FRANKFURT (Dow Jones)--Gut erholt zeigen sich Europas Börsen am Dienstagnachmittag. Vor allem die Rückkehr der Marktteilnehmer aus London aus ihrem verlängerten Wochenende treibt. Sie hätten die gedrückten Kurse vom Vortag vor allem bei Banken, Autos, Einzelhändler und Tech-Werten als Schnäppchengelegenheit genutzt und ihre Leerverkäufe eingedeckt. Der DAX steigt um 1,3 Prozent auf 13.057 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gewinnt 0,7 Prozent auf 3.595 Punkte.

Ob daraus jedoch mehr als eine kurzfristige Bärenmarkt-Rally wird, ist zweifelhaft. Denn Daten wie zur Verbraucherpreis-Inflation aus Deutschland zeigen, dass das wahre Preisdebakel noch bevorsteht. Zudem wirkt das Zentralbankertreffen in Jackson Hole nach. Es hatte gezeigt, dass fast alle Notenbanker der Bekämpfung der Inflation Priorität einräumen. Damit steigt die Aussicht auf steigende Zinsen, was die Aktienbörsen üblicherweise drückt. Nun rückt die EZB-Entscheidung am 8.September immer stärker in den Blick.


   Deutsche Inflationsdaten diesmal nur ein Intermezzo 

Die deutsche Inflation lag im August mit 8,8 Prozent in der europaweiten Berechnung im erwarteten Rahmen. Zu früh darüber freuen sollte sich der Markt aber nicht: "Die deutsche Inflationsrate nimmt Anlauf für den nächsten deutlichen Anstieg", warnt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank.

"Es gibt derzeit kaum Güter, die nicht teurer werden. Es kommt aber noch dicker", meint Gitzel: Denn im September schlage der Wegfall des Tankrabatts und des 9-Euro-Tickets zu Buche. Im Oktober werde sich dann die Gasumlage kräftig bemerkbar machen und die Inflationsrate über die 10-Prozent-Marke treiben.

Gitzel kritisiert dabei die Diskussionen in der EZB, die immer noch debattiere, ob überhaupt ein großer Zinsschritt erfolgen soll. "In Anbetracht einer Inflationsrate von knapp 9 Prozent für den gemeinsamen Währungsraum reibt man sich darüber nur verwundert die Augen", sagt der Volkswirt: "Verbraucher und Unternehmer machen sich Sorgen, ob die EZB ihrem Auftrag der Preisstabilität nachkommt".


   Kräftige Erholung bei Retail und Autos 

Gesucht sind die Autowerte: Porsche SE liegen mit Aufschlägen von 5,3 Prozent vorne im Markt. Im Handel heißt es, die Aktie werde weiter von der jüngsten IPO-Fantasie der Porsche AG gestützt. In Medienberichten war zuletzt von einer starken Nachfrage von Investorenseite die Rede. Auch VW und Daimler legen bis je 3 Prozent zu. Bei den Tech-Werten erholen sich Infineon um 4 Prozent.

Einzelhandelswerte sind europaweit trotzdem gesucht, nach einer langen Durststrecke steigt der Branchen-Index um 2,3 Prozent. Im DAX legen Zalando um 4,4 Prozent zu. Carrefour fallen in Paris gegen den Trend um 2,4 Prozent. Hier hat JP Morgan die Kaufempfehlung gestrichen und die Aktien von "Overweight" auf "Neutral" gesenkt.

Ganz vorn auf den Kauflisten der Anleger stehen auch Bank-Aktien. In London steigen Barclays um 2,6 Prozent und Deutsche Bank im DAX um 2,5 Prozent.


   Versorger von EU-Strom-Plänen und Wien belastet 

Versorger stehen weiter im Blick mit den Plänen der EU zum Umbau der Stromverrechnung und Sorgen vor einer Übergewinnsteuer. Für etwas Beruhigung sorgt indes die Erkenntnis, dass der massive Strompreisanstieg nicht vom breiten Markt getragen wurde, sondern der Fehlspekulation bei Wien Energie, den Stadtwerken in Wien.

RWE fallen 2,8 Prozent. Im Handel heißt es, RWE dürfte viel stärker von einer Übergewinnsteuer betroffen sein als Eon (+0,1%). Uniper liegen derweil gut im Markt mit Aufschlägen von 3,9 Prozent.

Etwas erholt von zwischenzeitlichen Verlusten über 5 Prozent zeigen sich Encavis und notieren nur noch 1 Prozent tiefer. Die Umstrukturierung des Strommarktes dürfte zu Lasten der Windparkbetreiber gehen, da sie innerhalb des bisherigen "Merit-Systems" zu den größten Gewinnern gehört hätten. Bei den geringsten Produktionskosten der Branche sei ihnen Strom zu den hohen Kosten der Gaskraftwerke vergütet worden. Die EU will dies nun ändern, "der Gaspreis darf nicht mehr den Strompreis dominieren", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.


=== 
Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.588,16        +0,5%         17,65         -16,5% 
Stoxx-50                3.571,51        -0,4%        -12,62          -6,5% 
DAX                    13.035,33        +1,1%        142,34         -17,9% 
MDAX                   25.669,04        +0,8%        198,54         -26,9% 
TecDAX                  2.963,10        +1,0%         27,90         -24,4% 
SDAX                   12.021,10        +0,7%         80,63         -26,8% 
FTSE                    7.397,65        -0,4%        -29,66          +0,6% 
CAC                     6.243,10        +0,3%         20,82         -12,7% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,48                      -0,02          +1,66 
US-Zehnjahresrendite        3,07                      -0,03          +1,56 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Di, 8:06 Uhr  Mo, 17:52 Uhr    % YTD 
EUR/USD                   1,0029        +0,3%        1,0000         1,0001   -11,8% 
EUR/JPY                   138,65        -0,0%        138,50         138,76    +5,9% 
EUR/CHF                   0,9746        +0,7%        0,9673         1,0324    -6,1% 
EUR/GBP                   0,8569        +0,3%        0,8544         0,8539    +2,0% 
USD/JPY                   138,24        -0,4%        138,50         138,75   +20,1% 
GBP/USD                   1,1704        -0,0%        1,1705         1,1711   -13,5% 
USD/CNH (Offshore)        6,9165        +0,0%        6,9214         6,9160    +8,8% 
Bitcoin 
BTC/USD                20.432,06        +1,1%     20.413,96      20.246,49   -55,8% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  92,88        97,01         -4,3%          -4,13   +30,9% 
Brent/ICE                 101,58       105,09         -3,3%          -3,51   +36,4% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                 270,00       272,60         -1,0%          -2,60  +365,5% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.729,33     1.738,35         -0,5%          -9,03    -5,5% 
Silber (Spot)              18,56        18,78         -1,1%          -0,21   -20,4% 
Platin (Spot)             853,10       867,08         -1,6%         -13,98   -12,1% 
Kupfer-Future               3,57         3,61         -1,2%          -0,04   -19,4% 
 
YTD zu Vortagsschluss 
=== 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/mod/raz

(END) Dow Jones Newswires

August 30, 2022 09:50 ET (13:50 GMT)