Von Manuel Priego-Thimmel

FRANKFURT (Dow Jones)--Das ging schneller als erwartet. Die Vertrauenskrise in den Bankensektor scheint für das Erste überwunden. Die Volatilitätsindizes sind wieder auf Normalniveaus zurückgefallen. Die Anleger widmen sich wieder dem Tagesgeschäft, insbesondere der Frage, wie geht es an der Inflationsfront weiter, und was bedeutet das für die Geldpolitik der Notenbanken.

Der Sturm ging so schnell, wie er gekommen war. Nach den Schieflagen der Silicon Valley Bank (SVB) und der spektakulären Rettung der Credit Suisse, sorgte der Kurseinbruch der Deutschen Bank für Verunsicherung an den Börsen. Bei den Kursverlusten der Deutschen Bank scheint es sich aber um eine spekulative Short-Attacke gehandelt zu haben. Seitdem hat sich das Geschehen beruhigt, die Risikoprämien auf Deutsche-Bank-Anleihen haben sich wieder normalisiert.


   Anleger kehren zum Tagesgeschäft zurück 

Das bedeutet nun nicht, dass keine weiteren Probleme in den Bankbilanzen schlummern, die in einem Umfeld steigender Zinsen schnell an die Oberfläche treten können. Mögliche Kandidaten sind Immobilienkredite, die angesichts fallender Häuserpreise schnell zu einer Belastung werden könnten. Ein anderer Problemkandidat ist das riesige Volumen an Kreditkartenschulden, vor allem in den USA.

Die Anleger haben sich nun aber zunächst wieder dem Tagesgeschäft zugewandt, und das heißt vor allem die Inflationsentwicklung und die Konsequenzen für die Geldpolitik. Erfreulich aus Börsensicht ist die auf ein 20-Monatstief gefallene Inflation in Spanien. Dem steht indes auf europäischer Ebene ein weiter gestiegener Preisdruck in der für die EZB entscheidenden Kernlesung entgegen - damit bleibt der Druck auf die EZB, die Zinsen zu erhöhen, hoch.


   US-Arbeitsmarkt bleibt für Fed-Geschmack zu stark 

Die am kommenden Freitag anstehenden US-Arbeitsmarktdaten sollten derweil unterstreichen, dass der dortige Arbeitsmarkt weiter stark ist. "Aus Sicht der US-Notenbank ist der Arbeitsmarkt weiterhin zu eng, wie Fed-Chef Powell auf der letzten Pressekonferenz erklärte. So zeigten die vielen offenen Stellen, dass die Nachfrage das Angebot deutlich übertrifft", so die Commerzbank. Das spricht dafür, dass die Fed weiter an der Zinsschraube drehen wird.

Mit Blick auf die Zinserwartungen ist der Markt nach den Bankturbulenzen aber nicht einfach zum Status quo ante zurückgekehrt. So wird nun für den Euroraum ein Zinsgipfel von nur noch 3,50 Prozent eingepreist nach zuvor rund 4 Prozent. Auch in den USA sind die Gipfelerwartungen gefallen. Dies war neben der Stabilisierung im Bankensektor der Hauptgrund für die jüngste Erholung an den Börsen, die den DAX wieder in den Bereich der Jahreshochs geführt hat.


   Leitzinserhöhungen entfalten erst verspätet Wirkung 

Allerdings werden auch die vermutlich weniger stark steigenden Leitzinsen früher oder später ihre Wirkung entfalten. Die volle Wirkung der Geldpolitik entfaltet sich erst viele Quartale später. Die Bank of America glaubt derweil, dass die Einkaufsmanagerindizes in den USA und Europa den Höhepunkt erreicht haben und rechnen mit einer baldigen markanten Wachstumsabschwächung.

"So erfreulich und längerfristig gerechtfertigt die jüngste Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten sein mag, anfällig bleibt die globale Stimmungslage und damit auch die Erholung weiterhin", warnt die DZ Bank. Ob es zu einer Rezession in den kommenden Monaten kommen wird oder nicht, und wenn Ja, wie schwer diese ausfallen wird, lässt sich gegenwärtig noch nicht sagen. Mit DAX-Kursen in der Nähe der Jahreshochs ist für Anleger jedenfalls Vorsicht angesagt.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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March 31, 2023 07:46 ET (11:46 GMT)