FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte notieren am Donnerstagmittag sehr schwach. Nachdem an der Wall Street Dow-Jones-Index, S&P und Nasdaq-Indizes alle auf neuen Jahrestiefs geschlossen haben, werden auch in Europa Investoren vorsichtiger und verkaufen in großem Stil. Die Berichtssaison zum ersten Quartal hat nun ihren Höhepunkt hinter sich, von dieser Seite fehlen nun zunehmend die Impulse. Dabei war zu erkennen, dass die Unternehmen auch auf Grund der steigenden Preise beim Umsatz optimistisch ins Jahr schauen, die steigenden Kosten sich allerdings auf der Ertragsseite bemerkbar machen. Der DAX verliert 2,0 Prozent auf 13.550 Punkte, ex Dividende werden BMW und Puma gehandelt. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 2,3 Prozent auf 3.566 nach unten.

Der Dollar setzt seine Aufwärtsbewegung fort, am Vormittag ließ ein plötzlicher Schub den Euro auf unter 1,0422 Dollar fallen von zuvor rund 1,0510. Der Euro ist damit so billig wie zuletzt Ende 2016. Marktbeobachter verweisen auf die am Vortag gemeldeten Verbraucherpreise aus den USA für April. Deren Anstieg verlangsamte sich zwar gegenüber März, allerdings nicht so sehr wie erwartet. Damit wurden Spekulationen über eine möglicherweise noch straffer werdende US-Geldpolitik geschürt, was dem Dollar Rückenwind verleiht. Am Nachmittag könnten nun die US-Erzeugerpreise neue Impulse liefern. Hier wird mit einem Plus von 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat gerechnet.

Neben dem Dollar als sicherer Hafen geht es auch für die Anleihen nach oben, im Gegenzug fällt die Rendite der Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren um 13 Basispunkte auf 0,87 Prozent.


   Berichtssaison läuft auf Hochtouren 

Auf Unternehmensseite setzt die Berichtssaison Akzente, wobei der sehr schwache breite Markt vielfach auf die Kurse der betreffenden Unternehmen drückt. Die Siemens-Aktie verliert knapp 5,7 Prozent. Der bereinigte Gewinn entspricht nach Aussage der Citigroup den Erwartungen. Die angehobene Umsatzprognose für die Sparten DI und SI falle aufgrund der besseren Auftragslage ermutigend aus. Die Margen von Siemens werden dagegen von Bernstein durchweg als schwach eingestuft.

"Die Outperformance dürfte sich fortsetzen", so ein Börsianer zu RWE (+0,1%). "Die Zahlen sind durch die Bank besser als erwartet", sagt er. Den Ausblick hat das Unternehmen bekräftigt. "Solange die Strompreise nicht deutlich sinken, bleibt RWE ein 'sicherer Hafen' im DAX", meint er.

Etwas überraschen verliert die Merck-Aktie 5,8 Prozent. "Der Ausblick ist gut und das sollte die Aktie stützen", hieß es am Morgen. Während die Quartalszahlen alle nahe an den Schätzungen lägen, bleibe der Ausblick über den Prognosen - und zwar sowohl auf der Umsatz- als auch auf der Gewinnseite.

Weiter als "Underperformer" stuft ein Marktteilnehmer Heidelbergcement (-6%) ein. Zwar lägen einige Kennziffern leicht über den Erwartungen", der Umsatz aber bereits moderat unter den Prognosen. Die Stimmung im Bau sei weltweit schlecht, damit seien weitere Umsatzprobleme absehbar.

Allianz (-3,3%) hat den Ausblick für 2022 bestätigt, nachdem der Versicherer am Vortag bereits erste Quartalsergebnisse mitgeteilt hatte. Zurich Insurance (-0,1%) hat derweil solide Geschäftszahlen vorgelegt. Das Schaden- und Unfallgeschäft ist laut Citigroup 3 Prozent besser als erwartet ausgefallen. Wichtig sei, dass das Prämienwachstum die gestiegenen Kosten bis ins Jahr 2023 mehr als ausgleichen soll, was für bessere Margen spreche.

Leicht über den Erwartungen liegen die Geschäftszahlen von Telefonica. Der Telekommunikationskonzern habe die Prognosen für den Umsatz um gut 3 Prozent und für den Gewinn um 5 Prozent übertroffen. Die Aktie steigt um 4,5 Prozent.

Varta gehen nach der Zahlenvorlage in den freien Fall über. Der Kurs bricht um 13 Prozent ein. "Der Gewinn sinkt", sagt ein Marktteilnehmer. Die Frage sei, ob die Prognose über das Jahr hinweg aufrechterhalten werde angesichts des Margenverfalls.


   Ausverkauf bei Kryptowährungen verstärkt sich 

Der Ausverkauf der Kryptowährungen beschleunigt sich. Bitcoin stürzt auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2020. Im Tief ging es für die weltgrößte Kryptowährung nach Marktwert schon auf 25.340 Dollar nach unten, entsprechend einem Minus von rund 12 Prozent gegenüber Mittwoch. Aktuell hat sich Bitcoin aber wieder deutlich erholt auf über 28.000 Dollar.

Die Kryptowährungen und ganz allgemein digitale Vermögenswerte bewegen sich zunehmend im Gleichschritt mit Aktien, die zuletzt stärker unter Verkaufsdruck standen. Hintergrund ist, dass traditionelle Geldverwalter wie Hedgefonds und auch andere Anleger in den vergangenen beiden Jahren diesen Bereich für sich entdeckt haben. In Zeiten erhöhter Volatilität dürften solche Fonds aber schneller dazu neigen, Kryptobestände zu verkaufen.


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Euro-Stoxx-50           3.565,76      -2,3%      -82,11     -17,0% 
Stoxx-50                3.496,49      -1,9%      -65,95      -8,4% 
DAX                    13.549,69      -2,0%     -278,95     -14,7% 
MDAX                   27.879,26      -2,6%     -734,16     -20,6% 
TecDAX                  2.919,15      -2,0%      -58,80     -25,5% 
SDAX                   12.550,04      -3,1%     -398,14     -23,5% 
FTSE                    7.194,73      -2,1%     -152,93      -0,5% 
CAC                     6.122,38      -2,4%     -147,35     -14,4% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,87                  -0,11      +1,05 
US-Zehnjahresrendite        2,83                  -0,10      +1,32 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %    Do, 8:22  Mi, 18:55   % YTD 
EUR/USD                   1,0439      -0,7%      1,0495     1,0530   -8,2% 
EUR/JPY                   134,20      -1,8%      135,91     136,72   +2,5% 
EUR/CHF                   1,0399      -0,5%      1,0455     1,0444   +0,2% 
EUR/GBP                   0,8551      -0,4%      0,8610     0,8574   +1,8% 
USD/JPY                   128,59      -1,1%      129,43     129,82  +11,7% 
GBP/USD                   1,2209      -0,3%      1,2190     1,2282   -9,8% 
USD/CNH (Offshore)        6,8128      +0,8%      6,8014     6,7526   +7,2% 
Bitcoin 
BTC/USD                28.254,19      -2,5%   26.769,98  30.175,79  -38,9% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 104,40     105,71       -1,2%      -1,31  +42,3% 
Brent/ICE                 106,14     107,51       -1,3%      -1,37  +39,7% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.846,16   1.852,46       -0,3%      -6,30   +0,9% 
Silber (Spot)              21,01      21,58       -2,6%      -0,57   -9,9% 
Platin (Spot)             970,63     994,78       -2,4%     -24,15   +0,0% 
Kupfer-Future               4,07       4,21       -3,4%      -0,14   -8,7% 
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Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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May 12, 2022 07:12 ET (11:12 GMT)