LONDON (dpa-AFX) - Trotz Warnungen vor den Klimafolgen will Großbritannien neue Öl- und Gasfelder in der Nordsee erschließen. Wirtschafts- und Energieminister Jacob Rees-Mogg kündigte am Freitag eine neue Lizenzierungsrunde dafür an und betonte, der Schritt sei notwendig für die britische Energiesicherheit und stehe nicht in Konflikt mit Großbritanniens Klimazielen. Nach Angaben der zuständigen Behörde sollen rund 100 neue Lizenzen vergeben werden.

Der Weltklimarat (IPCC) hält jedoch die Einhaltung des vereinbarten 1,5-Grad-Ziel nur dann für möglich, wenn keine neuen fossilen Infrastrukturen mehr geschaffen werden. Die internationale Staatengemeinschaft hat sich auf diese Marke verständigt, um die katastrophalsten Folgen des Klimawandels noch abzuwenden.

Die britische Regierung beharrt darauf, mit ihrer Entscheidung sogar im Sinne der Umwelt zu handeln. Die heimische Verbrennung von Öl und Gas sei klimafreundlicher als deren Import, da der Transport wegfalle, betonte Rees-Mogg. Der Co-Chef der oppositionellen Grünen Partei, Adrian Ramsey, sagte dazu: "Die Behauptung der Regierung, dass man dem Ziel der Klimaneutralität durch die Verbrennung weiterer fossiler Brennstoffe hilft, hat keine Verbindung zur Realität." Auch die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon kritisierte die Pläne scharf und mahnte London, "stringente Klima-Checks" zur Grundlage von Entscheidungen zu machen.

Im vergangenen Jahr hatte sich Großbritannien als Gastgeber der Weltklimakonferenz noch als Vorreiter inszeniert und andere Staaten gemahnt, sich von fossilen Energieträgern zu verabschieden./swe/DP/stw