Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die kräftigen Gewinne der vergangenen Tage werden am Donnerstag zum Ausstieg aus den Aktienmärkten genutzt. Nachdem der DAX seit dem Dienstag-Tief zeitweise um fast 1.000 Punkte zugelegt hat, gibt er am Nachmittag um 0,6 Prozent auf 14.347 Punkte nach. Der Euro-Stoxx-50 verliert 0,5 Prozent auf 3.870 Punkte. Der Londoner FTSE-100 zieht dagegen an, er steigt um 0,8 Prozent.

Nach der US-Notenbank am Vorabend hat nun auch die Bank of England die Leitzinsen angehoben. Dabei hat sie sich aber weniger falkenhaft geäußert als erwartet. Das schwächt das Pfund und treibt die Aktienkurse. Der FTSE-100 profitiert aber auch vom hohen Gewicht ausgewählter Öl- und Rohstoff-Titel.

Auf dem Kontinent verdauen die Märkte dagegen weiter die Sitzung der US-Notenbank. Die Leitzinserhöhung um 25 Basispunkte war zwar erwartet worden, nicht jedoch der Ausblick auf weitere sieben Erhöhungen noch in diesem Jahr. "Von der Fed dürfen die Märkte auf absehbare Zeit keine Unterstützung mehr erwarten", sagt ein Marktteilnehmer.

Fondsmanager Calvin Norris von Aegon Asset Management sieht die Fed klar "auf dem Kriegspfad" gegen Inflation. Zwar hat Fed-Chef Jerome Powell auch auf die robuste US-Konjunktur verwiesen, und das verhalf dem US-Markt am Mittwoch zu Kursgewinnen. Aber auch hier gibt es kritische Stimmen: "Die Gefahr inverser Zinskurven wächst, und damit auch die Gefahr einer Rezession im kommenden Jahr", sagt Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest.

Daneben bleibt der Ukraine-Krieg nach wie vor Belastungsfaktor. Die Ölpreise ziehen nach dem jüngsten Rückgang wieder an, ein Barrel der Nordseesorte Brent kostet wieder deutlich mehr als 100 Dollar.

Aus technischer Sicht rückt der große Verfallstag zunehmend in den Blick, und er erzeugt über die offenen Positionen bei 14.500 Punkten Widerstand für den DAX. Eine Unterstützung wird an der 14.000er Marke erwartet.


   Ölaktien wieder auf der Gewinnerseite 

Auf der Gewinnerseite ganz oben stehen die Öl- und Gaswerte, deren Stoxx-Branchenindex 1,7 Prozent gewinnt. Auch die als konjunkturresistent geltenden Nahrungsmittel- und Getränkeaktien halten sich mit einem Plus ihres Index von 0,5 Prozent gut. Dagegen fällt der Index der Auto-Aktien um 2 Prozent, und der Index der Einzelhandelsaktien gibt um ebenfalls 2 Prozent nach. Der Subindex der Bankaktien verliert 1,9 Prozent.

Im DAX fallen Hellofresh nach dem jüngsten Zwischenspurt um 3,3 Prozent. BASF geben 2,5 Prozent ab und Continental 3,3 Prozent. Auf der anderen Seite legen Symrise und Fresenius Medical Care um je 1,5 Prozent zu und Bayer um 0,8 Prozent. Delivery Hero erholen sich um weitere 1,2 Prozent - wie es heißt, im Windschatten von Deliveroo, die sich in London trotz eines höheren Verlusts um gut 5,7 Prozent erholen.


   Thyssenkrupp brechen ein - Rheinmetall markieren Rekorde 

Auf der Unternehmensebene bewegen Geschäftszahlen vor allem aus der zweiten und dritten Reihe die Kurse. Für die Thyssenkrupp-Aktie geht es um 9,0 Prozent nach unten. Der Konzern hat die Prognose für den Cashflow kassiert und den Börsengang der Stahlsparte verschoben: "Das klingt ein bisschen nach Aufschiebung auf den Sankt-Nimmerleins-Tag", so ein Händler. Hintergrund sind die Unwägbarkeiten als Folge des Ukraine-Kriegs.

Dagegen gewinnen Rheinmetall 4,4 Prozent und markieren neue Allzeithochs. Der Umsatz soll dieses Jahr um 15 bis 20 Prozent wachsen, der Markt hatte mit 10 Prozent gerechnet. Auch das operative Margenziel von 11 Prozent liegt laut Marktteilnehmern über der Prognose von 10,2 Prozent.

Freundlich werden die Jahreszahlen von United Internet im Handel kommentiert. Die hohen Erwartungen seien erfüllt worden. Die nicht erhöhte Dividende könne zwar einige Marktteilnehmer überraschen, andererseits sei dies verständlich wegen der notwendigen Investitionen ins 5G-Netz. Die Aktie hält sich mit einem Minus von 0,3 Prozent vergleichsweise gut.

RTL steigen um 0,9 Prozent, der Medienkonzern hat deutlich mehr verdient als erwartet. Dies sei angesichts des Investitionsbedarfs in Streaming-Kanäle bemerkenswert, heißt es. Auch scheine die Margenstärke des nach Corona wiederbelebten TV-Werbegeschäfts unterschätzt worden zu sein.


   SAF-Holland warnt bei Gewinnmarge - Kurs stürzt ab 

SAF-Holland stürzen um 15,6 Prozent ab. Der Hersteller von Lkw-Trailer-Komponenten befürchtet Stornierungen von Kundenaufträgen für Lieferungen nach Russland und sieht eine starke Inflation bei den Einstandskosten. Die bereinigte Gewinnmarge soll "deutlich" unter den Vorjahreswert von 7,5 Prozent fallen. Und Synlab fallen nach mehreren Kurszielsenkungen um 8,8 Prozent.

Grenke machen dagegen einen Satz um 20 Prozent nach oben. Der Leasingkonzern hat sein Gewinnziel im vergangenen Jahr erreicht und will die Dividende fast verdoppeln.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.870,47      -0,5%      -19,22     -10,0% 
Stoxx-50                3.617,32      +0,2%        6,21      -5,3% 
DAX                    14.347,32      -0,6%      -93,42      -9,7% 
MDAX                   31.392,32      +0,1%       24,27     -10,6% 
TecDAX                  3.253,95      +0,2%        6,28     -17,0% 
SDAX                   14.590,77      +0,1%       19,94     -11,1% 
FTSE                    7.350,68      +0,8%       59,00      -1,3% 
CAC                     6.587,25      -0,0%       -1,39      -7,9% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,38                  -0,01      +0,56 
US-Zehnjahresrendite        2,16                  -0,04      +0,65 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %    Do, 8:21  Mi, 17:01   % YTD 
EUR/USD                   1,1082      +0,6%      1,1038     1,0995   -2,5% 
EUR/JPY                   131,58      +0,5%      131,12     130,24   +0,5% 
EUR/CHF                   1,0393      +0,2%      1,0382     1,0349   +0,2% 
EUR/GBP                   0,8453      +0,8%      0,8377     0,8395   +0,6% 
USD/JPY                   118,76      -0,1%      118,83     118,48   +3,2% 
GBP/USD                   1,3110      -0,2%      1,3172     1,3096   -3,1% 
USD/CNH (Offshore)        6,3630      -0,0%      6,3593     6,3694   +0,1% 
Bitcoin 
BTC/USD                41.026,92      +0,3%   40.876,24  40.618,69  -11,3% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 101,88      95,04       +7,2%       6,84  +36,8% 
Brent/ICE                 105,33      98,02       +7,5%       7,31  +36,7% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.946,43   1.925,97       +1,1%     +20,47   +6,4% 
Silber (Spot)              25,47      25,06       +1,6%      +0,41   +9,3% 
Platin (Spot)           1.024,48   1.023,19       +0,1%      +1,29   +5,6% 
Kupfer-Future               4,64       4,59       +1,2%      +0,06   +4,0% 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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March 17, 2022 10:34 ET (14:34 GMT)