FRANKFURT (Dow Jones)--Extreme Schwankungen begleiten die europäischen Aktienmärkte in dieser Woche. Nach dem massiven Abverkauf am Vortag ging es am Donnerstag wieder deutlich nach oben. Die Nachricht, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) der angeschlagenen Credit Suisse finanziell unter die Arme greift, beruhigt die Nerven vieler Investoren.

Am frühen Nachmittag hob die Europäische Zentralbank die Leitzinsen um 50 Basispunkte an und lieferte den angekündigten großen Zinsschritt. Dies wertete Ulrike Kastens, Volkswirtin Europa der DWS, vor dem Hintergrund der hartnäckig hohen Inflationsraten als eine gute Nachricht. Gleichzeitig bekräftigte die Notenbank ihre Absicht, bei einer Gefährdung der Finanzmarktstabilität mit Liquiditätsmaßnahmen einzugreifen. Doch eine Vorfestlegung des weiteren Zinspfads entfiel. Damit fahre sie auf Sicht, was angesichts der aktuellen Lage verständlich sei. Dennoch: Das Mandat der EZB ist Preisstabilität. Daher dürfte die EZB nicht darum herumkommen, die Leitzinsen weiter zu erhöhen.

Der DAX schloss 1,6 Prozent höher bei 14.967 Punkten, der Euro-Stoxx-50 legte um 2,0 Prozent auf 4.117 Punkte zu. In Zürich zog der SMI um 1,9 Prozent an, dort wurde das Rettungspaket für die Credit Suisse gefeiert. Die Aktien der angeschlagenen Großbank erholten sich um 19 Prozent.


   Credit Suisse will sich bis zu 50 Mrd Franken von der SNB leihen 

Die Credit Suisse greift nach der von der Notenbank der Schweiz ausgeworfenen Rettungsleine. Die Bank kündigte in der Nacht zum Donnerstag an, sich bei der SNB bis zu 50 Milliarden Franken zu leihen. Die Credit Suisse kämpft schon länger mit Problemen und einem Vertrauensverlust. Nachdem die Bank am Dienstag Bilanzierungsschwächen eingeräumt hatte, schloss am Mittwoch der Großaktionär Saudi National Bank weitere Investitionen in die angeschlagene Bank aus, weil eine größere Beteiligung zusätzliche regulatorische Hürden mit sich bringen würde.

Am Vorabend stellten sowohl die SNB als auch die Finanzmarktaufsicht Finma klar, dass die Credit Suisse die für systemrelevante Banken geltenden Anforderungen an Kapital und Liquidität erfüllt. Berichten zufolge hatte die Bank die Behörden am Mittwoch um ein öffentliches Zeichen der Unterstützung ersucht. "Die Notenbanken wollen die aktuelle Krise offensichtlich beenden, bevor sie weitere Institute infizieren kann", sagte Vermögensverwalter Thomas Altmann von QC Partners.


   EZB zieht Zinserhöhung voll durch 

Dass die Europäische Zentralbank trotz der aktuellen Finanzmarktturbulenzen an der im Februar in Aussicht gestellten Zinserhöhung keine Abstriche machte, zeigte für Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust, dass sie der Preisstabilität klare Priorität gibt und darin eine unabdingbare Voraussetzung für stetiges Wachstum und stabile Finanzmärkte sieht. Die Notwendigkeit eines solchen Zinsschritts zum jetzigen Zeitpunkt sei jedoch fraglich, denn die Rückschläge an den Finanzmärkten hätten die Finanzierungsbedingungen in der Wirtschaft teils erheblich verschlechtert und sie würden - zusammen mit niedrigeren Ölpreisen - die Nachfrage und die Inflation kurzfristig dämpfen. Sehr wichtig sei die klare Botschaft der EZB an die Marktteilnehmer, dass sie über wirksame Politikinstrumente verfüge, um zusätzliche Liquidität bereitzustellen und eine Ausweitung der aktuellen Krise zu verhindern. Eine Ankündigung weiterer Zinsschritte wäre angesichts der Unsicherheit über die weitere Finanzmarktentwicklung und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Inflation nicht sinnvoll gewesen.


   Immobilien-Aktien auf der Verliererseite 

Für die Aktie von Eon ging es um 4,5 Prozent nach oben, nachdem einige Analysten sich nach den Zahlen am Vortag positiv geäußert hatten. Auf der anderen Seite fielen Vonovia um 4,4 Prozent, hier wurde an der Börse seit längerem gerätselt, wie hoch die Dividende in diesem Jahr ausfällt. Nach Börsenschluss am Donnerstag teilte Vonovia dann mit, dass sie für 2022 eine Dividende von 0,85 Euro zahlen werde. Derweil hatte - nach LEG in der vergangenen Woche - auch Konkurrent Grand City Properties die Dividende gestrichen, der Kurs brach um 6,8 Prozent ein. Im MDAX fielen TAG Immobilien um 4,5 Prozent, auch dieses Unternehmen streicht die Dividende. Siemens Energy stiegen um 5,1 Prozent. Der Energietechnikkonzern hat sich knapp 1,3 Milliarden Euro besorgt, die Kapitalerhöhung war erwartet worden und dient der Refinanzierung der Komplettübernahme von Siemens Gamesa. Rheinmetall rechnet derweil mit einem Auftragsboom im laufenden Jahr, die Aktie legte um 0,9 Prozent zu.

Deliveroo fielen nach Veröffentlichung der Geschäftszahlen um 0,8 Prozent. Die Viertquartalszahlen fielen im Rahmen der Erwartungen aus. Der Ausblick war hingegen durchwachsen. Während das Ziel für das bereinigte EBITDA den Schätzungen entsprochen habe, sah die Citigroup bei der Bruttomarge leichten Revisionsbedarf nach unten bei den Marktschätzungen.

Für Rentokil ging es nach Geschäftszahlen um 10 Prozent nach oben. RBC sprach von einer robusten Entwicklung. Der bereinigte Vorsteuergewinn fiel mit 532 Millionen Pfund über dem Marktkonsens von 508 Millionen aus. Positiv wurde auch das Ziel eines organischen Umsatzwachstums von mindestens 5 Prozent zur Kenntnis genommen.


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Index                      Schluss-  Entwicklung  Entwicklung    Entwicklung 
.                             stand      absolut         in %           seit 
.                                                              Jahresbeginn* 
Euro-Stoxx-50              4.116,98       +82,06        +2,0%          +8,5% 
Stoxx-50                   3.773,19       +41,20        +1,1%          +3,3% 
Stoxx-600                    441,64        +5,19        +1,2%          +3,9% 
XETRA-DAX                 14.967,10      +231,84        +1,6%          +7,5% 
FTSE-100 London            7.410,03       +65,58        +0,9%          -1,4% 
CAC-40 Paris               7.025,72      +140,01        +2,0%          +8,5% 
AEX Amsterdam                727,06       +10,59        +1,5%          +5,5% 
ATHEX-20 Athen             2.505,87       +15,79        +0,6%         +11,3% 
BEL-20 Bruessel            3.652,55       +22,64        +0,6%          -1,3% 
BUX Budapest              40.852,89      -954,40        -2,3%          -6,7% 
OMXH-25 Helsinki           4.692,30       +25,07        +0,5%          -3,3% 
ISE NAT. 30 Istanbul       5.774,66      +114,74        +2,0%          -2,9% 
OMXC-20 Kopenhagen         1.879,94       -11,51        -0,6%          +2,4% 
PSI 20 Lissabon            5.812,87       +53,12        +0,9%          +2,4% 
IBEX-35 Madrid             8.890,20      +131,10        +1,5%          +8,0% 
FTSE-MIB Mailand          25.918,76      +352,92        +1,4%          +7,8% 
RTS Moskau                   927,30        -9,65        -1,0%          -4,5% 
OBX Oslo                   1.054,85        -1,34        -0,1%          -3,2% 
PX  Prag                   1.318,54        +6,40        +0,5%          +9,7% 
OMXS-30 Stockholm          2.125,23       +28,43        +1,4%          +4,0% 
WIG-20 Warschau            1.706,55        -0,87        -0,1%          -4,8% 
ATX Wien                   3.147,44        -0,99        -0,0%          +1,8% 
SMI Zuerich               10.719,10      +202,70        +1,9%          -0,1% 
* zu Vortagsschluss 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,28                      +0,16          -0,29 
US-Zehnjahresrendite        3,56                      +0,10          -0,32 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Do, 8:05 Uhr  Mi, 17:19 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0612        +0,3%        1,0598         1,0531   -0,9% 
EUR/JPY                   141,73        +0,5%        140,90         139,76   +1,0% 
EUR/CHF                   0,9863        +0,0%        0,9853         0,9739   -0,4% 
EUR/GBP                   0,8765        -0,1%        0,8785         0,8759   -1,0% 
USD/JPY                   133,58        +0,2%        132,92         132,68   +1,9% 
GBP/USD                   1,2106        +0,4%        1,2072         1,2024   +0,1% 
USD/CNH (Offshore)        6,8992        +0,0%        6,8997         6,9081   -0,4% 
Bitcoin 
BTC/USD                24.749,19        +1,1%     24.542,81      24.268,46  +49,1% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  69,03        67,61         +2,1%          +1,42  -14,3% 
Brent/ICE                  75,21        73,69         +2,1%          +1,52  -11,9% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                  44,65        42,91         +4,1%          +1,75  -42,9% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.918,36     1.920,42         -0,1%          -2,06   +5,2% 
Silber (Spot)              21,61        21,80         -0,9%          -0,20   -9,9% 
Platin (Spot)             976,48       964,45         +1,2%         +12,03   -8,6% 
Kupfer-Future               3,88         3,86         +0,6%          +0,02   +1,8% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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March 16, 2023 13:15 ET (17:15 GMT)