FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte notieren am Donnerstagnachmittag leichter. Nachdem an der Wall Street Dow-Jones-Index, S&P und Nasdaq-Indizes erneut leichter in den Handel gestartet sind, bleibt die Stimmung angeschlagen. Die Berichtssaison zum ersten Quartal hat in Europa nun ihren Höhepunkt hinter sich, von dieser Seite fehlen nun zunehmend die Impulse. Dabei war zu erkennen, dass die Unternehmen auch aufgrund der steigenden Preise beim Umsatz optimistisch ins Jahr schauen, die steigenden Kosten sich allerdings auf der Ertragsseite bemerkbar machen. Der DAX verliert 0,7 Prozent auf 13.733 Punkte, ex Dividende werden BMW und Puma gehandelt. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 1,0 Prozent auf 3.611 nach unten.

Der Dollar setzt seine Aufwärtsbewegung fort, der Euro fällt auf 1,04 Dollar. Der Euro ist damit so billig wie zuletzt Ende 2016. Neben dem Dollar als sicherer Hafen geht es auch für die Anleihen nach oben, im Gegenzug fällt die Rendite der Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren um 13 Basispunkte auf 0,87 Prozent.


   Erdgaspreise schnellen mit russischen Sanktionen nach oben 

Für die Erdgaspreise geht es deutlich in die Höhe, an der niederländischen Terminbörse steigt der Preis für den Kontrakt mit Fälligkeit Ende Mai um knapp 12 Prozent. Hintergrund ist der Umstand, dass Russland Sanktionen gegen mehr als 30 Energiefirmen aus der EU, den USA und Singapur erlassen hat. Im Handel befürchtet man nun Angebotsengpässe. Die konkreten Auswirkungen der russischen Maßnahmen sind derzeit noch unklar. Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck sagte, einige Töchter von Gazprom Germania erhielten kein russisches Erdgas mehr, doch besäßen die Gesellschaften nicht-russische Alternativen. Die durch die Ukraine geleitete Gasmenge sank zuletzt um ein Drittel - auch dieser Umstand treibt die Preise. Fakt ist, dass die Industrie unter den hohen Energiepreisen leidet und im Portmonnaie der Bürger weniger Geld für den Konsum zur Verfügung steht. Sollte Gas weiter teuer bleiben, wird sich dies negativ auf die Konjunktur in Deutschland auswirken.


   Berichtssaison läuft auf Hochtouren 

Auf Unternehmensseite setzt die Berichtssaison Akzente, wobei der sehr schwache breite Markt vielfach auf die Kurse der betreffenden Unternehmen drückt. Die Siemens-Aktie verliert knapp 3,4 Prozent. Der bereinigte Gewinn entspricht nach Aussage der Citigroup den Erwartungen. Die angehobene Umsatzprognose für die Sparten DI und SI falle aufgrund der besseren Auftragslage ermutigend aus. Die Margen von Siemens werden dagegen von Bernstein durchweg als schwach eingestuft. Für RWE geht es nach Zahlenausweis um 3,4 Prozent nach unten.

Etwas überraschend verliert die Merck-Aktie 5,8 Prozent. Während die Quartalszahlen alle nahe an den Schätzungen der Analysten liegen, fällt der Ausblick besser als die Prognosen aus - und zwar sowohl auf der Umsatz- als auch auf der Gewinnseite. Die Analysten loben mehrheitlich den Ausblick, Goldman Sachs dagegen soll nach Aussage aus dem Handel das Votum "Sell" bestätigt haben.

Weiter als "Underperformer" stuft ein Marktteilnehmer Heidelbergcement (-6,1%) ein. Zwar lägen einige Kennziffern leicht über den Erwartungen", der Umsatz aber bereits moderat unter den Prognosen. Die Stimmung im Bau sei weltweit schlecht, damit seien weitere Umsatzprobleme absehbar.

Allianz (-3,7%) hat den Ausblick für 2022 bestätigt, nachdem der Versicherer am Vortag bereits erste Quartalsergebnisse mitgeteilt hatte. Zurich Insurance (+1,3%) hat derweil solide Geschäftszahlen vorgelegt. Das Schaden- und Unfallgeschäft ist laut Citigroup 3 Prozent besser als erwartet ausgefallen. Wichtig sei, dass das Prämienwachstum die gestiegenen Kosten bis ins Jahr 2023 mehr als ausgleichen soll, was für bessere Margen spreche.

Leicht über den Erwartungen liegen die Geschäftszahlen von Telefonica. Der Telekommunikationskonzern habe die Prognosen für den Umsatz um gut 3 Prozent und für den Gewinn um 5 Prozent übertroffen, so Händler. Die Aktie steigt um 3,3 Prozent.

Varta gehen nach der Zahlenvorlage in den freien Fall über. Der Kurs bricht um 11 Prozent ein. "Der Gewinn sinkt", sagt ein Marktteilnehmer. Die Frage sei, ob die Prognose über das Jahr hinweg aufrechterhalten werde angesichts des Margenverfalls.


   Ausverkauf bei Kryptowährungen verstärkt sich 

Der Ausverkauf der Kryptowährungen beschleunigt sich. Bitcoin stürzt auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2020. Im Tief ging es für die weltgrößte Kryptowährung nach Marktwert schon auf 25.340 Dollar nach unten, entsprechend einem Minus von rund 12 Prozent gegenüber Mittwoch. Aktuell hat sich Bitcoin aber wieder deutlich erholt auf 28.000 Dollar.

Die Kryptowährungen und ganz allgemein digitale Vermögenswerte bewegen sich zunehmend im Gleichschritt mit Aktien, die zuletzt stärker unter Verkaufsdruck standen. Hintergrund ist, dass traditionelle Geldverwalter wie Hedgefonds und auch andere Anleger in den vergangenen beiden Jahren diesen Bereich für sich entdeckt haben. In Zeiten erhöhter Volatilität dürften solche Fonds aber schneller dazu neigen, Kryptobestände zu verkaufen.


=== 
Aktienindex              zuletzt      +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.611,38      -1,0%      -36,49     -16,0% 
Stoxx-50                3.530,50      -0,9%      -31,94      -7,5% 
DAX                    13.732,83      -0,7%      -95,81     -13,6% 
MDAX                   28.136,37      -1,7%     -477,05     -19,9% 
TecDAX                  2.965,87      -0,4%      -12,08     -24,3% 
SDAX                   12.672,61      -2,1%     -275,57     -22,8% 
FTSE                    7.238,50      -1,5%     -109,16      -0,5% 
CAC                     6.201,55      -1,1%      -68,18     -13,3% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,87                  -0,12      +1,05 
US-Zehnjahresrendite        2,87                  -0,06      +1,36 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %    Do, 8:22  Mi, 18:55   % YTD 
EUR/USD                   1,0415      -1,0%      1,0495     1,0530   -8,4% 
EUR/JPY                   133,43      -2,4%      135,91     136,72   +2,0% 
EUR/CHF                   1,0411      -0,4%      1,0455     1,0444   +0,4% 
EUR/GBP                   0,8517      -0,8%      0,8610     0,8574   +1,4% 
USD/JPY                   128,15      -1,4%      129,43     129,82  +11,3% 
GBP/USD                   1,2229      -0,2%      1,2190     1,2282   -9,6% 
USD/CNH (Offshore)        6,8038      +0,7%      6,8014     6,7526   +7,1% 
Bitcoin 
BTC/USD                28.589,04      -1,3%   26.769,98  30.175,79  -38,2% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 106,83     105,71       +1,1%       1,12  +45,6% 
Brent/ICE                 107,25     107,51       -0,2%      -0,26  +41,2% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.839,99   1.852,46       -0,7%     -12,47   +0,6% 
Silber (Spot)              21,14      21,58       -2,1%      -0,44   -9,3% 
Platin (Spot)             955,15     994,78       -4,0%     -39,63   -1,6% 
Kupfer-Future               4,07       4,21       -3,2%      -0,13   -8,5% 
=== 

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/flf

(END) Dow Jones Newswires

May 12, 2022 10:29 ET (14:29 GMT)