Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen zeigen sich am Dienstagnachmittag mit kleinen Abgaben. Der Euro-Stoxx-50 fällt um 0,4 Prozent 4.336 Punkte. Der DAX kommt mit einem geringen Minus von 0,1 Prozent auf 15.951 Punkte davon. "Die Rally ist nun in eine Konsolidierung übergegangen", so ein Marktteilnehmer. Zum Abbau der überkauften Lage sei eine "Verschnaufpause" notwendig, und dabei reiche ein Tag Konsolidierung noch nicht aus. "Daneben haben die Anleger offensichtlich Respekt vor der 16.000er-Marke", so der Marktteilnehmer, der auch darauf verweist, dass hier eine Widerstandszone beginne, die bis zum Allzeithoch bei gut 16.500 Punkten reiche.

Ein Weiterkommen dürfte daher nur mit neuen und entsprechend ausfallenden Fundamentaldaten möglich sein. "Bereits gestern hat sich die 16.000 aus der Vorwoche als hohe Bürde erwiesen. Ohne gute Nachrichten in Form positiver Wirtschaftsdaten wird es für den DAX schwer, kurzfristig wieder über die 16.000 zu springen", so der Vermögensverwalter QC Partners. Diejenigen, die zum Jahresende hin kaufen wollten, hätten das längst getan. Und sowohl die saisonale Zeit Ende November als auch der imposante Anstieg machten Gewinnmitnahmen nun zunehmend wahrscheinlicher.


   Inflationsdaten aus der Eurozone im Wochenverlauf 

Im Fokus stehen nun Daten, die Rückschlüsse auf die weitere Zinsrichtung geben. Vor allem die Inflationsdaten aus der Eurozone im Wochenverlauf und der PCE-Deflator aus den USA am Donnerstag seien entscheidend. Keinen Kurstreiber sehen Händler hinter dem aktuellen GfK-Konsumklima-Index. Nach der Inflation entwickele sich die deutsche Politik immer mehr zum Sorgenfaktor. Mit einem aktuellen Stand von -27,8 für Dezember nach -28,3 könne nicht wirklich von einer Besserung gesprochen werden, so Stimmen im Handel. Trotzdem zieht der Euro weiter an, und von dem tendenziell schwächeren Dollar profitiert auch der Goldpreis.

Am Nachmittag steht noch der Index des US-Verbrauchervertrauens im November an. Er wird als wichtiger Indikator für die Kauflaune im Weihnachtsgeschäft gesehen. Dazu müssen sich die Märkte auf eine Flut von Kommentaren durch Fed-Mitglieder einstellen. Ihnen kommt besonderes Gewicht zu, da alle stimmberechtigt im Open Market Committee sind.


   Luxus - "Auf Wiedersehen, rasantes Wachstum" 

In Europa stehen besonders die Aktien der Luxusgüterhersteller unter Druck. Mit ihren Verlusten wird auch das relativ deutliche Minus im Euro-Stoxx-50 begründet. Kering fallen um 2,8, Christian Dior um 3,3 und LVMH um 2,6 Prozent. In Zürich geben Richemont um 3,2 Prozent nach, in London verlieren Burberry 3,3 Prozent. Der Stoxx-Index der Hersteller von Konsumgütern des täglichen Bedarfs fällt um 1,4 Prozent. In Paris gibt der CAC-40 mit den Verlusten der Luxusgüteraktien um 0,6 Prozent nach.

Von HSBC heißt es dazu in einer Studie: "Auf Wiedersehen, rasantes Wachstum". Die Normalisierung der Wachstumsraten 2024 belaste bereits aktuell die Sektorbewertungen. Anleger dürften sich nun wohl auf ein durchwachsenes erstes Halbjahr einstellen und das Aktienmomentum dadurch für weitere fünf bis sechs Monate ausbremsen.

Auf der anderen Seite legt der Index der Bankaktien etwas zu. Allerdings verlieren Julius Bär in Zürich mit dem mutmaßlichen Kreditengagement bei Signa weitere 3 Prozent. Zudem hat Morgan Stanley die Aktie abgestuft.


   RWE auf der Gewinner-, Bayer auf der Verliererseite 

Als recht ambitiös werden die neuen Mittelfristziele vom Kapitalmarkttag bei RWE im Handel bezeichnet. Die Aktien bauen ihre Gewinne auf 2,4 Prozent Plus aus. "Soviel mittelfristige Zuversicht angesichts der chaotischen Lage rund um die Strompolitik war nicht zu erwarten", sagt ein Händler. Denn das neue Ziel einer jährlichen Dividendenerhöhung von 5 bis 10 Prozent bis 2030 entspreche einer Erhöhung um im Schnitt 80 Prozent bis dahin. Der Nettogewinn solle sogar jährlich um rund 12 Prozent wachsen. Dies wäre rund 2,5-mal mehr als heute.

Dagegen setzen Bayer ihren Abwärtstrend fort und zählen am Dienstagmittag mit 3,5 Prozent Minus zu den schwächsten DAX-Werten. Verkäufer dürften nach Händlerangaben vor allem Anleger sein, die sich Sorgen um eine eventuelle Dividendenkürzung machten. Analysten hatten dies nach dem erfolglosen Studienende vom Blutverdünner Asundexian bereits thematisiert. So hieß es am Vortag von Berenberg, dies sei unter anderem wegen eines schwächeren Agrarzyklus und der Schuldenlast wahrscheinlich. Dazu dürfte auch der Verkauf der Consumer-Health-Sparte erfolgen. "Eine rechnerische Dividendenrendite von über 7 Prozent zeigt schon, dass man eine Kürzung einpreist", kommentiert ein Händler. Allerdings betreffe dies nicht nur Bayer, sondern sei auch bei BASF zu beobachten. Diese geben um 1,3 Prozent nach.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.336,47        -0,4%        -17,94         +14,3% 
Stoxx-50                3.936,56        -0,6%        -25,24          +7,8% 
DAX                    15.950,59        -0,1%        -15,78         +14,6% 
MDAX                   25.923,38        -0,7%       -190,64          +3,2% 
TecDAX                  3.115,13        -0,4%        -13,26          +6,6% 
SDAX                   12.957,01        -0,6%        -71,80          +8,7% 
FTSE                    7.449,80        -0,1%        -10,90          +0,1% 
CAC                     7.231,45        -0,5%        -34,04         +11,7% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,53                      -0,02          -0,04 
US-Zehnjahresrendite        4,39                      -0,00          +0,51 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Di, 8:23 Uhr  Mo, 19:00 Uhr    % YTD 
EUR/USD                   1,0980        +0,2%        1,0945         1,0932    +2,6% 
EUR/JPY                   162,80        -0,0%        162,43         162,86   +16,0% 
EUR/CHF                   0,9649        +0,0%        0,9638         0,9638    -2,5% 
EUR/GBP                   0,8675        +0,0%        0,8674         0,8675    -2,0% 
USD/JPY                   148,29        -0,2%        148,40         148,96   +13,1% 
GBP/USD                   1,2656        +0,2%        1,2618         1,2602    +4,6% 
USD/CNH (Offshore)        7,1544        -0,1%        7,1587         7,1645    +3,3% 
Bitcoin 
BTC/USD                37.419,23        +0,9%     37.039,39      36.942,34  +125,4% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  75,40        74,86         +0,7%          +0,54    -1,8% 
Brent/ICE                  80,59        79,98         +0,8%          +0,61    -1,3% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                  43,05        44,25         -2,7%          -1,20   -50,8% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             2.025,95     2.014,04         +0,6%         +11,91   +11,1% 
Silber (Spot)              24,78        24,73         +0,2%          +0,05    +3,4% 
Platin (Spot)             933,87       922,45         +1,2%         +11,42   -12,6% 
Kupfer-Future               3,80         3,76         +1,1%          +0,04    -0,3% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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November 28, 2023 09:57 ET (14:57 GMT)