Frankfurt (Reuters) - In Erwartung von Konsumdaten aus den USA wagen sich die europäischen Anleger am Donnerstag nur vorsichtig voran.

Der Dax stieg bis zum Mittag um 0,3 Prozent auf 16.206 Punkte. Der EuroStoxx50 notierte 0,2 Prozent fester auf 4377 Zähler. Am Vortag hatte die niedrigste deutsche Teuerungsrate seit zweieinhalb Jahren Zinshoffnungen geschürt und den Dax auf den höchsten Stand seit vier Monaten gehievt.

Auch in der Euro-Zone schwächte sich die Inflationsrate im Zuge der dümpelnden Konjunktur und des Straffungskurses der Europäischen Zentralbank (EZB) immer stärker ab. Die Verbraucherpreise legten im November nur noch um 2,4 und damit weniger stark als erwartet zu. Damit fällt die Inflation auf den tiefsten Stand seit Juni 2021. "Die heutigen Preisdaten dürften die Spekulationen auf eine baldige EZB-Leitzinssenkung befeuern", sagte Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. "Angesichts des kräftigen Lohnauftriebs halten wir es jedoch für verfrüht, den Sieg über die Inflation zu verkünden."

Nun rückte der am Nachmittag anstehende PCE-Kernindex, ein Inflationsmaß, das die US-Währungshüter besonders im Auge halten, in den Fokus der Anleger. Die Börsianer erhoffen sich nach gemischten Signalen von US-Währungshütern daraus Rückschlüsse auf den künftigen Zinskurs der Notenbank.

Im Tagesverlauf richten die Anleger ihren Blick zudem auf das Treffen der Opec+, zu dem neben den Mitgliedern des Öl-Exportkartells Opec weitere Förderländer wie Russland gehören. Gerechnet wird mit einer Verlängerung oder Verschärfung der im Juni beschlossenen Förderkürzungen. Besprochen werden zwei Insidern zufolge Kürzungen in Höhe von ein bis zwei Millionen Barrel (159 Liter) pro Tag für 2024. "Eine Kürzung von ein Million Barrel würde kurzfristig weiteren Schwung geben und für eine Stabilisierung der Preise über einen Wert zwischen 80 und 85 Dollar sorgen", sagte Neil Wilson, Chefanalyst des Brokers Finalto.

Vor diesem Hintergrund baute der Ölpreis seine Gewinne der letzten Tage weiter aus, nachdem er in den vergangenen Monaten stark gefallen war. Die Nordseesorte Brent stieg um 1,4 Prozent auf 84,23 Dollar pro Barrel. US-Leichtöl WTI gewann 1,2 Prozent auf 78,76 Dollar pro Barrel. Außerdem stiegen Anleger bei Öl-Konzernen ein. Die Aktien von BP und TotalEnergies legten um knapp drei beziehungsweise knapp zwei Prozent zu. Daraufhin gehörte der Branchenindex mit einem Plus von 1,5 Prozent zu den größten Gewinnern am europäischen Aktienmarkt.

SAP NACH PROGNOSEANHEBUNG VON US-RIVALEN AUF REKORDHOCH

Bei den Einzelwerten gewannen die Aktien des Walldorfer Softwareriesen SAP nach einer Prognoseanhebung des US-Rivalen Salesforce bis zu ein Prozent auf 145,94 Euro und erreichten damit einen Rekordwert.

In London verloren die Titel des Schuhhersteller Dr. Martens hingegen 27,4 Prozent auf 83,35 Pence und fielen damit auf ein Rekordtief. Das Unternehmen erwartet nach eigenen Angaben einen Rückgang seines Jahresumsatzes im hohen einstelligen Prozentbereich. Hintergrund ist ein langsamer Start in die Herbst-Winter-Saison unter anderem durch warmes Wetter in den wichtigsten Verkaufsregionen.

In Amsterdam griffen Anleger derweil nach einer endgültigen Einigung zwischen ASR und Interessengruppen im Streit um fondsgebundene Produkte bei niederländischen Versicherern zu. Die Aktien von ASR stiegen in Amsterdam um mehr als zwölf Prozent. Auch Mitbewerber NN Group profitierte mit einem Plus von rund neun Prozent.

(Bericht von Nette Nöstlinger. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)