Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Erholung an den europäischen Börsen könnte sich auch in der kommenden Woche noch fortsetzen. Allzu viel sollten Anleger aber nicht mehr erwarten, vermutlich hat der DAX nur noch ein Restpotenzial von wenigen Prozent nach oben. Zu groß sind die Belastungsfaktoren, die zum einen aus der Zinswende resultieren und zum anderen aus dem Ukraine-Krieg.

Der Krieg verschärft die Lieferkettenprobleme. In der Automobil- und in der Chipindustrie fallen Zulieferungen aus. Zugleich sorgen die stark steigenden Preise für Margendruck bei den Unternehmen. Bei den Verbrauchern dämpfen sie die Nachfrage, das Geld kann bekanntlich nur einmal ausgegeben werden.

Auch wenn mit der Entspannung in der Corona-Pandemie nun eine echte Stagflation möglicherweise vermieden werden kann, haben sich die wirtschaftlichen Aussichten eingetrübt. Zugleich wird die geldpolitische Wende über kurz oder lang zu Liquiditätsentzug führen. Der Effekt der Leitzinsanpassungen ist zwar noch gering, viel stärker wird die Liquidität aber die geplante Verkürzung der Notenbankbilanz in den USA bremsen.


 Nach 2.000-Punkte-Rally droht verstärkter Widerstand 

Das sind alles andere als gute Aussichten für die Börsen. Zwar könnten sie vor allem bei deutlichen Hinweisen auf ein Kriegsende oder wenigstens einen Waffenstillstand weiter zulegen. Der größte Teil der Erholung dürfte mit dem Zwischenspurt um 2.000 Punkte im DAX aber gelaufen sein. Und aus technischer Sicht ist die Gefahr groß, dass der DAX nun mehrere oder sogar viele Anläufe benötigt, um die ehemalige Unterstützungszone zwischen 14.800 und 15.000 wieder nachhaltig nach oben zu durchstoßen. Hier dürften die Erholungswellen erst einmal versanden, vielleicht sogar im gesamten laufenden Jahr.

Auf der Unterseite ist der Bereich um die früheren Allzeithochs zwischen 13.800 und 13.400 Punkten nun zu einer wichtigen Unterstützungszone geworden. Ein Bruch könnte den DAX wieder in Richtung des Jahrestiefs schicken.

Am Montag wird der DAX mit Daimler Truck und Hannover Rück für Beiersdorf und Siemens Energy zwei neue Titel haben. Das dürfte aber weitgehend in die Kurse schon eingearbeitet sein. Nach dem aktuellen Stand würden die beiden Absteiger übrigens ihre Plätze verteidigen, denn mit Hellofresh, Delivery Hero, Continental, Heidelbergcement und Puma waren zuletzt fünf andere DAX-Titel schwächer positioniert. Das deutet für die nächsten Index-Termine im Juni und besonders im September weiteres Veränderungspotenzial an.

Am Montag werden neue Daten zur Erzeugerpreisentwicklung in Deutschland veröffentlicht, am Donnerstag der US-Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter. Die Berichtssaison neigt sich langsam dem Ende zu. Auch für die noch aufschlagenden Geschäftsausweise gilt, dass wichtiger als gute Zahlen zum vergangenen Jahr die Ausblicke sind. Die tragen aber vermehrt den Zusatz, dass sie Unwägbarkeiten enthalten wegen des Kriegs in der Ukraine.

DJG/hru/gos

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March 18, 2022 06:51 ET (10:51 GMT)