FRANKFURT (awp international) - Der Euro hat am Freitag deutlich nachgegeben. Am Vormittag rutschte die Gemeinschaftswährung auf einen Schlag unter die Marke von 1,05 Franken. Im Tief kostete der Euro 1,0449 Franken und damit fast einen Rappen weniger als in der Nacht. So wenig kostete der Euro seit Sommer 2015 nicht mehr.

Damit hat der Eurokurs die "magische Grenze" von 1,05 Franken nun doch nachhaltig unterschritten, nachdem diese am Vortag nur kurz gestreift wurde. Dort liegt laut Devisenhändlern die vermeintliche "Verteidigungslinie" der Schweizerischen Nationalbank (SNB).

Im Frühjahr 2020 - mitten in der Coronakrise - wurde die Grenze nie unterschritten, erinnert die Commerzbank in einem Kommentar. Die SNB wollte die jüngsten Bewegungen auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP nicht kommentieren.

Devisenexperten der Valiant verweisen darauf, dass im Gegensatz zum Frühjahr 2020, als der Franken aus Sicherheitsbedürfnis stark nachgefragt wurde, nun eine ausgeprägte Euroschwäche auf den Kurs drücke. Die SNB könnte daher viel eher bereit sein, dem Druck nachzugeben. "Ganz untätig" werde sie dem aktuellen Geschehen aber wohl nicht zuschauen.

Die Euroschwäche zeigt sich auch im Euro-Dollar-Paar. Zum "Greenback" brach der Euro ebenfalls deutlich um rund einen halben Cent auf 1,1289 ein. Kurz davor hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde die - trotz erhöhter Inflation - weiterhin extrem lockere Ausrichtung der Europäischen Zentralbank bekräftigt. Das Franken-Dollar-Paar notiert bei 0,9258.

Eine erste Zinsanhebung im Euroraum dürfte damit noch eine ganze Zeit lang auf sich warten lassen, erklärten Marktbeobachter. Diese Aussicht lastet schon seit einiger Zeit auf dem Eurokurs.

Neue Zahlen aus Deutschland belegten derweil den hohen Preisauftrieb. Die Erzeugerpreise stiegen im Oktober mit 18,4 Prozent so stark wie seit 70 Jahren nicht mehr. "Inflation dürfte damit auch 2022 ein beherrschendes Thema bleiben", sagte Analyst Jens-Oliver Niklasch von der LBBW.bgf/jsl/mis/ra/kw