Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Börsen tendieren am Montagnachmittag fester, sind aber auch unter die Tageshöchststände vom Mittag zurückgefallen. Der DAX steigt noch um 0,9 Prozent auf 12.976 Punkte, nachdem er im Verlauf die 13.000er Marke bereits überwunden hatte. Der Euro-Stoxx-50 zieht um 1,1 Prozent auf 3.516 Punkte an. "Die Erholung setzt sich damit auch im Vorfeld eines der wohl wichtigsten Termine des laufenden Börsenjahres für die Eurozone fort, das ist ein starkes Signal", so Jürgen Molnar von Robomarkets mit Blick auf die Sitzung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag. Sie wird voraussichtlich erstmals seit mehreren Jahren die Leitzinsen erhöhen. Und bei der Bank of New York Mellon heißt es, noch gebe es Hoffnung, dass eine Rezession vermieden werden könne. "Die Geschichte lehrt uns, den Optimismus nicht zu verlieren", so Shamik Dhar, Chefvolkswirt der US-Bank. Andererseits bleibt der Markt nervös und anfällig für Gewinnmitnahmen, vor allem auch wegen der unklaren Aussichten zu den russischen Gaslieferungen.

Bis auf den Pharma-Index legen aber immer noch alle großen Stoxx-Branchenindizes zu. An der Spitze der Gewinnerliste stehen die rohstoffnahen Basic Resources, die Ölwerte und die Banken, deren Branchenindizes bis zu 3,5 Prozent anziehen. Aber auch Autotitel und die Aktien der Finanzdienstleister steigen um mehr als 2 Prozent. Im DAX erholen sich Zalando um 4,6 Prozent, Deutsche Bank um 4,3 Prozent und BASF um 3,6 Prozent.


   VW und Porsche mit Renditezielen sehr fest 

Porsche Automobil-Holding gewinnen 2,8 Prozent und VW 3,8 Prozent. Händler verweisen auf neue Renditeziele von Porsche "Die Aussagen zeigen ganz deutlich: Luxus läuft", so ein Marktteilnehmer. Die Umsatzrendite der Sportwagen soll in diesem Jahr von 16 auf 17 bis 18 Prozent steigen und längerfristig auf mehr als 20 Prozent. "Das ist sehr stark und zudem gute Werbung für den Börsengang", so der Marktteilnehmer. Noch befindet sich der Sportwagenhersteller ganz im Besitz von VW.

Eher negativ für die Aktionäre gestaltet sich der Börsengang von Haleon, der Konsumgütersparte des britischen Pharmariesen GSK. Während die GSK-Aktie am Nachmittag in London 333,00 Pence an Wert verliert, liegt die neue Haleon-Aktie nur bei 320 Pence. Die GSK-Aktionäre bekommen für jede gehaltene Aktie einen Titel von Haleon in ihren Depots gutgeschrieben. Zum Portfolio von Haleon gehören auch in Deutschland bekannte Marken wie Sensodyne (Zahnpasta) und die rezeptfrei erhältliche Schmerzsalbe Voltaren. Die Analysten von AJ Bell sind vorsichtig, was das Wachstum von Haleon in Zeiten hoher Inflationsraten betrifft. Haleon habe zwar einige bekannte Marken im Portfolio, so Analyst Danni Hewson. Aber die Kunden entschieden sich in Zeiten schnell steigender Preise zunehmend für billigere Produkte, damit dürfte das Unternehmen in naher Zukunft nicht in der Lage sein, ein bedeutendes Gewinnwachstum zu erzielen.

Gespannt verfolgt wird die politische Entwicklung in Italien. In der politischen Krise dort appellierten am Wochenende mehr als tausend Bürgermeister an Regierungschef Mario Draghi, im Amt zu bleiben. Am Mittwoch wird eine Erklärung von Mario Draghi im Parlament erwartet. Es ist unklar, ob Draghi dann auf seinem angebotenen Rücktritt bestehen oder einen Plan für das Fortführen der Regierungsgeschäfte präsentieren wird. Der italienische Börsenindex legt am Nachmittag 1,3 Prozent zu. Neue Impulse besonders für die italienischen Anleihen dürften am Donnerstag kommen, wenn von der EZB zumindest in groben Zügen die Vorstellung eines Instruments erwartet wird, das verhindern soll, dass die Spreads innerhalb der Eurozone zu weit auseinanderlaufen.

Der Euro wertet auf 1,0154 Dollar auf. Auch für ihn wird es am Donnerstag spannend, wenn die EZB wie derzeit noch mehrheitlich erwartet, ihre Zinserhöhung um 25 Basispunkte beschließen wird. Viele Marktakteure halten diesen Zinsschritt angesichts der hohen Inflation für zu vorsichtig. Der Dollar leide derweil darunter, dass sich die Spekulation auf einen 100-Basispunkte-Zinsschritt in den USA abkühle, heißt es.

Positiv werden die Ertragszahlen von Nordea bewertet. Der Gewinn vor Steuern sei rund 10 Prozent über der Markterwartung ausgefallen, heißt es im Handel. Die in Helsinki ansässige Bank erzielte einen Nettogewinn von 1,06 Milliarden Euro, während die Markterwartung bei 928 Millionen lag. Daneben stützt ein Aktienrückkauf. Der Kurs steigt kräftig um 6,3 Prozent.

Solvay legen um 4,8 Prozent zu, nachdem die Ergebnisse des zweiten Quartals deutlich über den Erwartungen ausgefallen sind. Das belgische Chemieunternehmen kündigte zudem eine Erhöhung der Jahresprognose für den 28. Juli an.


   Deliveroo halbiert Wachstumsprognose - aber Kurs legt stark zu 

Als "ziemlich deutlich" bezeichnet ein Händler die nahezu halbierte Wachstumsprognose bei Deliveroo. Das scheint aber mehr als eingepreist, denn der Kurs zieht um 7,4 Prozent an. Just Eat und Delivery Hero gewinnen je 6,4 Prozent und Hellofresh 1,8 Prozent.

Für Nel geht es um knapp 17 Prozent nach oben. Kurstreiber ist, dass sich das norwegische Unternehmen einen Rekordauftrag für die Lieferung von Elektrolyseuren zur Wasserstoffproduktion mit einem Volumen von 45 Millionen Euro sichern konnte. Der durchschnittliche Verkaufspreis liegt nach Aussage der RBC-Analysten im unteren Bereich, was für einen solchen Großauftrag nicht untypisch sei. Die Produktion soll auf Herøya erfolgen, wobei die Lieferung von Februar 2023 bis Mitte 2024 geplant ist. Nach Angaben von Nel könnte der Vertrag auch um zusätzliche Anlagenkomponenten für das Projekt erweitert werden. Der Auftrag kommt von einem ungenannten US-Kunden für eine industrielle Anwendung.


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Aktienindex              zuletzt       +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.515,85       +1,1%       38,65     -18,2% 
Stoxx-50                3.529,24       +1,0%       33,43      -7,6% 
DAX                    12.975,56       +0,9%      110,84     -18,3% 
MDAX                   25.983,35       +1,7%      425,71     -26,0% 
TecDAX                  2.935,18       -0,1%       -2,38     -25,1% 
SDAX                   12.207,03       +1,7%      208,25     -25,6% 
FTSE                    7.233,25       +1,0%       74,24      -3,1% 
CAC                     6.107,68       +1,2%       71,68     -14,6% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                 absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,22                   +0,09      +1,40 
US-Zehnjahresrendite        2,98                   +0,06      +1,47 
 
DEVISEN                  zuletzt       +/- %    Mo, 8:30  Fr, 17:34   % YTD 
EUR/USD                   1,0158       +0,7%      1,0089     1,0091  -10,7% 
EUR/JPY                   140,39       +0,5%      139,48     139,81   +7,3% 
EUR/CHF                   0,9909       +0,6%      0,9846     0,9869   -4,5% 
EUR/GBP                   0,8462       -0,4%      0,8489     0,8507   +0,7% 
USD/JPY                   138,18       -0,3%      138,25     138,53  +20,0% 
GBP/USD                   1,2004       +1,1%      1,1887     1,1865  -11,3% 
USD/CNH (Offshore)        6,7476       -0,3%      6,7549     6,7666   +6,2% 
Bitcoin 
BTC/USD                22.166,68       +5,5%   21.954,74  20.855,24  -52,1% 
 
ROHOEL                   zuletzt   VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 102,19       97,59       +4,7%       4,60  +41,6% 
Brent/ICE                 105,97      101,16       +4,8%       4,81  +41,5% 
GAS                               VT-Schluss                +/- EUR 
Dutch TTF                 158,45      160,80       -0,7%      -1,12  +35,2% 
 
METALLE                  zuletzt      Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.718,85    1.707,70       +0,7%     +11,15   -6,1% 
Silber (Spot)              18,97       18,70       +1,4%      +0,27  -18,6% 
Platin (Spot)             870,59      848,75       +2,6%     +21,84  -10,3% 
Kupfer-Future               3,36        3,23       +3,9%      +0,13  -24,4% 
 
YTD zu Vortagsschluss 
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DJG/hru/cln

(END) Dow Jones Newswires

July 18, 2022 09:57 ET (13:57 GMT)