FRANKFURT (Dow Jones)--Auch die erneuten Diskussionen um neue oder verschärfte Lockdowns können die Hausse-Stimmung an den europäischen Aktienmärkten nicht trüben. Der DAX bleibt auch nach dem langen Osterwochenende stramm auf Rekordkurs. Am Dienstagnachmittag gewinnt er 0,8 Prozent auf 15.233 Punkte, nachdem er im frühen Geschäft bei 15.312 Punkten ein neues Allzeithoch markiert hatte. Der Euro-Stoxx-50 zieht um 0,6 Prozent auf 3.970 Punkte an.

Die Hoffnung auf eine kräftige Konjunkturerholung nach dem Ende der Pandemie treibt vor allem die Rohstoff- und Autoaktien nach oben. Der europäische Stoxx-Autoindex steigt um 1,4 Prozent, der Index der so genannten Basic Resources legt um 2,6 Prozent zu.

Das Umfeld bleibt günstig: Die am Karfreitag veröffentlichten US-Arbeitsmarktdaten haben die Prognosen der Ökonomen deutlich übertroffen. Vor allem in den Bereichen Freizeit, Gastgewerbe und Unterhaltung wurden viele neue Jobs geschaffen. Der am Ostermontag bekannt gegebene ISM-Index für das nicht-verarbeitende Gewerbe in den USA zog im März ebenfalls unerwartet stark an. Und bei den chinesischen Dienstleistern hat sich die Stimmung im März wieder verbessert.

"Wegen seines Schwerpunkts im Bereich zyklischer Werte hat der DAX im internationalen Indexvergleich noch weiteres Aufholpotenzial", sagt Carsten Mumm, Chefvolkswirt des Bankhauses Donner & Reuschel. Der globale Aufschwung werde sich auch 2022 fortsetzen. Der Markit-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe mit seinem jüngsten Rekordstand von 66,6 Punkten verdeutliche die außergewöhnlich positiven Geschäftsaussichten für die Industrie.

Ein Blick auf die US-Staatsanleihen zeigt zugleich, dass sie nicht mehr unter den guten US-Wirtschaftsdaten leiden. Vielmehr liegt die Rendite der zehnjährigen US-Papiere mit aktuell 1,68 Prozent deutlich unter ihren jüngsten Hochs bei 1,77 Prozent. Das ist grundsätzlich positiv für die Börsen zu werten.


   Credit Suisse zieht Konsequenzen aus Archegos-Affäre 

Im Blick stehen Credit Suisse. Die Bank hat im Zusammenhang mit dem Kollaps des Hedgefonds Archegos angekündigt, die Dividende zu kürzen. Auch wurden personelle Konsequenzen nach dem Debakel gezogen. Credit Suisse war als Prime Broker für den in eine Schieflage geratenen Hedgefonds aktiv. Die Verluste geben die Schweizer mit 4,4 Milliarden Franken an. Wirklich unerwartet kommt das nicht - die Aktie schwankt um den Schlussstand vom Donnerstag und gibt aktuell um 0,2 Prozent nach.

Im DAX steigen VW um 2,4 Prozent. SAP gewinnen 1,9 Prozent. Im Handel wird auf Medien-Berichte verwiesen, laut denen die Google-Mutter Alphabet bei ihrer Finanz-Software vom US-Anbieter und SAP-Wettbewerber Oracle zu den Walldorfern wechseln werde. Als dritter im Bunde der Gewinner legen auch Fresenius 1,9 Prozent zu. Die Commerzbank hat das Ziel auf 46 Euro erhöht, die Aktien notieren mit 38,50 Euro noch deutlich darunter.

Borussia Dortmund geben dagegen im SDAX um 4,8 Prozent nach. Grund ist die Niederlage gegen Eintracht Frankfurt, womit das Erreichen der Champions League (CL) für die Schwarz-Gelben in der kommenden Saison in weite Ferne rückt.


   Air France-KLM mit Kapitalerhöhung und Zahlen etwas leichter 

Für die Aktie der Air-France-KLM geht nach anfänglichen deutlichen Verlusten um 1,1 Prozent nach oben, und das trotz einer Kapitalerhöhung. Bei einer Marktkapitalisierung von 2,2 Milliarden Euro ist eine Erhöhung um 1 Milliarde stark verwässernd, so die Analysten der ING. Dagegen seien die Zahlen für das erste Quartal leicht besser als erwartet ausgefallen. Infolge von Beeinträchtigungen des Geschäfts durch die Covid-19-Pandemie rechnet Air France-KLM für das erste Quartal nun mit einem operativen Verlust von 1,3 Milliarden Euro. Der Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen dürfte sich auf 750 Millionen Euro belaufen. Die Kapitalstärkung ist für die ING-Analysten ein erster Schritt nach vorne, aber weitere Nachrichten dürften folgen.

In der Branche notieren IAG (+2,1%) fest und Lufthansa (+1,5%) freundlich. Marktteilnehmer verweisen auch darauf, dass sich das Umfeld zunehmend aufhellt. In den USA hat der Flugverkehr nun wieder fast zwei Drittel des Niveaus vom vergleichbaren Zeitraum in 2019 erreicht, damit setzt sich die Aufholjagd fort.


   BP senkt Schulden - positiv für Aktienrückkauf 

Für die Aktie von BP geht es um 5,2 Prozent nach oben. Der britische Ölkonzern hat seine Verschuldung im ersten Quartal auf 35 Milliarden US-Dollar gedrückt und damit sein Ziel für diese Kennziffer erreicht. Gelungen sei dies dank unerwartet schneller Verkäufe von Unternehmensteilen. BP hatte sich verpflichtet, mindestens 60 Prozent des überschüssigen Cashflows in Form von Aktienrückkäufen an die Aktionäre zurückzugeben, sobald die Nettoverschuldung die 35-Milliarden-Dollar-Grenze erreicht habe.

Damit ist für die Berenberg-Analysten der Weg für Aktienrückkäufe ab dem zweiten Quartal frei. Obwohl die Höhe der Rückkäufe von den Nettoveräußerungen und der zugrundeliegenden Generierung von freiem Cashflow abhänge, schätzen sie, dass das Unternehmen bei einem Ölpreis von 60 Dollar je Barrel jährlich Aktien im Wert von etwa 2 bis 2,5 Milliarden Dollar zurückkaufe. Das entspreche etwa 2,5 bis 3 Prozent der aktuellen Marktkapitalisierung, und dies zusätzlich zur Dividendenrendite von 5,5 Prozent.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.970,23       0,62       24,27      11,75 
Stoxx-50                3.355,60       0,62       20,79       7,96 
DAX                    15.232,51       0,83      125,34      11,03 
MDAX                   32.434,53       0,45      144,72       5,32 
TecDAX                  3.456,39       0,37       12,73       7,58 
SDAX                   15.849,24       0,72      113,34       7,34 
FTSE                    6.823,21       1,28       85,91       4,28 
CAC                     6.129,32       0,43       26,36      10,41 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,31                   0,02      -0,55 
US-Zehnjahresrendite        1,68                  -0,02      -1,00 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %    Di, 8:21  Mo, 20:35    % YTD 
EUR/USD                   1,1836     +0,19%      1,1814     1,1811    -3,1% 
EUR/JPY                   129,89     -0,18%      130,21     130,12    +3,0% 
EUR/CHF                   1,1059     +0,01%      1,1073     1,1060    +2,3% 
EUR/GBP                   0,8544     +0,58%      0,8491     0,8495    -4,3% 
USD/JPY                   109,78     -0,35%      110,21     110,18    +6,3% 
GBP/USD                   1,3853     -0,41%      1,3913     1,3903    +1,4% 
USD/CNH (Offshore)        6,5474     -0,17%      6,5532     6,5566    +0,7% 
Bitcoin 
BTC/USD                58.528,50     -0,24%   58.716,00  58.899,50  +101,5% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  60,14      58,65       +2,5%       1,49   +23,5% 
Brent/ICE                  63,55      62,15       +2,3%       1,40   +23,2% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.737,90   1.728,10       +0,6%      +9,80    -8,4% 
Silber (Spot)              25,08      24,93       +0,6%      +0,16    -5,0% 
Platin (Spot)           1.226,55   1.213,20       +1,1%     +13,35   +14,6% 
Kupfer-Future               4,11       4,14       -0,7%      -0,03   +16,6% 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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April 06, 2021 09:54 ET (13:54 GMT)