FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen zeigen sich auch am Mittwochmittag von ihrer freundlichen Seite. Stützend wirkt eine Sondersitzung der EZB angesichts der Verwerfungen am Rentenmarkt. Renditen am italienischen Anleihemarkt fallen und geben bei Papieren mit 10-jähriger Laufzeit auf 3,99 Prozent nach. EZB-Direktorin Isabel Schnabel sagte bereits, die EZB werde eine "Fragmentierung" des Euroraums auf jeden Fall verhindern. Der DAX gewinnt 1,1 Prozent auf 13.453 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es 1,0 Prozent auf 3.512 nach oben.

Der Rentenhandel hatte die Zehnjahresrendite Italiens von nur 3,4 Prozent vor der EZB-Sitzung am Donnerstag auf über 4,1 Prozent am folgenden Montag getrieben. Damit habe er der EZB vor Augen geführt, dass Italiens extreme Staatsverschuldung schnell unfinanzierbar werden könne, heißt es im Handel. Banken und Versicherer, die zum Teil stark in Staatsanleihen aus der Peripherie der Eurozone investiert sind, legen um 3 Prozent zu. Der MIB-Index in Mailand feiert dies mit einem Anstieg um 2,7 Prozent.


   Alles wartet auf US-Zinserhöhung 

Mit der Zinsentscheidung der US-Notenbank steht am Abend das wichtigste Event des ganzen Monats an. Erst danach sei wieder eine korrekte Bewertung von Aktien möglich, was auch die Volatilität an den Märkten senken dürfte, heißt es von Analysten. Nach dem Schock mit der sich noch beschleunigenden US-Inflation hatte die Stimmung an Wall Street in Richtung aggressiver Zinsschritte gedreht. Ein großer Zinsschritt von 75 Basispunkten (Bp) gilt daher als ausgemachte Sache: Die Wahrscheinlichkeit dafür wird nun bei fast 100 Prozent gesehen.

Anders als bei der EZB würde eine entschiedene Bekämpfung der Inflation in den USA begrüßt werden: Die Strategen von der Bank of America sehen sogar die Chance, dass eine Erhöhung um 100 Bp eine Erleichterungsrally auslösen dürfte. Sollten es nur bis zu 50 Bp sein, dürfte der Markt dies indes als halbherzig empfinden.

Zudem stützen auch Daten zur Industrieproduktion im Mai in China. Sie zeigte sich stark trotz Corona-Lockdowns und stieg um 0,7 Prozent gegen Vorjahr. Volkswirte hatten dagegen mit 1 Prozent Minus gerechnet.

Im DAX sind Luftfahrt-Aktien gesucht nach einer positiven Studie von Berenberg. Vor allem bei MTU geht es um 2,8 Prozent nach oben, ihre Einstufung wurde zudem auf "Kaufen" erhöht. Die Erholung beim globalen Luftverkehr erweist sich Berenberg zufolge trotz der vielen Belastungsfaktoren durch Covid-19 und Konjunkturlage als robust und unterstütze damit ehrgeizige Pläne für Produktionsausweitungen für Flugzeuge. Airbus legen 0,5 Prozent zu.

Die Aktien von Gerresheimer springen um 14 Prozent an. Hier treiben Berichte, es habe ein Übernahmeinteresse von Bain Capital gegeben. Da Gerresheimer dies zurückgewiesen haben solle, stehe die Fantasie auf höhere Gebote im Raum, heißt es im Handel.

Gute Zahlen hat der Chemiekonzern Clariant vorgelegt. Das Unternehmen hat den Umsatz im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs um 26 Prozent gesteigert. Die EBITDA-Marge stieg auf 17,4 Prozent. Mit den Aktien geht es daher 3 Prozent höher.

Trotz ordentlicher Zahlen geben H&M 5,4 Prozent nach. Jefferies stellt fest, dass die Wiederöffnungen in Europa zu einer starken Nachfrage geführt hätten, die in den vergangenen Wochen angedauert habe. Allerdings seien die Auswirkungen weniger spektakulär gewesen als bei Inditex. Anleger interessiere die Frage, inwieweit das schwedische Bekleidungsunternehmen mit einer Erholung der Preise den steigenden Kostendruck ausgleichen könne.


   Cropenergies erhöht Jahresprognose 

Ein schwächerer Ausblick von Getinge belastet das Medizintechnik-Unternehmen, der Kurs bricht um 15,7 Prozent ein. Der schwedische Peer von Drägerwerk hat den Ausblick für das organische Umsatzwachstum heruntergenommen, unter anderem wegen einer schwächeren Nachfrage nach Corona-Impfstoffen. Auch für Drägerwerk geht es 2 Prozent nach unten.

Kräftig nach oben um 5,1 Prozent geht es mit den Aktien von Cropenergies nach der erhöhten Jahresprognose für 2022/23. Der Hersteller von Bioethanol erwartet nun ein EBITDA von 205 bis 255 Millionen Euro nach zuvor erwarteten 145 bis 195 Millionen Euro. "Die Marktprognosen waren zwar schon höher als die vom Unternehmen, die Aktienreaktion auf eine 35-prozentige Erhöhung der Gewinnprognose ist aber eher dünn", sagt ein Händler. Grund sei, dass ein Teil der Gewinne auf Hedging-Gewinne zurückgehe, die nicht wiederholbar seien.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.511,63      +1,0%         36,45         -18,3% 
Stoxx-50                3.426,65      +0,6%         21,59         -10,3% 
DAX                    13.453,28      +1,1%        148,89         -15,3% 
MDAX                   27.713,60      +1,4%        372,64         -21,1% 
TecDAX                  2.852,28      +0,2%          6,46         -27,2% 
SDAX                   12.414,12      +0,7%         92,07         -24,4% 
FTSE                    7.279,68      +1,3%         92,22          -2,7% 
CAC                     6.002,75      +0,9%         52,91         -16,1% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,67                    -0,08          +1,85 
US-Zehnjahresrendite        3,37                    -0,11          +1,86 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Mi, 8:38 Uhr  Di, 17:20 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0485      +0,7%        1,0444         1,0416   -7,8% 
EUR/JPY                   140,84      -0,3%        141,21         140,46   +7,6% 
EUR/CHF                   1,0464      +0,3%        1,0467         1,0424   +0,9% 
EUR/GBP                   0,8666      -0,2%        0,8719         0,8672   +3,1% 
USD/JPY                   134,35      -0,9%        134,98         134,86  +16,7% 
GBP/USD                   1,2095      +0,8%        1,2002         1,2010  -10,6% 
USD/CNH (Offshore)        6,7170      -0,6%        6,7206         6,7562   +5,7% 
Bitcoin 
BTC/USD                20.558,80      -4,5%     21.102,09      22.397,34  -55,5% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 117,55     118,93         -1,2%          -1,38  +61,5% 
Brent/ICE                 120,09     121,17         -0,9%          -1,08  +59,2% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.826,44   1.808,40         +1,0%         +18,04   -0,2% 
Silber (Spot)              21,49      21,11         +1,8%          +0,38   -7,8% 
Platin (Spot)             949,86     925,03         +2,7%         +24,83   -2,1% 
Kupfer-Future               4,17       4,16         +0,4%          +0,02   -6,0% 
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June 15, 2022 06:53 ET (10:53 GMT)