber eine leichte Erholung bei einer vergleichbaren Profitabilität.

pre/ra