FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte ziehen am Freitagnachmittag an. So legt der DAX um 0,8 Prozent zu auf 15.601 Punkte. Vom Schwächeanfall zu Anfang des Monats konnte sich der Index inzwischen erholen und notiert diese Woche mehrheitlich in ruhigem Fahrwasser oberhalb der Marke von 15.500 Punkten. Rücksetzer wurden jüngst schnell für Käufe genutzt, die Berichtssaison wird bisher als stützend eingestuft. Der Euro-Stoxx-50 zieht sogar um 1,1 Prozent auf 4.202 Zähler an.

Bereits am Morgen sorgte für Erleichterung, dass der hochverschuldete chinesische Immobilienkonzern Evergrande eine Kuponzahlung für eine im September fällig gewordene Dollar-Anleihe geleistet hat. Mehr als ein Atemholen in dem Drama um den Baukonzern dürfte dies aber nicht sein. Derweil geht die Berichtssaison weiter, vor allem europäische Unternehmen berichten am Freitag über die Entwicklung im dritten Quartal.


   Konjunktur in der Eurozone kühlt sich ab 

Der Rückgang der Einkaufsmanagerindizes in Europa kommt für Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, gewissermassen mit Ansage. Für das verarbeitende Gewerbe gelte, dass die Auftragsbücher voll seien, doch die Produktion aufgrund der Knappheit von Vorprodukten und Rohstoffen nur bedingt davon profitieren könne. Eine rasche Besserung der Situation sei nicht absehbar. Hinzu kämen nun auch noch deutlich gestiegene Energiepreise. In Anbetracht dieser Belastungsfaktoren sei erstaunlich, dass der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe nicht noch deutlicher nachgeben habe. In Deutschland ist nur ein minimaler Rückgang gegenüber dem Vormonat zu verzeichnen. Die Freude über die vollen Auftragsbücher ist groß und überwiegt die derzeit schwierigen Produktionsbedingungen. Im Dienstleistungssektor ließen hingegen Nachholeffekte nach. Die Wachstumsraten werden deshalb im laufenden Quartal und auch im ersten Quartal des kommenden Jahres klein ausfallen.


   UBS optimistischer für Aktien der Eurozone 

Die Analysten der UBS werden optimistischer für die Aktien aus der Eurozone und stufen sie in Folge in ihrer globalen Aktienstrategie von "Neutral" auf "Most Preferred" hoch. Eine akkommodierende Geld- und Fiskalpolitik, ein starkes BIP- und Ertragswachstum sowie eine unterdurchschnittliche Bewertung dürften dazu beitragen, dass Aktien aus der Eurozone in den kommenden Monaten besser abschnitten als die der globalen Wettbewerber. Die Aktien der Eurozone hätten sich aus verschiedenen Gründen in jüngster Zeit schlechter entwickelt als die der zyklischen Wettbewerber. Die Analysten der UBS sehen in der jüngsten Schwäche eine Chance. In der Vergangenheit hätten Aktien aus der Eurozone positiv mit den Inflationserwartungen und der Outperformance von Value-Titeln korreliert.


   Umsätze überraschen zumeist positiv 

Ein Freudenfeuerwerk von 6,2 Prozent gibt es bei L'Oreal, wo das bereinigte Umsatzwachstum von 13,1 Prozent weit über der Konsensschätzung von 7,6 Prozent lag. Der unerwartet starke Quartalsgewinn des französischen Konsumgüterkonzerns im dritten Quartal zeigt nach Ansicht der Citi-Analysten die Fähigkeit des Unternehmens, das eigene Wachstum geografisch und mittels einer breit angelegten Produktexpansion neu auszutarieren. Das führe zu Volumina-Relationen, die in der Citi-Researchabdeckung unerreicht seien.

Auch Vivendi hat starke Umsatzzahlen vorgelegt. Sie werden gerade nach der Ausgliederung von UMG von den Anlegern gefeiert und treiben die Aktien um 1,5 Prozent. Wie die Citigroup anmerkt, sind die Umsätze klar besser als erwartet ausgefallen, mit 10,3 Prozent Anstieg lagen sie weit über der Konsensprognose von 3,7 Prozent.

Wieder aufgekommene IPO-Fantasie der Porsche AG wird im Handel als Grund für die gute Entwicklung im Autosektor genannt. Jüngster Auslöser sei ein Artikel im Manager Magazin. Entsprechende Spekulationen gab es allerdings bereits in der Vergangenheit. Nach Einschätzung aus dem Handel wäre der Zeitpunkt für einen Börsengang angesichts der vermutlich erzielbaren hohen Bewertung günstig gewählt. VW steigen 2,2 Prozent, BMW 1,8 Prozent und Porsche 1,6 Prozent.

Die Gewinnwarnung von Continental (+1,1%) geht an der Aktie nahezu spurlos vorbei. "Dass Conti den Ausblick nicht halten wird können, wird seit langem erwartet", so ein Aktienhändler. Warburg hatte schon Ende September das Unternehmen auf die Liste derer genommen, die im zweiten Halbjahr eine Warnung abliefern dürften. So erwartet der Automobilzulieferer nun für 2021 eine bereinigte EBIT-Marge bei 5,2 bis 5,6 Prozent nach 6,5 bis 7 Prozent, die Analysten von Warburg lagen hier bereits am unteren Ende der Spanne.

Bei Siltronic geht es um 1,2 Prozent nach unten, hier verzögert sich der Zusammenschluss mit Globalwafers. LSE geben nach Drittquartalszahlen um 5,6 Prozent nach. Belastend wirkt der Ausblick.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.201,96      +1,1%         46,23         +18,3% 
Stoxx-50                3.647,70      +0,9%         31,41         +17,4% 
DAX                    15.601,09      +0,8%        128,53         +13,7% 
MDAX                   34.948,13      +0,7%        230,77         +13,5% 
TecDAX                  3.804,22      +0,6%         23,96         +18,4% 
SDAX                   16.946,61      +0,4%         71,85         +14,8% 
FTSE                    7.233,80      +0,6%         43,50         +11,3% 
CAC                     6.756,06      +1,0%         69,89         +21,7% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,10                    +0,01          +0,48 
US-Zehnjahresrendite        1,66                    -0,04          +0,75 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Fr, 7:58 Uhr  Do, 17:39 Uhr    % YTD 
EUR/USD                   1,1645      +0,2%        1,1626         1,1640    -4,7% 
EUR/JPY                   132,44      -0,1%        132,52         132,44    +5,0% 
EUR/CHF                   1,0662      -0,1%        1,0672         1,0680    -1,4% 
EUR/GBP                   0,8448      +0,2%        0,8426         0,8430    -5,4% 
USD/JPY                   113,72      -0,3%        114,00         113,78   +10,1% 
GBP/USD                   1,3784      -0,1%        1,3797         1,3808    +0,9% 
USD/CNH (Offshore)        6,3782      -0,2%        6,3945         6,3897    -1,9% 
Bitcoin 
BTC/USD                61.860,26      -1,5%     63.045,01      62.727,01  +112,9% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  82,94      82,50         +0,5%           0,44   +74,0% 
Brent/ICE                  85,20      84,61         +0,7%           0,59   +68,0% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.811,71   1.782,90         +1,6%         +28,81    -4,5% 
Silber (Spot)              24,80      24,18         +2,6%          +0,62    -6,0% 
Platin (Spot)           1.078,18   1.053,10         +2,4%         +25,08    +0,7% 
Kupfer-Future               4,53       4,56         -0,7%          -0,03   +28,5% 
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October 22, 2021 10:25 ET (14:25 GMT)