Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Börsen bauen ihre Kursgewinne bis zum Mittwochnachmittag deutlich aus. Der DAX verbessert sich um 1,1 Prozent auf 14.942 Punkte und steht auf dem höchsten Stand seit dem 21. Februar des vergangenen Jahres. In Europa rechnen Marktteilnehmer mit dem umsatzstärksten Tag seit dem großen Terminbörsenverfall im Dezember, was als positives Zeichen gilt. "Die 15.000er Marke rückt immer mehr ins Blickfeld", sagt Thomas Altmann von QC Partners. Sollte der DAX die 15.000er Marke deutlich und nachhaltig überschreiten, würde er in die Trading-Range des zweiten Halbjahrs 2021 zwischen knapp 15.000 und gut 16.000 Punkten zurückkehren und sich damit technisch deutlich verbessern, so die Meinung von Marktanalysten.

"Im Vorfeld der morgen anstehenden Inflationsdaten aus den USA lässt sich der Deutsche Aktienindex nicht von seinem Kurs Richtung 15.000 Punkte abbringen", sagt Jochen Stanzl von CMC Markets. "Die Anleger klammern sich an alle Daten, die auf einen nachlassenden Preisdruck hindeuten, und das dürfte morgen erneut der Fall sein", sagt er voraus. Andererseits komme aber auch immer wieder Gegenwind von den Geldpolitikern der Zentralbanken. Diese betonten immer wieder, dass noch nicht genug getan worden sei, um die Inflation nachhaltig zu senken.

Sollten die US-Verbraucherpreise stärker als erwartet zurückgegangen sein, könnten Anleihe- und Aktienkurse einen neuen Schub erhalten, meint Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank. Umgekehrt sei damit aber auch das Enttäuschungspotenzial einer höheren Inflationsrate hoch. Der Euro-Stoxx-50 legt um 1,2 Prozent auf 4.104 Punkte zu.


   Nur Versicherer schwach 

Auch die gute Marktbreite gilt als positives Zeichen. Fast alle Branchenindizes in Europa liegen mehr oder weniger deutlich im Plus. Lediglich die Indizes der Versicherer und der Pharmawerte liegen im Minus.

Unter Druck steht vor allem der Versicherungsindex mit einem Minus von 1,1 Prozent. In London brechen die Aktien des Versicherers Direct Line um 24,6 Prozent ein - nach einer Gewinnwarnung und Dividendenaussetzung. Dies sei eine unwillkommene Überraschung gewesen, urteilen die Analysten von RBC. Auch Admiral Group werden davon um 6,6 Prozent nach unten gerissen. Im DAX fallen Hannover Rück um 1,6 Prozent, Allianz um 0,4 Prozent und Munich Re um 1,0 Prozent.


   Bayer mit Investoreneinstieg gesucht - Siemens Energy mit Auftrag 

Im DAX legen Bayer um 3,7 Prozent zu. Hier stützt das Interesse aktivistischer Investoren. Nachdem sich jüngst Inclusive Capital mit knapp 1 Prozent an dem Pharmakonzern beteiligt hat, soll nun auch Bluebell Capital eingestiegen sein. Die Investoren fordern eine Aufspaltung des Konzerns und einen Wechsel an der Unternehmensspitze.

Noch stärker nach oben geht es mit Siemens Energy, die 6,9 Prozent gewinnen. Siemens Energy ist Teil eines Konsortiums, das einen Milliardenauftrag für die Anbindung von Windparks in der Nordsee erhalten hat.

Ebenfalls sehr fest im Markt liegen Zalando und Vonovia, die um bis zu 5,7 Prozent steigen. Zu Vonovia wird darauf verwiesen, dass Immobilienwerte marktbreit gesucht sind, so auch Deutsche Wohnen, TAG oder Grand City in der zweiten und dritten Reihe.

Neben den Versicherern halten auch Airbus mit dem DAX nicht mit und notieren 1,5 Prozent schwächer: Hier haben die Auslieferungszahlen des Vorjahres nicht ganz die Markterwartungen getroffen.


   Shop Apotheke nach Zahlen sehr fest 

Nur noch um 0,2 Prozent nach oben geht es für Teamviewer, am Mittag waren sie nach vorläufigen Zahlen noch deutlich stärker gestiegen. Die Marge werde am oberen Rand der bisherigen Prognose von 45 bis 47 Prozent ausfallen, so das Unternehmen. Dazu hofft der Markt weiter auf einen schnellen Ausstieg aus dem teuren Sponsorenvertrag mit Manchester United.

Bei Shop Apotheke Europe (+3,1%) hat sich sowohl der Umsatz als auch die Anzahl der Kunden im vergangenen Jahr spürbar erhöht. Zwar merkt die Citi zum Zwischenbericht an, der Konsens habe trotz eines Wachstums von 14 Prozent noch einen Tick mehr erwartet. Die Aktien von Konkurrent Zur Rose legen um 2,1 Prozent zu.


   SMA zweistellig im Plus - Cropenergies schwach 

In der dritten Reihe steigen SMA Solar mit einer Kaufempfehlung von Jefferies um 11,9 Prozent. Dagegen geben Cropenergies um 6,4 Prozent nach. Die Zahlen zum dritten Quartal des Geschäftsjahrs sind von steigendem Preisdruck geprägt. Auch der Ausblick überzeugt nicht, hier wird das EBITDA zwischen 265 und 295 Millionen Euro gesehen, der Markt hatte aber schon über 300 Millionen Euro erwartet.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.104,30        +1,2%         46,84          +8,2% 
Stoxx-50                3.841,91        +0,6%         21,96          +5,2% 
DAX                    14.942,00        +1,1%        167,40          +7,3% 
MDAX                   27.893,16        +1,9%        509,49         +11,1% 
TecDAX                  3.148,70        +1,8%         56,00          +7,8% 
SDAX                   12.869,31        +1,7%        219,94          +7,9% 
FTSE                    7.755,31        +0,8%         60,82          +3,3% 
CAC                     6.945,44        +1,1%         76,30          +7,3% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,20                      -0,11          -0,38 
US-Zehnjahresrendite        3,58                      -0,04          -0,30 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Mi, 8:45 Uhr  Di, 17:06 Uhr  % YTD 
EUR/USD                   1,0769        +0,3%        1,0754         1,0735  +0,6% 
EUR/JPY                   142,73        +0,6%        142,23         141,85  +1,7% 
EUR/CHF                   1,0006        +1,0%        0,9901         0,9901  +1,1% 
EUR/GBP                   0,8866        +0,3%        0,8835         0,8826  +0,2% 
USD/JPY                   132,55        +0,3%        132,31         132,12  +1,1% 
GBP/USD                   1,2146        -0,0%        1,2171         1,2164  +0,4% 
USD/CNH (Offshore)        6,7797        -0,1%        6,7780         6,7906  -2,1% 
Bitcoin 
BTC/USD                17.423,37        -0,1%     17.429,53      17.328,59  +5,0% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD  % YTD 
WTI/Nymex                  76,24        75,12         +1,5%          +1,12  -5,0% 
Brent/ICE                  81,44        80,10         +1,7%          +1,34  -5,3% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                  65,26        70,07         -6,9%          -4,82  -3,8% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD  % YTD 
Gold (Spot)             1.871,69     1.876,30         -0,2%          -4,62  +2,6% 
Silber (Spot)              23,49        23,60         -0,5%          -0,11  -2,0% 
Platin (Spot)           1.092,65     1.080,50         +1,1%         +12,15  +2,3% 
Kupfer-Future               4,15         4,08         +1,8%          +0,07  +9,0% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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January 11, 2023 10:02 ET (15:02 GMT)