(Wiederholung)

Von Manuel Priego Thimmel

FRANKFURT (Dow Jones)--Die nächste Woche hat es in sich. Nach Verkündung der neuen EZB-Strategie könnte die geldpolitische Sitzung am Donnerstag aus Marktsicht spannend werden. Daneben kommt die Berichtssaison auch hier in Europa ernsthaft aus den Startlöchern. Diese dürfte zwar nicht so herausragend verlaufen wie im ersten Quartal, könnte die Börsen aber durchaus weiter antreiben. Die Marke von 16.000 Punkten im DAX bleibt in Sichtweite.

Die neue EZB-Strategie dürfte sich nach Einschätzung der Commerzbank schon auf der Pressekonferenz nach der Sitzung deutlich auf die Kommunikation der EZB auswirken. Das Schlüsselwort von EZB-Präsidentin Christine Lagarde dürfte dabei das Wort "Beharrlichkeit" bilden. Dieses deutete nach Einschätzung der Analysten darauf hin, dass die Mehrheit im EZB-Rat noch lange nicht die Zeit für gekommen sehe, den Expansionsgrad ihrer Geldpolitik zu verringern.


   Ein Ende der Anleihekäufe durch die EZB ist nicht in Sicht 

Die jüngste Aufforderung von EZB-Direktionsmitglied Isabel Schnabel zu "Geduld" wertet die Commerzbank dahingehend, dass angesichts jahrelang zu hoher Inflationsprognosen die EZB nun deutliche Preissteigerungen sehen wolle, bevor sie reagiere. "Selbst die früher immer als große Gefahr für die Preisstabilität angesehenen Zweitrundeneffekte - also ein durch eine höhere Inflation angeschobener stärkerer Lohnauftrieb - sollten die EZB nicht mit Sorge erfüllen", heißt es.

Ein Ende der Anleihekäufe ist daher nicht in Sicht, unabhängig davon, ob es diesbezüglich einen Beschluss in der kommenden Woche geben wird oder nicht. Die Commerzbank rechnet damit, dass das aktuell beschlossene Volumen des PEPP-Kaufprogramms noch nicht das Ende der Fahnenstange sei. Dabei könnte das PEPP in ein neues Format überführt werden. Lagarde dürfte nicht davor zurückschrecken, falls notwendig, auch gegen den internen Widerstand innerhalb der eigenen EZB-Reihen vorzugehen.


   Berichtssaison für das zweite Quartal dürfte überzeugen 

Eine weiterhin lockere Geldpolitik der EZB hat natürlich das Zeug, positive Impulse an den Börsen zu setzen. Positive Impulse an den Aktienmärkten könnte auch die in der kommenden Woche in Europa in die Gänge kommende Berichtssaison setzen. Selbst wenn sie nicht so glänzend wie im ersten Quartal verlaufen dürfte, ist doch auch im zweiten Quartal mit positiven Überraschungen durch die Unternehmen zu rechnen. Darauf deuten zumindest erste Indikationen hin, wie etwa von VW oder BASF.

Rückenwind kommt zudem weiter durch die Wirtschaftsdaten. Veröffentlicht werden am Freitag die Einkaufsmanagerindizes für Dienstleistungen wie auch das verarbeitende Gewerbe. In beiden Fällen dürften sie bei über 60 ausfallen, mithin also klar jenseits der Expansionsschwelle liegen. Im Blick könnten daher die Preiskomponenten stehen, die weiter kräftig nach oben zeigen dürften. Die Unternehmen zahlen immer mehr für Vorprodukte, und versuchen den Preisdruck, an die Kunden weiterzureichen.


   Inflationsdruck bleibt Risiko 

Ein zu starker Inflationsdruck bleibt auch weiterhin aktuell das Hauptrisiko für die Finanzmärkte. In den USA ist die Inflation jüngst über 5 Prozent gestiegen. Fed-Präsident Jerome Powell bleibt bislang seiner Linie treu, dass sich der Preisdruck als vorübergehend erweisen werde. Die Zahl der Zweifler unter den Ökonomen nimmt aber zu. Klar ist jedenfalls, dass die US-Notenbank irgendwann im zweiten Halbjahr mit dem Zurückfahren der Wertpapierkäufe, als dem Tapering, wird beginnen müssen.

Aktienstrategen bezweifeln, dass ein Tapering an den Märkten eingepreist sei. Das spricht für niedrigere Notierungen im zweiten Halbjahr. Noch stehen die Börsenampeln aber auf grün, auch wenn die Bewertungen sehr ambitioniert erscheinen und die globale Wachstumsdynamik nach Einschätzung der Societe Generale bereits den Höhepunkt überschritten hat. Die Chancen auf einen Anstieg des DAX auf 16.000 Punkte sind also weiterhin gegeben. Die Fallhöhe ist entsprechend groß.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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July 16, 2021 07:14 ET (11:14 GMT)