FRANKFURT (awp international) - Der Euro hat am Dienstag weiter schwach tendiert. In der Nacht auf Dienstag fiel die Gemeinschaftswährung mit 1,1226 US-Dollar auf den tiefsten Stand seit Mitte 2020. In den vergangenen Wochen wurden bereits ähnliche Tiefstände markiert. Aktuell hat er sich auf 1,1238 Dollar etwas erholt.

Zum Franken bewegt sich der Euro weiterhin unterhalb der 1,05er Marke. Bei einem Stand von zuletzt 1,0474 bewegt er sich auf Tagestief. Der US-Dollar hält sich mit 0,9320 Franken dagegen stabil.

In einem aktuellen Devisenkommentar schreibt die Commerzbank, die Marke von 1,05 beim Euro/Franken-Paar sei zugegebenermassen nur eine an den Devisenmärkten vermutete Schmerzgrenze der SNB gewesen, nachdem diese im letzten Jahr bei diesem Niveau kräftig interveniert hatte. "Daher wurde darüber spekuliert, ob die SNB auch jetzt dieses Niveau verteidigen würde - das tut sie offenbar nicht", so der Kommentar. Zwar sei nicht ausgeschlossen, dass die SNB am Markt interveniert habe, um eine noch stärkere Aufwertung des Franken zu verhindern. Allerdings hätten die am gestrigen Montag veröffentlichten Sichteinlagen keine Hinweise darauf gegeben.

Zudem seien die Rahmenbedingungen aktuell anders als noch letztes Jahr, schreibt die Bank weiter. Es sei daher durchaus möglich, dass die SNB einen etwas stärkeren Franken akzeptiere.

Der Euro wiederum wird seit längerer Zeit durch die US-Geldpolitik unter Druck gesetzt. Am Montag nominierte US-Präsident Joe Biden den aktuellen Notenbank-Chef Jerome Powell für eine zweite Amtszeit. Dies wurde an den Märkten als Zeichen der Kontinuität aufgenommen, was den US-Dollar stärkte.

Darüber hinaus verdichten sich die Hinweise auf eine schnellere geldpolitische Straffung durch die US-Notenbank Fed. Mit Raphael Bostic hat bereits der dritte Zentralbanker innerhalb kurzer Zeit eine raschere Rückführung der immensen Fed-Wertpapierkäufe ins Spiel gebracht. Vor ihm hatte etwa der Stellvertreter von Fed-Chef Powell, Richard Clarida, ähnliche Bemerkungen fallen lassen. Ein wichtiger Grund dürfte die hohe Inflation deutlich über dem Fed-Ziel sein.

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