FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen bleiben am Montagmittag unter verschärftem Abgabedruck. Zinserhöhungssorgen gepaart mit Rezessionsängsten seien keine gute Kombination für Aktien, heißt es im Handel. Nach der falkenhaften Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell auf dem Notenbankertreffen in Jackson Hole müsse sich der Markt neu positionieren. Der DAX verliert 1,3 Prozent auf 12.806 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es 1,5 Prozent auf 3.550 nach unten.

Der Markt sei extrem leichtfertig in die Powell-Rede gegangen. "In nur 8 Minuten Rede hat Powell gezeigt, dass die eine Woche Seitwärtsbewegung davor falsch war", kommentiert ein Händler. Der Markt habe die Inflationswarnungen einzelner US-Notenbankmitglieder immer wieder auf die leichte Schulter genommen und nach einem erwarteten Spitzensatz von 3,75 Prozent in den USA im Frühjahr schon ab dem Herbst 2023 mit Zinssenkungen gerechnet. "Das war völlig unangemessen", so der Händler.


   Auch die EZB schlägt falkenhafte Töne an 

Zwar konzentriert sich der Markt eindeutig auf die US-Geldpolitik, doch nun mehren sich auch die falkenhaften Verlautbarungen aus dem Kreise der Europäischen Zentralbank. Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau hat sich für eine deutliche Leitzinsanhebung im September ausgesprochen. Beim geldpolitischen Symposium in Jackson Hole sagte er, die EZB müsse ihre Zinsen auf ein neutrales Niveau anheben, was bis Jahresende geschafft sein könne, wenn die EZB ihre Zinsen im September "signifikant" erhöhe.

Und EZB-Direktorin Isabel Schnabel plädierte für ein entschlossenes Vorgehen gegen die sehr hohe Inflation. Die Glaubwürdigkeit der Zentralbanken sei gefährdet. Zwar warnte EZB-Direktor Fabio Panetta vor zu starken Zinsschritten, allerdings wollen einige "Falken" laut einem Bericht über einen Zinsschritt von 75 Basispunkten im September diskutieren. Parallel zu den Debatten über steigende Zinsen warnen indes immer mehr Volkswirte vor einer Rezession in Europa.

Sämtliche Sektoren notieren im Minus. Technologie-Aktien sind erwartungsgemäß die Hauptverlierer mit minus 1,9 Prozent. Diese gelten als besonders zinssensibel. Der Telekomsektor hält sich mit Abschlägen von 0,6 Prozent noch relativ gut.


   Deutsche Energiepolitik gilt als chaotisch 

Versorgeraktien gehören zu den Hauptverlierern in Deutschland. "Das hat nicht nur mit der neuerlichen Diskussion über die Gasumlage zu tun, sondern mit einer zunehmend als chaotisch und unplanbar empfundenen Energiepolitik", sagt ein Händler. Dies nehme dem Sektor die Transparenz, was ihn für Anleger unattraktiv mache. Dazu komme übergeordnet der Anstieg der langlaufenden Renditen. Daher fielen nicht nur Versorgerwerte wie Uniper um 5 Prozent, sondern auch Windparkbetreiber wie Encavis um 4,9 Prozent. RWE geben 1,9 Prozent nach.

Rheinmetall verlieren 3,5 Prozent. Belastend wirkten dabei beide Segmente des Unternehmens: Die Automobilsparte leide unter den allgemeinen Konjunktursorgen, die Rüstungssparte unter der Vergabe des Panzer- und Haubitzenauftrages von Polen nach Südkorea. "Damit fallen nicht nur die konkreten Bestellungen weg, sondern auch Wartung und Nachrüstung", sagt ein Händler.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut   +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.549,15        -1,5%        -54,53      -17,4% 
Stoxx-50                3.572,04        -1,1%        -38,78       -6,5% 
DAX                    12.809,98        -1,2%       -161,49      -19,4% 
MDAX                   25.339,73        -0,7%       -183,96      -27,9% 
TecDAX                  2.946,69        -1,1%        -33,08      -24,8% 
SDAX                   11.893,34        -0,7%        -84,88      -27,5% 
FTSE                        0,00           0%          0,00       +0,6% 
CAC                     6.172,96        -1,6%       -101,30      -13,7% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut     +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,50                      +0,11       +1,68 
US-Zehnjahresrendite        3,10                      +0,06       +1,59 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Mo, 8:25 Uhr  Fr, 17:31h    % YTD 
EUR/USD                   0,9993        +0,3%        0,9933      1,0003   -12,1% 
EUR/JPY                   138,27        +0,9%        137,84      137,24    +5,7% 
EUR/CHF                   0,9661        +0,4%        0,9635      1,0377    -6,9% 
EUR/GBP                   0,8540        +0,6%        0,8515      0,8492    +1,6% 
USD/JPY                   138,37        +0,5%        138,80      137,21   +20,2% 
GBP/USD                   1,1701        -0,2%        1,1665      1,1779   -13,5% 
USD/CNH (Offshore)        6,9197        +0,4%        6,9273      6,8810    +8,9% 
Bitcoin 
BTC/USD                19.848,12        -0,6%     19.836,74   20.829,06   -57,1% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.         +/- %     +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  93,65        93,06         +0,6%       +0,59   +32,0% 
Brent/ICE                 101,58       100,99         +0,6%       +0,59   +36,4% 
GAS                               VT-Settlem.                   +/- EUR 
Dutch TTF                 273,00       339,20        -19,5%      -66,20  +405,1% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %     +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.728,83     1.737,80         -0,5%       -8,97    -5,5% 
Silber (Spot)              18,70        18,91         -1,1%       -0,21   -19,8% 
Platin (Spot)             861,70       867,25         -0,6%       -5,55   -11,2% 
Kupfer-Future               3,58         3,70         -3,1%       -0,12   -19,2% 
 
YTD zu Vortagsschluss 
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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August 29, 2022 06:50 ET (10:50 GMT)