FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen halten am Donnerstagmittag an den Gewinnen fest. Die wie erwartet ausgefallene Zinsanhebung durch die US-Notenbank um diesmal nur 25 Basispunkte und ein weniger falkenhaft klingender Fed-Chef Jerome Powell sorgen für Kauflaune. Die kleine Zinserhöhung sollte nach Einschätzung von Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, nicht als Signal für das bevorstehende Ende des Zinserhöhungszyklus verstanden werden. Diese Botschaft sei der Fed wichtig gewesen. Die Finanzmärkte sollten sich daher nicht zu sehr in Sicherheit wiegen und die Verbraucher das Gefühl haben, dass da eine Notenbank ist, die sich um die hohen Inflationsraten kümmere.

Auch wenn Fed-Chef Jerome Powell weitere Zinsanhebungen in Aussicht gestellt habe, habe er aber gleichzeitig deutlich gemacht, dass die meiste Arbeit getan sei und die Zeit für eine Pause näher rücke. Im April lege die Fed eine Pause ein, der Offenmarktausschuss treffe sich nach der März-Sitzung erst wieder im Mai. Dann dürfte die Inflationswelt nochmals eine deutlich andere sein als heute, so Gitzel. Der DAX legt um 1,3 Prozent auf 15.382 Punkte zu, der Euro-Stoxx-50 gewinnt 0,9 Prozent auf 4.209 Punkte. Am Devisenmarkt hat der Euro mit Aufschlägen auf die Fed-Entscheidung reagiert und die 1,1000-Dollar-Marke geknackt.

Nach der Fed steht nun die EZB im Blick der Akteure. Sie dürfte nach allgemeiner Erwartung am Nachmittag die Leitzinsen erneut um 50 Basispunkte auf 2,50 Prozent anheben. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte eine solchen Zinsschritt bereits im Dezember angekündigt. Weniger klar ist, welche Aussagen Rat und Lagarde zum weiteren Zinskurs machen werden und welche Details zum Abbau der Anleihebestände sie verraten werden.


   Deutsche Bank verdient deutlich mehr - Kurs fällt 

Am Aktienmarkt tobt die Berichtssaison. Die Deutsche Bank hat ihren Gewinn im vergangenen Jahr dank höherer Zinsen, eines starken Anleihehandels und geringerer Kosten auf den höchsten Wert seit 2007 gehievt. Das vor dreieinhalb Jahren ausgegebene Renditeziel für 2022 wurde klar übertroffen. Die Mittelfristziele bis 2025 wurden bestätigt. Bemängelt wird von Analysten, dass die Bank gegenüber den europäischen Wettbewerbern trotz guter Kapitalausstattung keinen Aktienrückkauf angekündigt habe. Der Kurs fällt um 2 Prozent.

Das schwache Kapitalmarktumfeld hat der Deutsche-Bank-Tochter DWS 2022 derweil einen unerwartet deutlichen Gewinnrückgang beschert. Die Erträge konnte das Unternehmen trotz Mittelabflüssen und eines Rückgangs des verwalteten Vermögens aber stabil halten. Der bestätigte Ausblick wird im Handel als ambitioniert eingestuft, der Kurs kommt um 4,8 Prozent zurück.

Mit sehr starken Zahlen glänzt Infineon (+7,2%). "Die Chips werden den Herstellern aus den Händen gerissen", kommentiert ein Händler. Infineon stehe aufgrund seiner Auto-Orientierung besonders stark da und werde nicht von den Problemen der Hersteller von konsumnahen Produkten wie PCs geplagt. Entsprechend habe Infineon die Jahresprognose leicht angehoben. Im MDAX legen Siltronic nach der Quartalszahlenvorlage 7,1 Prozent zu.

Als "sehr stark" werden die Zahlen von Shell bezeichnet. Selbst die hohen Erwartungen angesichts der guten Zahlen anderer Branchenunternehmen seien noch getoppt worden. Der Jahresgewinn sprang auf einen neuen Rekord von 41,6 Milliarden Dollar. Die Aktie gewinnt 2,7 Prozent.


   Siemens Healthineers überraschend fest 

Überraschend fest zeigen sich Siemens Healthineers (+6,7%). Das Medizintechnikunternehmen hat im Auftaktquartal 2022/2023 wie erwartet deutlich weniger verdient. Das besser als erwartet ausgefallene bereinigte Ergebnis ist den DZ-Analysten zufolge ausschließlich auf eine sehr niedrige Steuerquote zurückzuführen. Neben der guten Stimmung am Gesamtmarkt machen Händler positive Analystenkommentare zu dem Unternehmen aus. Diese bezögen sich weniger auf die Zahlen zum abgelaufenen Quartal, sondern auf die Zukunftsaussichten.

Leichter zeigen sich ABB (-4,1%) nach der Vorlage des Geschäftsberichts, ebenso Roche (-1,7%). Der Schweizer Pharmakonzern hat beim Umsatz die Markterwartung erreicht, ist nach Aussage aus dem Handel allerdings wegen einer etwas schwächeren Marge beim Gewinn knapp an der Erwartung vorbeigeschrammt. Der Ausblick auf 2023 klinge etwas schlechter als erwartet.

In der dritten deutschen Reihe gewinnen Formycon trotz einer Kapitalerhöhung 1,6 Prozent. Das Biosimilarunternehmen hat außerdem eine Vertriebskooperation mit Fresenius Kabi gemeldet, die laut Analysten großes Ertragspotenzial verspricht.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.208,66        +0,9%       37,22     +10,9% 
Stoxx-50                3.836,36        -0,0%       -0,70      +5,1% 
DAX                    15.381,98        +1,3%      201,24     +10,5% 
MDAX                   29.416,19        +2,0%      566,31     +17,1% 
TecDAX                  3.296,69        +3,2%      102,00     +12,9% 
SDAX                   13.396,06        +1,8%      232,92     +12,3% 
FTSE                    7.803,78        +0,5%       42,67      +4,2% 
CAC                     7.091,94        +0,2%       14,83      +9,6% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,24                    -0,03      -0,33 
US-Zehnjahresrendite        3,40                    -0,02      -0,48 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Do, 8:41  Mi, 17:30   % YTD 
EUR/USD                   1,1000        +0,1%      1,1002     1,0919   +2,8% 
EUR/JPY                   141,58        -0,1%      141,49     141,18   +0,9% 
EUR/CHF                   0,9998        +0,1%      0,9984     0,9983   +1,0% 
EUR/GBP                   0,8920        +0,5%      0,8884     0,8870   +0,8% 
USD/JPY                   128,70        -0,2%      128,62     129,30   -1,9% 
GBP/USD                   1,2333        -0,3%      1,2385     1,2310   +2,0% 
USD/CNH (Offshore)        6,7282        +0,1%      6,7233     6,7456   -2,9% 
Bitcoin 
BTC/USD                23.817,33        +0,4%   23.802,24  23.012,49  +43,5% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  76,15        76,41       -0,3%      -0,26   -5,3% 
Brent/ICE                  82,55        82,84       -0,4%      -0,29   -3,7% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.955,84     1.949,90       +0,3%      +5,94   +7,2% 
Silber (Spot)              24,40        23,98       +1,8%      +0,42   +1,8% 
Platin (Spot)           1.025,13     1.009,00       +1,6%     +16,13   -4,0% 
Kupfer-Future               4,16         4,11       +1,3%      +0,05   +9,2% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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February 02, 2023 06:58 ET (11:58 GMT)