FRANKFURT (Dow Jones)--Der Abgabedruck an Europas Börsen hält am Donnerstagnachmittag an. Wie erwartet hat die US-Notenbank am Vorabend die Zinsen um 75 Basispunkte erhöht. Allerdings deutet die Erklärung darauf hin, dass die zeitlichen Verzögerungen der Geldpolitik in Zukunft ein langsameres Tempo bei den Zinserhöhungen erfordern könnten. Zwar räumte Fed-Präsident Jerome Powell ein, dass eine Verlangsamung der Zinserhöhungen wahrscheinlich sei, doch ändere dies nichts an der Tatsache, dass die Zinssätze wahrscheinlich am Ende des Zinserhöhungspfades noch höher ausfallen müssten, um die Inflation im Laufe der Zeit wieder auf das Ziel von 2 Prozent zu bringen.

"Powell hat das Zinsgespenst zurück aufs Parkett gebracht", kommentiert QC Partners. In einer ersten Reaktion habe die Freude über ein wahrscheinlich zukünftig langsameres Erhöhungstempo überwogen. "Doch jetzt überwiegt die Angst davor, dass die Zinsen zwar langsamer, aber dafür länger und noch höher steigen", heißt es weiter. Durch die Fed-Äußerungen sei die Markterwartung an den Leitzins Ende 2023 um 15 Basispunkte angesprungen. Der DAX verliert 1 Prozent auf 13.125 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,8 Prozent auf 3.593 nach unten.

Derweil hat die Bank of England in ihrer geldpolitischen Entscheidung die Zinsen um 75 Basispunkte auf 3 Prozent angehoben. Dennoch gibt das Pfund nach der Entscheidung kräftig nach. Devisenanalyst Sam Cooper von der Silicon Valley Bank betont die Möglichkeit, dass die Zentralbank nun einen Gang herunterschalten könnte. Sterling falle, weil der Markt den zukünftigen Zinspfad der Bank of England überschätzt habe, der Zinsgipfel dürfte tiefer ausfallen als vom Markt eingepreist.


   Zalando an der DAX-Spitze nach Quartalszahlen 

Daneben steht eine wahre Zahlenflut auf der Agenda. Heidelberg Materials (Heidelbercement) hat trotz der hohen Energiepreise im Sommer den Gewinn im dritten Quartal leicht gesteigert. Mit Blick auf das Jahresende rechnet der Baustoffkonzern aber mit leicht rückläufiger Nachfrage und hat deshalb die Ergebnisprognose 2022 so präzisiert, dass im schlechtesten Fall ein Rückgang um 10 Prozent möglich ist. Für die Aktie geht es um 0,4 Prozent nach unten.

Zalando (+7,7%) hat Drittquartalszahlen vorgelegt, die nach Aussage aus dem Handel besser als befürchtet ausgefallen sind. Der Online-Modehändler hat die Umsätze gesteigert und dank Kostenkontrolle auch operativ mehr verdient sowie die Margen leicht verbessert. Unter dem Strich schrieb Zalando allerdings weiter rote Zahlen.

BMW (-4,9%) hat im dritten Quartal trotz rückläufiger Autoverkäufe Umsatz und Gewinn dank weiterhin hoher Verkaufspreise für Premiumwagen spürbar gesteigert. Die operative Marge stieg im Vorjahresvergleich deutlich. Den Margen-Ausblick für das Gesamtjahr bekräftigte der Konzern, nachdem die Wettbewerber Audi und Mercedes-Benz vergangene Woche ihren Prognosen erhöht hatten. Nach Ansicht der RBC-Analysten haben viele Anleger mit einer Anhebung der Prognose gerechnet. Allerdings sei BMW mit seinen Prognosen bekanntermaßen konservativ.

Hannover Rück (+0,3%) hat den Gewinn im dritten Quartal trotz erheblicher Großschäden gesteigert. Mit Blick auf die Jahresgewinnprognose wird der Rückversicherer jedoch etwas vorsichtiger und erwartet nun ein Ergebnis am unteren Rand der Prognosespanne. Belastungen wegen Wirbelsturm "Ian" halten sich im Vergleich zur Konkurrenz in Grenzen.

Trotz laut Händlern starker Geschäftszahlen und guter Ausblicke stehen Hugo Boss (-3,6%) und Rational (-11%) unter Druck. "Die Unternehmensberichte werden zum Verkauf genutzt", so ein Händler. Offensichtlich misstraue der Markt den Perspektiven konsumnaher Unternehmen. Zudem sei der Kurs von Rational innerhalb kurzer Zeit um 40 Prozent gestiegen, was zu Gewinnmitnahmen reize. Aus der zweiten Reihe legte unter anderem Telefonica Deutschland (+0,2%) Geschäftszahlen vor und hob nach einem starken dritten Quartal die Prognose für das Gesamtjahr 2022 erneut leicht an.


   Gute Zahlen von Raiffeisen Bank - Ausblick erhöht 

Aber auch aus Europa gibt es Quartalsergebnisse. Von guten Zahlen spricht ein Marktteilnehmer mit Blick auf die Raiffeisen Bank, die Aktie gewinnt 0,4 Prozent. Das Finanzinstitut hat die Gewinnkennziffern in den ersten neun Monaten deutlich gesteigert. Den Ausblick für den Zins- und den Provisionsüberschuss hat die Bank nun erhöht. Bei der Eigenkapitalrendite rechnet das Haus mit einem Anstieg auf 25 Prozent.

Die französische BNP Paribas (+2,5%) hat im dritten Quartal trotz einer deutlich höheren Risikovorsorge überraschend mehr verdient. Die Erträge legten ebenfalls zu. Für die Faurecia-Aktie geht es um 8,7 Prozent nach unten. Das Unternehmen hat die Umsatz- und Margenprognose für sein kombiniertes Geschäft mit der Hella GmbH für 2025 aufgrund des makroökonomischen Gegenwinds gesenkt. Davon zeigt sich auch die Continental-Aktie belastet, für die es um 4,1 Prozent nach unten geht. Für Voestalpine geht es nach der Ankündigung eines Aktienrückkaufprogramms um 3,9 Prozent nach oben.

Shop Apotheke sacken um 14,6 Prozent ab. Wie es heißt, ist in Nordrhein-Westfalen ein Pilotprojekt für das E-Rezept abgebrochen worden. Als Begründung wird der Datenschutz angeführt, wie ein Händler sagt. Für die Aktien des Wettbewerbers Zur Rose geht um 17,5 Prozent abwärts.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.591,65        -0,8%        -30,36         -16,4% 
Stoxx-50                3.531,37        -0,8%        -29,09          -7,5% 
DAX                    13.126,32        -1,0%       -130,42         -17,4% 
MDAX                   23.287,59        -2,0%       -463,53         -33,7% 
TecDAX                  2.811,45        -1,0%        -27,35         -28,3% 
SDAX                   11.224,47        -0,7%        -80,13         -31,6% 
FTSE                    7.162,28        +0,3%         18,14          -3,3% 
CAC                     6.237,69        -0,6%        -39,19         -12,8% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,23                      +0,09          +2,41 
US-Zehnjahresrendite        4,13                      +0,03          +2,62 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Do, 8:02 Uhr  Mi, 17:32 Uhr    % YTD 
EUR/USD                   0,9780        -0,4%        0,9808         0,9865   -14,0% 
EUR/JPY                   144,61        -0,4%        144,83         145,09   +10,5% 
EUR/CHF                   0,9889        +0,4%        0,9857         1,0004    -4,7% 
EUR/GBP                   0,8722        +1,2%        0,8617         0,8610    +3,8% 
USD/JPY                   147,88        -0,0%        147,65         147,08   +28,5% 
GBP/USD                   1,1212        -1,5%        1,1380         1,1459   -17,1% 
USD/CNH (Offshore)        7,3261        -0,2%        7,3301         7,3165   +15,3% 
Bitcoin 
BTC/USD                20.272,34        +0,9%     20.303,95      20.383,23   -56,2% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  88,65        90,00         -1,5%          -1,35   +27,0% 
Brent/ICE                  95,20        96,16         -1,0%          -0,96   +29,8% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                 130,50       125,86         +3,7%          +4,64  +107,7% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.628,83     1.634,10         -0,3%          -5,27   -11,0% 
Silber (Spot)              19,39        19,21         +1,0%          +0,18   -16,8% 
Platin (Spot)             926,05       935,15         -1,0%          -9,10    -4,6% 
Kupfer-Future               3,44         3,47         -0,8%          -0,03   -22,0% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

DJG/mpt/flf

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November 03, 2022 11:10 ET (15:10 GMT)