Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Aufatmen am deutschen Aktienmarkt: Nachdem die 15.000er Marke am Vormittag einer weiteren Attacke standgehalten hat, ziehen die Kurse am Dienstagmittag etwas an. Der DAX steigt um 0,3 Prozent auf 15.084 Punkte. Auch die europäischen Aktienmärkte können sich nun etwas erholen, der Euro-Stoxx-50 gewinnt 0,8 Prozent auf 4.029 Punkte. Erholen können sich vor allem die Aktien der Banken und die Technologiewerte, deren Branchenindizes mehr als 1 Prozent im Plus stehen. Im DAX werden die Gewinner von Hellofresh und von Infineon angeführt.

Als unverändert belastend wird allerdings der Ölpreis eingestuft, der auf einem Sieben-Jahreshoch notiert und für eine weiter hohe Inflation spricht. Fed-Chairman Jerome Powell räumte bereits vergangene Woche ein, die Inflation sei nun breiter und struktureller aufgestellt als noch zu Jahresbeginn. Auch die Nachrichten vom chinesischen Immobiliensektor beunruhigen weiter.

Demgegenüber machen die Konjunkturindikatoren den Anlegern Hoffnung. So ist der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungsbereich in Deutschland weniger stark zurückgegangen als zunächst errechnet, und der Auftragseingang im deutschen Maschinenbau ist im August im Jahresvergleich um 48 Prozent nach oben geschnellt.

Das dämpft etwas die Sorgen, die Wirtschaft habe ihre Wachstumsspitze überschritten. Allerdings können die vor allem im DAX wichtigen Auto-Aktien am Dienstag nicht mit dem Gesamtmarkt mithalten, ihr Branchenindex notiert lediglich knapp behauptet. Hier drücken die Lieferkettenprobleme weiterhin auf die Produktion und die Umsatzerwartungen.


   Infineon blickt optimistisch in die Zukunft 

Gut kommt der Ausblick von Infineon an, für den Wert geht es um 2,6 Prozent nach oben. Die Münchener rechnen für das gerade begonnene Geschäftsjahr 2021/22 mit einem Wachstum im Bereich von 15 Prozent und einer auf etwa 20 Prozent steigenden Marge über die Geschäftssegmente hinweg. Das erwartete Umsatzwachstum im "mittleren" Zehn-Prozent-Bereich sei stark und spreche für Vollauslastung, heißt es an der Börse. Der Marktkonsens habe nur um 12 Prozent gelegen. Dazu sei die Erwartung einer Segmentergebnismarge von 19 Prozent ebenfalls sehr gut. Gleichzeitig seien die Investitionsankündigungen nicht zu hoch und damit beruhigend für den Finanzmarkt.


   Online zurück in der Spur 

Hellofresh gewinnen 4,8 Prozent. Berenberg hat die Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 100 Euro bekräftigt.

Auch andere Online-Aktien liegen nun wieder auf Erholungskurs. Zalando steigen um 1,9 Prozent, Delivery Hero um 1,1 Prozent. Shop Apotheke steigen nach ersten Aussagen zum abgelaufenen Quartal um knapp 8 Prozent, Home24 um 6,8 Prozent und Westwing um 1,8 Prozent. Zur Rose ziehen um 4,4 Prozent an.


   EDF unter Strom - Astrazeneca mit dem Markt im Plus 

Die Aktien des Energieversorgers EdF (Electricite de France) gewinnen 4,1 Prozent. Im Gegensatz zu anderen Versorgern wird der Atomstrom-Konzern als Gewinner des Energiepreisanstiegs gesehen. Zudem verbessere sich damit auch seine politische Positionierung angesichts der Neustrukturierung des europäischen Energiemarktes. Von der UBS heißt es dazu, man glaube, dass EdF dem Makro-Gegenwind besser widerstehen könne als Vergleichsunternehmen und sich dies in der Berichtssaison zeigen werde.

Keinen großen Kursschwung für Astrazeneca gibt bisher die Meldung, der Pharma-Riese habe bei der US-Arzneimittelbehörde FDA eine Notfallzulassung für die Covid-19-Prophylaxe "AZD7442" beantragt. Damit solle eine Covid-Infektion verhindert werden. "Analysten sind da etwas skeptisch, ob das von den Patienten angenommen wird", meint ein Händler. Der Unterschied oder Mehrwert gegenüber einer Impfung springe nicht sofort ins Auge. Die Aktien legen 0,7 Prozent zu.


   Grenke und Compleo brechen ein 

Für die Grenke-Aktie geht es dagegen um 8 Prozent nach unten. Der Leasinganbieter kann seine Prognose für das Neugeschäft im laufenden Jahr nicht halten. Wie das Unternehmen am Vorabend mitteilte, hat das Leasinggeschäft unter globalen Lieferengpässen gelitten, insbesondere bei Herstellern von Computer- und Bürotechnik. Den Gewinnausblick für das Gesamtjahr bestätigte Grenke gleichwohl. Der Konzern rechnet beim Leasingneugeschäft im Gesamtjahr nun mit 1,5 bis 1,7 Milliarden Euro. Bislang waren es 1,7 bis 2,0 Milliarden Euro.

Einen Kurseinbruch um 16 Prozent verzeichnen Compleo Charging Solutions. Der Hersteller von Ladegeräten für E-Fahrzeuge hat überraschend die Gewinn- und Umsatzprognose für das ganze Jahr gesenkt. Das Unternehmen führt zahlreiche Gründe dafür an, unter anderem den Chipmangel.

Tesco notieren 0,9 Prozent im Plus. Der britische Einzelhändler steht offenbar kurz vor der Bekanntgabe einer Einigung mit den Aktionären in einem Streit, der seit einem Bilanzskandal im Jahr 2014 schwelt. Das berichtet Sky News. Tesco wird demnach wahrscheinlich mehr als 100 Millionen Pfund an eine Gruppe institutioneller Aktionäre zahlen. Sky News berichtet, dass Quellen aus der Branche glauben, dass die größte Partei des Vergleichs der norwegische Staatsfonds sein wird.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.028,52      +0,8%         32,11         +13,4% 
Stoxx-50                3.497,77      +0,7%         25,64         +12,5% 
DAX                    15.084,45      +0,3%         47,90         +10,0% 
MDAX                   33.881,75      +0,2%         51,58         +10,0% 
TecDAX                  3.664,45      +1,2%         41,82         +14,1% 
SDAX                   16.145,10      +0,2%         36,29          +9,4% 
FTSE                    7.057,40      +0,7%         46,39          +8,5% 
CAC                     6.527,85      +0,8%         50,19         +17,6% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,22                    -0,00          +0,36 
US-Zehnjahresrendite        1,50                    +0,02          +0,58 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Di, 8:33 Uhr  Mo, 17:25 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,1593      -0,2%        1,1597         1,1619   -5,1% 
EUR/JPY                   128,94      +0,0%        128,94         128,88   +2,3% 
EUR/CHF                   1,0750      +0,1%        1,0743         1,0742   -0,6% 
EUR/GBP                   0,8509      -0,4%        0,8531         0,8541   -4,7% 
USD/JPY                   111,22      +0,3%        111,19         110,94   +7,7% 
GBP/USD                   1,3624      +0,1%        1,3592         1,3605   -0,3% 
USD/CNH (Offshore)        6,4514      +0,0%        6,4544         6,4523   -0,8% 
Bitcoin 
BTC/USD                49.978,51      +2,2%     49.410,26      47.412,26  +72,0% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  78,14      77,62         +0,7%           0,52  +63,3% 
Brent/ICE                  81,84      81,26         +0,7%           0,58  +61,4% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.754,55   1.769,73         -0,9%         -15,18   -7,6% 
Silber (Spot)              22,53      22,68         -0,7%          -0,15  -14,7% 
Platin (Spot)             957,55     970,43         -1,3%         -12,88  -10,5% 
Kupfer-Future               4,17       4,24         -1,5%          -0,07  +18,4% 
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DJG/hru/cln

(END) Dow Jones Newswires

October 05, 2021 07:00 ET (11:00 GMT)