Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Energiekrise in Europa sorgt zum Wochenauftakt für eine sehr schwachen Eröffnung an den europäischen Aktienmärkten. Im DAX werden die Gewinne vom Freitag pulverisiert, der Index knickt um 2,8 Prozent ein auf 12.680 Punkte. Auch der Euro-Stoxx-50 lässt kräftig Federn, er kommt um 2,4 Prozent zurück. Deutlich besser schlägt sich der Stoxx-50 (-1,3%). Er wird gestützt von den hier stärker vertretenen Gas- und Öl- sowie Rohstoffaktien. Am Anleihemarkt fallen die Kurse nach dem kräftigen Anstieg vom Freitag deutlich, die Renditen stiegen also.

Der Euro sackt auf 0,9902 Dollar ab, lag aber auch schon bei 0,9878 und damit dem niedrigsten Niveau seit fast 20 Jahren. Die Rezessionssorgen führen auch zu Spekulationen, dass die EZB am Donnerstag bei der allgemein erwarteten Zinserhöhung etwas vorsichtiger agieren könnte. Aktuell liegen die Erwartungen bei einer Zinserhöhung um 50 oder 75 Basispunkte.

Mit dem europäischen Gaspreis geht es nach dessen deutlichem Rücksetzer am Freitag wieder steil nach oben um über 20 Prozent auf 261 Euro je Megawattstaunde. Am Freitag war er noch um über 12 Prozent gesunken, weil Gazprom verlautbart hatte, am Samstagmorgen wie geplant die Lieferung wieder aufzunehmen. Als es dann später am Freitag stattdessen seitens des russischen Gaskonzerns hieß, die Lieferung durch Nord Stream 1 werde wegen eines entdeckten Lecks bis auf weiteres gestoppt, war der Gashandel bereits beendet.

Zum Vergleich: Zu Beginn des Jahres lag der Preis noch bei rund 80 Euro, im Hoch Ende August aber auch schon bei knapp 350 Euro. .

"Die Energiekrise ist wieder Thema Nummer eins", so ein Marktteilnehmer. Damit nehmen die Rezessions- und Inflationssorgen wieder zu. Die Frage sei nun, ob eine neue koordinierte Antwort der EU auf die Krise gefunden werde, und dabei auch ein abgestimmtes Vorgehen bei der so genannten Übergewinnsteuer. Die Ampelkoalition in Deutschland hat am Wochenende ein 65 Milliarden Euro schweres Entlastungspaket auf den Weg gebracht hat, das durch solche Übergewinne finanziert werden soll.


  Erneuerbare und Kohleverstromer sind Verlierer des Entlastungspakets 

In ersten Reaktionen geht es für RWE um gut 2 Prozent nach unten, die Uniper-Aktie verliert mit dem teureren Gas über 9 Prozent. Aktien von Erzeugern erneuerbarer Energien wie Nordex, PNE, Energiekontor oder SMA Solar verlieren bis 2,5 Prozent.

Die Verstromer von Kohle und die Anbieter erneuerbarer Energien gelten zunächst als größte Verlierer der geplanten Übergewinnsteuer. "Windkraft, Sonnenenergie, aber auch Biomasse und Wasserkraft, sie alle profitieren von den hohen Strompreisen", so ein Marktteilnehmer. Er warnt zugleich, die Gefahr sei groß, dass auch die Investitionen in die erneuerbaren Energien unter der neuen Steuer leiden könnten.


 ...und Industrietitel die Gewinner 

Möglicherweise kommt es im DAX aber nicht so schlimm wie vorbörslich erwartet: "Für Industrietitel ist das Entlastungspaket positiv", sagt Heino Ruland von Ruland Research. Er verweist auf die Möglichkeit, in den anstehenden Tarifverhandlungen steuerfreie und abgabenfreie Einmalzahlungen von 3.000 Euro zu vereinbaren. "Damit sind hohe Abschlüsse vom Tisch, die dann die Basis für künftige Abschlüsse deutlich erhöhen würden. Auch für die Inflationsaussichten ist dieser Teil des Entlastungspakets sehr positiv", so der Analyst, der allerdings auch warnt, eine Rezession in Deutschland werde sich auch mit dem Paket nicht verhindern lassen. Daneben könnte aber auch der schwache Euro für Rückenwind bei den exportorientierten Titeln sorgen.


 Porsche und VW mit Sportwagen-IPO im Blick 

Porsche Holding (-2,2%) und VW (-1,9%) stehen mit dem Plan für einen Börsengang (IPO) der Porsche-Sportwagen-Gruppe weiter im Blick. Beide Aktien hatten am Freitag den Markt bereits stark outperformt. Am Montag wollen sich Vorstand und Aufsichtsrat des Konzerns mit der Frage befassen, ob sie das Tochterunternehmen Porsche Ende September beziehungsweise Anfang Oktober an die Börse bringen.

"Das wird wohl das größte IPO seit Jahren, das Umfeld ist aber alles andere als günstig", so ein Marktteilnehmer mit Blick auf die hohe Volatilität im Markt.

Die Ölpreise ziehen um gut 2 Prozent an. Hier steht das Treffen der Opec+ im Blick mit der Frage, ob die Ölförderer angesichts des Preisrückgangs für eine Förderkürzung plädieren werden.


 
Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.460,06        -2,4%      -84,32     -19,5% 
Stoxx-50                3.465,15        -1,3%      -43,93      -9,3% 
DAX                    12.679,97        -2,8%     -370,30     -20,2% 
MDAX                   24.553,49        -2,4%     -608,56     -30,1% 
TecDAX                  2.871,52        -2,2%      -63,12     -26,8% 
SDAX                   11.634,21        -2,0%     -241,90     -29,1% 
FTSE                    7.222,02        -0,8%      -59,17      -1,4% 
CAC                     6.040,17        -2,1%     -127,34     -15,6% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,53                    +0,01      +1,71 
US-Zehnjahresrendite        3,20                        0      +1,69 
 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Mo, 8:04   Fr,17:07    % YTD 
EUR/USD                   0,9908        -0,2%      0,9883     1,0022   -12,9% 
EUR/JPY                   139,14        +0,1%      138,76     140,43    +6,3% 
EUR/CHF                   0,9736        -0,1%      0,9713     1,0201    -6,2% 
EUR/GBP                   0,8633        -0,0%      0,8632     0,8659    +2,7% 
USD/JPY                   140,46        +0,2%      140,44     140,12   +22,0% 
GBP/USD                   1,1474        -0,1%      1,1448     1,1574   -15,2% 
USD/CNH (Offshore)        6,9453        +0,3%      6,9487     6,9053    +9,3% 
Bitcoin 
BTC/USD                19.760,99        -1,1%   19.986,15  20.195,00   -57,3% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  88,82        86,87       +2,2%      +1,95   +25,2% 
Brent/ICE                  95,24        93,02       +2,4%      +2,22   +28,8% 
GAS                               VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF                 263,00       214,67      +22,5%     +48,34  +246,8% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.709,46     1.712,40       -0,2%      -2,95    -6,6% 
Silber (Spot)              18,10        18,05       +0,3%      +0,05   -22,4% 
Platin (Spot)             842,30       837,00       +0,6%      +5,30   -13,2% 
Kupfer-Future               3,43         3,42       +0,1%      +0,00   -22,7% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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September 05, 2022 03:29 ET (07:29 GMT)