FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem Abverkauf im frühen Handel auf Grund der russischen Teilmobilmachung zeigen sich die europäischen Aktienmärkte am Mittwochnachmittag leicht höher. Während der DAX zunächst auf 12.521 Punkte fiel, kamen Käufer an den Markt. Der DAX handelt aktuell mit 12.683 Punkten 0,1 Prozent im Plus. Der Euro-Stoxx-50 hat sich ebenfalls erholt und handelt 0,1 Prozent höher bei 3.469 Punkten. Unterstützung kommt von einer etwas fester tendierenden Wall Street. Der Handel verläuft momentan in ruhigen Bahnen. Unter Druck steht der Euro, der auf 0,9904 Dollar fällt.

Der europäische Anleihemarkt erfährt verstärkten Zulauf, nachdem der russische Präsident Wladimir Putin im Krieg gegen die Ukraine nun die Teilmobilmachung angeordnet hat. Die Angst vor einer Eskalation löst hier Käufe aus. Entsprechend kommen die Renditen zurück. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen sinkt um etwa 7 Basispunkte auf 1,88 Prozent.

Auf der Verliererseite am Aktienmarkt stehen mit einem Minus von 2,6 Prozent die Reise- und Freizeit-Aktien, dagegen gewinnt der Stoxx-Subindex der Öl- und Gaswerte 1,1 Prozent, auch Aktien der rohstoffnahen Basic Resources (+0,8%) stehen auf der Gewinnerseite. Nach der Teilmobilisierung sind Rüstungsaktien gesucht. Angesichts der damit steigenden Eskalationsgefahren im Ukraine-Krieg überrascht die Reaktion an der Börse nicht. Rheinmetall gewinnen 10,2 Prozent, Hensoldt 10,9 Prozent, BAE Systems 4,0 Prozent und Thales 4,9 Prozent.


   Dritte Zinserhöhung in Folge um 75 Basispunkte erwartet 

Die Blicke richten sich zudem seit Tagen auf die geldpolitische Entscheidung der US-Notenbank (Fed) am Abend. "Die 0,75 Prozent sind an den Märkten eingepreist", sagt Thomas Altmann von QC Partners. "Eine noch größere Erhöhung um ein volles Prozent würde sicherlich Schockwellen durch die Märkte schicken", warnt er.

Mindestens so wichtig wie die geldpolitische Entscheidung selbst dürfte auch der Ausblick auf das weitere Vorgehen werden. "Die Botschaft der Fed wird sich wahrscheinlich sehr schnell von einem Leitzins von 4,00 Prozent in Richtung 4,50 Prozent und vielleicht sogar höher verlagern", so Aneta Markowska, Chefvolkswirtin bei Jefferies.

Für die Märkte wird die Inflation und die Inflationsbekämpfung durch die Notenbanken immer mehr zum Problem. "Die hohen Energiepreise treiben nicht nur die Inflation, sondern sie zwingen die europäische und damit auch die deutsche Industrie langsam, aber sicher in die Knie", so CMC Markets. Die hohen Energiepreise dürften die Unternehmen zwingen, die Produktion zu drosseln und Zehntausende von Mitarbeitern zu entlassen, da sie Preissteigerungen nicht an ihre Kunden weitergeben könnten. Und gleichzeitig verteuern die steigenden Zinsen die Finanzierungen. Damit schlagen sie ebenfalls unmittelbar auf die Gewinne durch.


   Uniper wieder unter Druck  - Fortum weiter erholt 

Bei den Einzeltiteln stehen Uniper mit der Verstaatlichung im Blick, der Kurs fällt um 31,1 Prozent. Für die Aktie von Fortum geht es um 10,7 Prozent nach oben. Im Rahmen der Einigung der deutschen Bundesregierung mit Fortum über die Verstaatlichung von Uniper erhält Fortum 500 Millionen Euro für seine Uniper-Beteiligung, so Nadege Tillier von ING. "Dies ist ein sehr geringer Betrag für Fortum - der 78-prozentige Anteil an Uniper kostete das finnische Unternehmen etwa 7,5 Milliarden Euro", sagt sie. Doch auch wenn Fortum den größten Teil seiner Investition in Uniper verliert, glaubt ING, dass ein Ausstieg dem Unternehmen die Möglichkeit biete, eine neue Strategie einzuschlagen.


   Weiter gutes Interesse an Porsche-Börsengang 

Die rege Nachfrage seitens der Investoren nach dem Börsengang der Porsche AG zeigt sich im Handel per Erscheinen. Dort wird die Aktie auf Tradegate 94 zu 96 Euro gestellt und liegt damit klar über der Bookbuildingspanne von 76,50 bis 82,50 Euro. Das Buch soll mehrfach überzeichnet sein, ist aus dem Handel zu hören. Die Zeichnungsfrist hat am Vortag begonnen und endet am 28. September. Porsche SE verlieren 0,5 Prozent.

Britische Immobilienwerte liegen gut im Markt. Stützend dürfte eine mögliche Senkung der "Stamp Duty" auf Immobilientransaktionen wirken, die die neue Regierung vermutlich am Freitag bekannt geben wird. Barratt Development gewinnen 3,3 Prozent, Persimmon 4,4 Prozent und Taylor Wimpey 3,3 Prozent.

Für Vodafone geht es an der Londoner Börse um 2,2 Prozent nach oben. Hintergrund ist der Einstieg des französischen Telekominvestors und Milliardärs Xavier Niel. Sein Anlagevehikel Atlas Investissement hat für rund 753 Millionen Pfund 2,5 Prozent der Anteile des britischen Telekomriesen erworben. Niel ist Gründer und fast alleiniger Eigner der Iliad-Gruppe. Vodafone hatte vor einigen Monaten ein Gebot von Iliad für das Italien-Geschäft von Vodafone abgelehnt. Niel könnte nun versuchen, Einfluss auf die Vodafone-Strategie zu nehmen.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.469,47        +0,1%          2,38         -19,3% 
Stoxx-50                3.440,84        +0,3%         10,44          -9,9% 
DAX                    12.683,47        +0,1%         12,64         -20,2% 
MDAX                   23.796,60        +0,2%         37,09         -32,3% 
TecDAX                  2.795,15        +0,6%         17,47         -28,7% 
SDAX                   11.225,40        -0,1%         -5,87         -31,6% 
FTSE                    7.208,46        +0,2%         15,80          -2,6% 
CAC                     5.990,65        +0,2%         11,18         -16,3% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,88                      -0,05          +2,06 
US-Zehnjahresrendite        3,53                      -0,03          +2,02 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Mi, 8:10 Uhr  Di, 17:03 Uhr    % YTD 
EUR/USD                   0,9904        -0,7%        0,9948         0,9988   -12,9% 
EUR/JPY                   142,60        -0,5%        143,16         143,62    +9,0% 
EUR/CHF                   0,9552        -0,6%        0,9600         1,0356    -7,9% 
EUR/GBP                   0,8736        -0,3%        0,8753         0,8757    +4,0% 
USD/JPY                   143,97        +0,2%        143,83         143,75   +25,1% 
GBP/USD                   1,1337        -0,4%        1,1371         1,1409   -16,2% 
USD/CNH (Offshore)        7,0580        +0,4%        7,0525         7,0287   +11,1% 
Bitcoin 
BTC/USD                19.283,16        +1,9%     18.946,49      19.057,72   -58,3% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  83,83        83,94         -0,1%          -0,11   +19,1% 
Brent/ICE                  91,41        90,62         +0,9%          +0,79   +23,6% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                 195,60       194,26         +0,7%          +1,34  +226,4% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.672,31     1.664,80         +0,5%          +7,51    -8,6% 
Silber (Spot)              19,46        19,33         +0,7%          +0,13   -16,5% 
Platin (Spot)             918,00       927,45         -1,0%          -9,45    -5,4% 
Kupfer-Future               3,51         3,53         -0,6%          -0,02   -20,7% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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September 21, 2022 10:15 ET (14:15 GMT)