FRANKFURT (Dow Jones)--Auf eine volatile Handelswoche sollten sich Anleger bei DAX & Co einstellen. Die Aktienmärkte befinden sich derzeit in einem Spannungsfeld aus Wirtschaftswachstum und Geldpolitik, dass nicht leicht unter einen Hut zu bringen ist.

So sind die Wachstumshoffnungen an die Weltwirtschaft nach Corona längst in allen Kursen eingepreist und werden für selbstverständlich gehalten. Da schleicht sich mit der Delta-Variante ein neuer Belastungsfaktor auf das Spielfeld, der zunächst noch schwer zu bewerten ist. Gleichzeitig zeigen Einkaufsmanager-Indizes und andere Vorlaufindikatoren vor allem in Asien, dass das Wachstumstempo selbst ohne neue Virus-Einflüsse bereits verhaltener abläuft.


   Berichtssaison wird heftig - Maximalziele verlangt 

Auf der Ebene von Konjunkturdaten sind noch keine klaren Reaktionsmuster der Marktteilnehmer bei schwächeren Daten auszumachen, bei Einzelunternehmen dagegen umso mehr: Hier wird geradezu hart reagiert, wenn es bei vorgezogenen Quartalszahlen auch nur die leichteste Abweichung nach unten gibt. Im Prinzip haben die Börsen hier die jeweils maximal erreichbaren Ziele bei Umsatz, Gewinn und Wachstumsaussagen bereits eingepreist.

Klar erkennbar war das im Wochenverlauf mit prozentual zweistelligen "Bestrafungsaktionen" gegen Teamviewer und Shop Apotheke, die angedachte Maximalziele nicht erreichten. Und selbst bei Deutsche Post wurden erhöhte Mittelfristprognosen nur noch mit einer verhaltenen Reaktion quittiert.

Die nun beginnende Berichtssaison zum zweiten Quartal dürfte daher noch zahlreiche Kurseinbrüche mit sich bringen, wenn der verwöhnte Markt von den Unternehmen nicht zu maximaler Zufriedenheit bedient wird. In Europa stehen kommende Woche nur wenige Titel an, unter anderem Ericsson, Richemont und Burberry mit Zwischenberichten. In den USA beginnt die Saison dagegen richtig anzulaufen: Den Anfang machen die Großbanken JP Morgan, Goldman Sachs, Bank of America und Citigroup.


    Fokus auf Wirtschaftsdaten aus China und Inflation in USA 

Aber auch von der Konjunkturfront gibt es viele Daten aus der ersten Reihe, die bei Enttäuschungen zu kräftigen Kursbewegungen führen könnten: Allen voran aus China das BIP zum zweiten Quartal und die Handelsbilanz. Dazu die wichtigen Daten zur Industrieproduktion von China über die USA bis Europa.

Flankiert wird dies von den Top-Zahlen aus der Geldpolitik, den Verbraucherpreisen (CPI) aus den USA und Europa. Gerade nach der Explosion der US-Inflation im Mai fragen sich viele Anleger, ob sich dies wiederholt. Denn das Mantra der Zentralbanken lautet ja weiter, dies seien alles nur temporäre Erscheinungen der Nach-Corona-Erholung. Als verdächtig fiel hierzu schon vielen Marktteilnehmern auf, dass die Europäische Zentralbank (EZB) in der abgelaufenen Woche gleichzeitig ihr alles Inflationsziel von unter 2 Prozent aufgegeben hat und über dem Zielwert liegende Werte tolerieren will. Einer dauerhaft höheren Geldentwertung wird damit zumindest formal schon das Tor geöffnet.

Umso mehr wird kommende Woche auf die Aussagen von Zentralbankern und vor allem auf die Stichhaltigkeit ihrer Begründungen geachtet: So stehen in Japan und Australien die Sitzungen und Zinsentscheidungen der Notenbanken an. Und in den USA dürfte es noch zahlreiche letzte Reden von US-Notenbankern geben. Denn ab Samstag beginnt dann ihre Schweigeperiode vor der nächsten Zinsentscheidung. Insgesamt also genügend Datenmaterial von allen Seiten, um eine volatile Handelswoche zu garantieren.

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July 09, 2021 08:24 ET (12:24 GMT)