FRANKFURT (awp international) - Der Euro hat am Mittwoch an seine Kursverluste der vergangenen Handelstage angeknüpft und ist unter die Marke von 1,11 US-Dollar gefallen. Am frühen Nachmittag kostet die Gemeinschaftswährung 1,1103 Dollar, nachdem der Kurs im Vormittagshandel zeitweise bis auf 1,1059 Dollar gefallen war. Tiefer wurde die Gemeinschaftswährung zuletzt Mitte 2020 gehandelt.

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine bleibt an den Finanzmärkten das bestimmende Thema. Nach Einschätzung des Devisenexperten Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank "dämmert es den Devisenhändlern", dass Europas Wirtschaft sehr deutlich unter den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges leiden dürfte, was den Eurokurs unter Druck setze.

Der Euro notiert mit 1,0205 Franken nur wenig über der 1,02er-Marke, unter er im Verlauf gefallen war. Bei 1,01585 markierte der Euro ein neues Jahrestief bzw. den tiefsten Stand seit sieben Jahren. Der Dollar zeigt sich dagegen zum Franken wenig verändert mit 0,9192 Franken.

Die Einheitswährung sei gefallen, nachdem der russische Verteidigungsminister gesagt hatte, dass Russland kämpfen werde bis alle Ziele erreicht seien, schreibt die Valiant Bank in ihrem täglichen Kommentar. Zudem dürfte die Wirtschaft der Eurozone sehr stark unter den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs leiden. Und je länger die EZB an ihrer vorsichtigen und zurückhaltenden Geldpolitik festhalte, desto mehr dürfte der Euro darunter leiden. "Ohne ein Eingreifen der SNB dürfte somit die Talfahrt des Euros noch anhalten und die Parität ist bereits in Sichtweite", schreibt Valiant.

Darüber, ob die SNB bereits interveniert hat, liess sich der im Sommer abtretende SNB-Vize Fritz Zurbrügg nicht in die Karten blicken. Er sagte in einem Interview mit der Wirtschaftszeitung "L'Agefi", die SNB wolle nicht auf die Möglichkeit zu Interventionen am Devisenmarkt verzichten. "Wir haben dieses Instrument genutzt, wenn es nötig war, aber wir waren 2021 viel weniger aktiv als im ersten Jahr der Pandemie", sagte Zurbrügg. Dies könnte sich nun angesichts des russisch-ukrainischen Konflikts ändern. Denn der Franken gelte weiter als in Krisen besonders gefragter sicherer Hafen, sagte Zurbrügg. "Und er hat seit Mitte Februar an Wert gewonnen", stellte der SNB-Vizepräsident fest.

Rubel weiter unter Druck

Während der Franken weiterhin erstarkt, steht vor allem der russische Rubel seit der Invasion unter Druck, erst recht seit den scharfen Sanktionen vieler Länder als Reaktion auf den Einmarsch. Für einen US-Dollar mussten am Mittwoch etwa 107 Rubel gezahlt werden. Das ist wesentlich mehr als vor Beginn des Krieges.

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs treten Konjunkturdaten in den Hintergrund. Am Vormittag wurde bekannt, dass die Inflation in der Eurozone im Februar unerwartet stark auf 5,8 Prozent gestiegen ist und damit auf ein neues Rekordhoch. Die starke Inflation setzt die EZB unter Druck, mit einer strafferen Geldpolitik auf die starke Teuerung zu reagieren. Dennoch sorgten die Preisdaten nicht für nennenswerte Impulse im Handel mit dem Euro.

Im Handelsverlauf bleibt die Geldpolitik ein Thema am Devisenmarkt. In den USA blicken die Marktteilnehmer auf Äusserungen von US-Notenbankchef Jerome Powell, der vor einem Ausschuss des Repräsentantenhauses auftritt.

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