FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen haben am Mittwoch deutlich fester geschlossen. Stützend wirkte eine Sondersitzung der EZB angesichts der Verwerfungen am Rentenmarkt. Die EZB hat ein neues Instrument zur Begrenzung der Renditeabstände zwischen Euro-Staatsanleihen in Auftrag gegeben. Renditen am italienischen Anleihemarkt fielen daraufhin. Der DAX gewann 1,4 Prozent auf 13.485 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 ging es 1,6 Prozent auf 3.532 nach oben. Der MIB-Index in Mailand legte 2,9 Prozent zu.

Zudem beschloss die EZB, zunächst bei der Wiederanlage von Tilgungsbeträgen von Staatsanleihen, die im Rahmen des Pandemiekaufprogramms PEPP erworben wurden, flexibel vorzugehen. Die EZB kann ihre Reinvestitionen damit ab sofort auf Anleihen von Ländern konzentrieren, deren Staatsanleiherenditen stärker als die der anderen Länder gestiegen sind.

Allein die Ankündigung der außerordentlichen Sitzung hatte ausgereicht, die Renditen an den italienischen Anleihemärkten zu drücken. Die Rendite der 10-jährigen Papiere lag zu Börsenschluss bei 3,86 Prozent. Jüngst stand sie noch bei 4,21 Prozent. Banken- und Versicherungswerte wurden gestützt von der Entspannung an den Anleihemärkten: Für Munich Re ging es 3,1 Prozent nach oben, Unicredit gewannen 3,7 Prozent. Der Versicherungssektor legte 2,7 Prozent zu.


   Alles wartet auf US-Zinserhöhung 

Mit der Zinsentscheidung der US-Notenbank steht am Abend das wichtigste Event des ganzen Monats an. Erst danach sei wieder eine korrekte Bewertung von Aktien möglich, was auch die Volatilität an den Märkten senken dürfte, hieß es von Analysten. Nach dem Schock mit der sich noch beschleunigenden US-Inflation hatte die Stimmung an Wall Street in Richtung aggressiver Zinsschritte gedreht. Ein großer Zinsschritt von 75 Basispunkten (Bp) gilt daher als ausgemachte Sache: Die Wahrscheinlichkeit dafür wird nun bei fast 100 Prozent gesehen.

Anders als bei der EZB würde eine entschiedene Bekämpfung der Inflation in den USA begrüßt werden: Die Strategen von der Bank of America sehen sogar die Chance, dass eine Erhöhung um 100 Bp eine Erleichterungsrally auslösen dürfte. Sollten es nur bis zu 50 Bp sein, dürfte der Markt dies indes als halbherzig empfinden.

Zudem stützten auch Daten zur Industrieproduktion im Mai in China. Sie zeigte sich stark trotz Corona-Lockdowns und stieg um 0,7 Prozent gegen Vorjahr. Volkswirte hatten dagegen mit 1 Prozent Minus gerechnet.

Tagesgewinner im DAX waren Delivery Hero mit plus 9,1 Prozent. Die Aktie ist hochvolatil und dürfte von Leerverkaufseindeckungen profitiert haben. Tagesverlierer waren Siemens Healthineers mit minus 6,6 Prozent. Ein schwächerer Ausblick von Getinge (-17,5%) belastete die Aktien von Medizintechnik-Unternehmen. Die Schweden haben den Ausblick für das organische Umsatzwachstum heruntergenommen, unter anderem wegen einer schwächeren Nachfrage nach Corona-Impfstoffen.


   H&M fallen trotz ordentlicher Zahlen 

Trotz ordentlicher Zahlen gaben H&M 6,5 Prozent nach. Jefferies stellte fest, dass die Wiederöffnungen in Europa zu einer starken Nachfrage geführt hätten, die in den vergangenen Wochen angedauert habe. Allerdings seien die Auswirkungen weniger spektakulär gewesen als bei Inditex. Anleger interessiere die Frage, inwieweit das schwedische Bekleidungsunternehmen mit einer Erholung der Preise den steigenden Kostendruck ausgleichen könne.

Kräftig aufwärts um 4,4 Prozent ging es mit den Aktien von Cropenergies nach der erhöhten Jahresprognose für 2022/23. Der Hersteller von Bioethanol erwartet nun ein EBITDA von 205 bis 255 Millionen Euro nach zuvor erwarteten 145 bis 195 Millionen Euro. Auch die Mutter Südzucker (+7,4%) erhöhte die Prognose. Erwartete Preiserhöhungen beim Biosprit, aber auch gute Geschäfte im Spezialitätengeschäft dürften zu rund 200 Millionen Euro mehr Umsatz und 100 Millionen Euro mehr operativem Gewinn im laufenden Geschäftsjahr führen.

Die Aktien von Gerresheimer sprangen um 15,7 Prozent an. Hier trieben Berichte, es habe ein Übernahmeinteresse von Bain Capital gegeben. Da Gerresheimer dies zurückgewiesen haben soll, stehe die Fantasie auf höhere Gebote im Raum, hieß es im Handel.


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Index                      Schluss-  Entwicklung  Entwicklung   Entwicklung 
.                             stand      absolut         in %          seit 
.                                                              Jahresbeginn 
Euro-Stoxx-50              3.532,32       +57,14        +1,6%        -17,8% 
Stoxx-50                   3.443,37       +38,31        +1,1%         -9,8% 
Stoxx-600                    413,10        +5,78        +1,4%        -15,3% 
XETRA-DAX                 13.485,29      +180,90        +1,4%        -15,1% 
FTSE-100 London            7.273,41       +85,95        +1,2%         -2,7% 
CAC-40 Paris               6.030,13       +80,29        +1,3%        -15,7% 
AEX Amsterdam                663,21       +10,34        +1,6%        -16,9% 
ATHEX-20 Athen             2.028,26       +47,09        +2,4%         -5,3% 
BEL-20 Bruessel            3.756,30       +79,11        +2,2%        -12,9% 
BUX Budapest              39.318,71      +612,42        +1,6%        -22,5% 
OMXH-25 Helsinki           4.668,16       +60,14        +1,3%        -17,3% 
ISE NAT. 30 Istanbul       2.778,50       +21,62        +0,8%        +37,2% 
OMXC-20 Kopenhagen         1.610,61       +15,19        +1,0%        -13,6% 
PSI 20 Lissabon            5.986,96       +25,19        +0,4%         +8,0% 
IBEX-35 Madrid             8.174,70      +108,30        +1,3%         -6,2% 
FTSE-MIB Mailand          22.473,56      +626,67        +2,9%        -20,1% 
RTS Moskau                 1.280,38        +7,41        +0,6%        -19,8% 
OBX Oslo                   1.127,02        +7,85        +0,7%         +5,5% 
PX  Prag                   1.306,07       +15,67        +1,2%         -8,4% 
OMXS-30 Stockholm          1.946,86       +15,47        +0,8%        -19,5% 
WIG-20 Warschau            1.707,11        +3,04        +0,2%        -24,7% 
ATX Wien                   3.135,78       +49,04        +1,6%        -19,4% 
SMI Zuerich               10.783,59       +84,52        +0,8%        -16,3% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,64                    -0,11          +1,82 
US-Zehnjahresrendite        3,41                    -0,07          +1,90 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Mi, 8:38 Uhr  Di, 17:20 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0389      -0,3%        1,0444         1,0416   -8,6% 
EUR/JPY                   139,70      -1,1%        141,21         140,46   +6,7% 
EUR/CHF                   1,0413      -0,2%        1,0467         1,0424   +0,4% 
EUR/GBP                   0,8619      -0,7%        0,8719         0,8672   +2,6% 
USD/JPY                   134,48      -0,8%        134,98         134,86  +16,8% 
GBP/USD                   1,2052      +0,4%        1,2002         1,2010  -10,9% 
USD/CNH (Offshore)        6,7169      -0,6%        6,7206         6,7562   +5,7% 
Bitcoin 
BTC/USD                21.296,89      -1,0%     21.102,09      22.397,34  -53,9% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 117,35     118,93         -1,3%          -1,58  +61,2% 
Brent/ICE                 120,04     121,17         -0,9%          -1,13  +59,1% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.822,58   1.808,40         +0,8%         +14,18   -0,4% 
Silber (Spot)              21,56      21,11         +2,1%          +0,45   -7,5% 
Platin (Spot)             936,75     925,03         +1,3%         +11,72   -3,5% 
Kupfer-Future               4,17       4,16         +0,3%          +0,01   -6,2% 
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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June 15, 2022 12:15 ET (16:15 GMT)