FRANKFURT (Dow Jones)--Nachdem die europäischen Aktienmärkte am Freitag lange Zeit kaum verändert handelten, kamen sie nach dem US-Arbeitsmarktbericht deutlicher unter Druck. Trotz der kräftigen Zinsanhebungen der US-Notenbank der vergangenen Monate präsentiert sich der US-Arbeitsmarktbericht weiter robust. Damit dürfte die Fed die Leitzinsen wie geplant weiter nach oben nehmen, was den Dollar stärkt und die Zinsen an den Anleihemärkten steigen lässt. Steigende Zinsen wiederum belasten die Aktien, die unter Druck gerieten.

Der DAX gibt 1,3 Prozent ab auf 12.300 Punkte, der Euro-Stoxx-50 verliert 1,5 Prozent auf 3.381 Punkte. Ein Blick auf die Branchen zeigt, dass Öl- und Gaswerte weiter gefragt sind, während Technologietitel den größten Verlierer stellen. Für die Anleihen geht es nach unten, die Rendite der zehnjährigen Bunds steigt um 9 Basispunkte auf 2,17 Prozent. Der Euro fällt dagegen auf 0,9754 Dollar.

Nach dem US-Arbeitsmarktbericht hieß es bei einem Volkswirt: "alles wie erwartet", für einen anderen zeichnet sich ein "Soft-Landing" ab, und ein weiterer ist der Meinung, die Fed müsse nichts an dem eingeschlagenen Kurs ändern. Am auffälligsten war bei den Daten, dass die Arbeitslosenquote bei 3,5 Prozent lag, während 3,7 Prozent erwartet worden waren. Die Dynamik bei den neu geschaffenen Stellen lässt derweil leicht nach: mit 263.000 ist es die niedrigste Zahl in einem Monat dieses Jahres. Von einer Delle oder gar einer Krise kann für Thomas Altmann, Portfoliomanager bei QC Partner indes keine Rede sein. "Mithin besteht nach den Zahlen kein Grund daran zu zweifeln, dass die Fed demnächst nochmals kräftig an der Zinsschraube drehen wird und dieses auch im weiteren Verlauf 2022 und zu Beginn des Jahres 2023 tun wird", so die Marktstrategen der Helaba.


   Einzelhandel in Deutschland bricht weiter ein 

Am Morgen zeichneten die Konjunkturdaten aus Deutschland ein düsteres Bild: Die Produktion im produzierenden Gewerbe fiel im August um 0,8 Prozent zum Vormonat. Vor allem in energieintensiven Bereichen wird die Produktion zurückgefahren oder sogar teilweise eingestellt.

Noch schlechter sieht es aber im Einzelhandel aus: Hier fiel vor allem der Umsatz im Lebensmittelbereich im August um 3,1 Prozent zum Vorjahr. Damit lag der Einzelhandel mit Lebensmitteln auf dem niedrigsten Umsatzniveau seit Januar 2017. "Der Lebensmitteleinzelhandel bekommt derzeit die volle Breitseite der Teuerung ab", so Thomas Gitzel von der VP Bank: "Die Bürger sparen an der täglichen Nahrung".

Aber auch im Internethandel läuft es unrund: Die Umsätze fielen im August gegenüber dem Vorjahr um 7,1 Prozent. "Auf das schnell bestellte vermeintliche Schnäppchen im Internet wird verzichtet", so Gitzel. Unter anderem fallen Zalando um 1,1 Prozent.


   Adidas wegen Werbevertrag Kanye West mit unter Druck 

Adidas gehören zu den größten DAX-Verlierern. Der Kurs fällt um 4,5 Prozent. Der Sportartikelhersteller stellt seine Werbepartnerschaft mit dem Musiker und Designer Kanye West auf den Prüfstand. "Eine Trennung könnte für Adidas sehr teuer werden", so ein Händler. West bekomme über die Kooperation mehrere hundert Millionen Dollar im Jahr, der Vertrag laufe noch bis 2026. Puma fallen um 4,3 Prozent. Hier haben die Analysten von Jefferies das Kursziel auf 76 Euro gesenkt, gehören damit aber noch immer zu den Bullen am Markt.

Bei RWE (-0,1%) hat die Rating-Agentur Moody's die Einstufung bekräftigt. Die Kreditwürdigkeit wird bei Baa2 belassen, bei einem stabilen Ausblick.

Fielmann brechen nach einer Abstufung durch Hauck Aufhäuser auf "Sell" um 5,6 Prozent ein. Für die Analysten stellen sich zwei Herausforderungen: Die schlechte Stimmung der Verbraucher dürfte sich negativ auf den Umsatz auswirken, und der Druck auf die Margen dürfte durch die hohe Inflation zunehmen.


   Superdry liefert für 2022 - Wolken am Horizont 

Die Aktie von Superdry schießt um knapp 10 Prozent nach oben, seit Jahresbeginn hat sie mehr als die Hälfte an Wert verloren. Der eingeleitete Turnaround beginne zu greifen, heißt es von Analysten. Die neuen Produkte der Marke kämen bei den Kunden gut an, auch das Online-Geschäft werde zusehends besser angenommen. Allerdings gebe es auch zwei Wermutstropfen. Hier nennen die Jefferies-Analysten zum einen den Ausblick auf das kommende Jahr, der beim Gewinn vor Steuern den Konsens verfehle. Zum anderen liefen zum Jahreswechsel Kreditlinien aus, die noch nicht prolongiert seien.

Um 2,8 Prozent nach oben geht es bei den Aktien der Credit Suisse. Die Bank will nun Anleihen für umgerechnet knapp 3 Milliarden Franken zurückkaufen. Nach dem Kursverfall der Anleihen wegen der globalen Zinserhöhungen könnten damit hohe Buchgewinne eingefahren werden. Dazu demonstriere die angeschlagene Bank dem Markt damit eine starke Liquidität, heißt es.

STMicro fallen um 4,3 Prozent, auch andere Titel der Halbleiterbranche stehen nach enttäuschenden Zahlen von Samsung und AMD unter Druck. Im DAX geben Infineon um 2,7 Prozent nach.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.381,63        -1,5%      -51,82     -21,3% 
Stoxx-50                3.383,60        -0,5%      -17,71     -11,4% 
DAX                    12.303,73        -1,3%     -167,05     -22,5% 
MDAX                   22.539,54        -2,1%     -481,20     -35,8% 
TecDAX                  2.744,98        -2,1%      -58,21     -30,0% 
SDAX                   10.539,75        -2,0%     -211,08     -35,8% 
FTSE                    6.976,93        -0,3%      -20,34      -5,2% 
CAC                     5.870,08        -1,1%      -66,34     -17,9% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,20                    +0,12      +2,38 
US-Zehnjahresrendite        3,90                    +0,08      +2,39 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Fr, 8:33  Do, 18:47    % YTD 
EUR/USD                   0,9754        -0,4%      0,9801     0,0551   -14,2% 
EUR/JPY                   141,66        -0,3%      141,74      -0,26    +8,2% 
EUR/CHF                   0,9689        +0,0%      0,9689     0,0230    -6,6% 
EUR/GBP                   0,8782        +0,1%      0,8782     0,1451    +4,5% 
USD/JPY                   145,22        +0,1%      144,99      -0,07   +26,2% 
GBP/USD                   1,1111        -0,5%      1,1130    -0,0148   -17,9% 
USD/CNH (Offshore)        7,1209        +0,6%      7,1231     0,2828   +12,1% 
Bitcoin 
BTC/USD                19.641,21        -1,4%   19.982,29       0,30   -57,5% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  90,31        88,45       +2,1%      +1,86   +28,3% 
Brent/ICE                  95,92        94,42       +1,6%      +1,50   +30,4% 
GAS                               VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF                 158,54       175,71       -9,8%     -17,17  +157,0% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.695,61     1.711,20       -0,9%     -15,60    -7,3% 
Silber (Spot)              20,17        20,68       -2,5%      -0,51   -13,5% 
Platin (Spot)             926,20       925,65       +0,1%      +0,55    -4,6% 
Kupfer-Future               3,41         3,46       -1,6%      -0,06   -23,0% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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October 07, 2022 10:15 ET (14:15 GMT)