FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte schlossen am Freitag uneinheitlich. Dabei war der Handel den ganzen Tag über recht nervös bei teils hohen Ausschlägen. Der DAX schloss am Ende kaum verändert bei 15.689 Punkten, im Tagestief rutschte er kurzfristig unter 15.500. Der Euro-Stoxx-50 legte sogar um 0,4 Prozent auf 4.250 zu. Für die steigenden Nervosität gab es gleich mehrere Gründe: Zum einen machten die schwachen Ausblicke von Apple und Amazon deutlich, wie sich die Probleme der Lieferketten auf die Geschäftsentwicklung auswirken. Das zweite Thema, das die Investoren umtreibt, ist aktuell die Inflation. Auch hier gab es am Vormittag Daten, die aufhorchen ließen. Zudem stiegen an den Anleihemärkten die Zinsen teils deutlich. Die Rendite der 10jährigen Bundesanleihe kletterte mit minus 0,066 Prozent auf Jahreshoch.


   Stagnation und höhere Inflation voraus 

Das Bruttoinlandprodukt (BIP) der Eurozone legte im dritten Quartal noch um robuste 2,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu. Zwar kann die Wachstumsrate nicht an die Vorgaben des Vorquartals anknüpfen. Der BIP-Zuwachs lässt sich aber weiterhin sehen. Die Nach-Corona-Erholung ist für Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, mit dem dritten Quartal aber vorläufig beendet. Der gemeinsame Währungsraum steuere im laufenden Quartal auf eine Stagnation zu. Die Materialknappheiten, aber auch die gestiegenen Energiekosten bremsten das Wachstum aus. Dies gelte vor allem vor dem Hintergrund, dass Nachholeffekte im Dienstleistungssektor nun ebenfalls ausliefen.

Gleichzeitig habe die Inflationsrate unerwartet die Marke von 4 Prozent übersprungen. Im Oktober lag die Teuerung einer vorläufigen Schätzung zufolge bei 4,1 Prozent. Im September waren es noch 3,4 Prozent gewesen - ein gewaltiger Anstieg. Die Teuerungsentwicklung dürfte der Chefin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, doch Sorgen bereiten. Das Ende der Fahnenstange sei noch nicht erreicht. Die Inflationsraten würden in noch höhere Gefilde aufsteigen. Die EZB werde im Dezember mit neuen geldpolitischen Beschlüssen von sich hören lassen. Das Notfall-Pandemieankaufprogramm dürfte im März eingestellt werden.


   MTU und Daimler auf der Gewinnerseite - Margen sorgen für Erleichterung 

MTU hat zwar das Umsatzziel für das laufende Jahr auf 4,3 bis 4,4 Milliarden Euro von zuvor 4,3 bis 4,5 Milliarden leicht gesenkt. Die Markterwartung hat aber bereits bei lediglich 4,4 Milliarden Euro gelegen. Positiv wird die gute Margenentwicklung im abgelaufenen Quartal hervorgehoben genauso wie das Margenziel von nun 10,5 Prozent. Der Kurs gewann 2,6 Prozent.

Daimler zogen um 2,3 Prozent an. Die Geschäftszahlen von Daimler sind über den Erwartungen ausgefallen. Für Erleichterung dürfte sorgen, dass der Margenausblick für den Bereich Nutzfahrzeuge mit 6 bis 8 Prozent bestätigt wurde. Dies ist auch eine gute Nachricht mit Blick auf den geplanten Börsengang der Sparte. Bestätigt wurde auch das Margenziel von 10 bis 12 Prozent im Autosegment. Hier war die Unsicherheit aber nicht so groß wie bei Trucks. Im Bereich Mobility wurde das Margenziel sogar erhöht auf 20 bis 22 Prozent nach bislang 17 bis 19 Prozent.

Auf der Verliererseite im DAX ragten FMC mit einem Minus von 3,6 Prozent heraus. Siemens Healthineers fielen um 3,4 Prozent. Im MDAX gaben Fuchs Petrolub um 3,7 Prozent nach. Der Schmierstoffhersteller hat einen Quartalsbericht im Rahmen der Erwartungen vorgelegt.


   Air France und Safran sehr fest 

In Paris ging es mit Safran um 1,7 Prozent nach oben. Positiv hoben die Analysten der Citigroup die starke Entwicklung im Service-Geschäft hervor. Das Ziel für den Cashflow im laufenden Jahr habe Safran entsprechend kräftig angehoben auf mehr als 1,5 Milliarden Euro.

Air France KLM stiegen um 3,1 Prozent. Der Konzern hat überraschend beim operativen Ergebnis schwarze Zahlen geschrieben. Stark hat sich das Frachtgeschäft entwickelt. Essilorluxottica stiegen um 3,5 Prozent, der Optikkonzern hat auf bereinigter Basis die Umsatzerwartungen übertroffen und der Ausblick profitiert nun von der Übernahme von Grandivsion.

Saint-Gobain gaben dagegen um 2,1 Prozent nach. Die Umsätze fielen nach Angaben der Citigroup 0,6 Prozent über den Konsensschätzungen aus. Nach dem Kapitalmarkttag zu Monatsbeginn enthielten die Geschäftszahlen allerdings wenig Überraschendes aus Marktsicht.


   Volvo Cars mit starkem Start 

In Zürich gewannen Holcim 0,2 Prozent. Der Baustoffkonzern erwartet nun ein wiederkehrendes EBIT des flächenbereinigten Geschäfts von mindestens 22 Prozent nach bislang 18 Prozent. Die UBS war im Vorfeld des Zahlenausweises allerdings davon ausgegangen, dass der Konzern das Ziel auf 25 Prozent anheben werde.

Swiss Re zogen um 3,4 Prozent an. Der Konzern ist in den ersten neun Monaten des Jahres in die Gewinnzone zurückgekehrt, da er hohe Verluste aus Naturkatastrophen und die anhaltenden Auswirkungen der Pandemie auffangen konnte.

Die Aktien des Automobilhersteller Volvo Cars starteten bei ihrem Börsendebüt an der Börse in Stockholm mit kräftigen Kursgewinnen. Der erste Kurs lag bei 58,75 schwedischen Kronen, ausgegeben worden waren die Papiere zu je 53 Kronen (etwa 5,30 Euro), was einem Aufschlag von 10,9 Prozent entspricht. Aus dem Handel ging die Aktie mit 65,20 Kronen nochmals deutlich höher.


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Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung   Entwicklung 
.                         stand      absolut         in %          seit 
.                                                          Jahresbeginn 
Euro-Stoxx-50          4.250,56       +16,69        +0,4%        +19,7% 
Stoxx-50               3.688,32       +13,33        +0,4%        +18,7% 
Stoxx-600                475,51        +0,35        +0,1%        +19,2% 
XETRA-DAX             15.688,77        -7,56        -0,0%        +14,4% 
FTSE-100 London        7.237,57       -11,90        -0,2%        +12,2% 
CAC-40 Paris           6.830,34       +26,12        +0,4%        +23,0% 
AEX Amsterdam            810,91        -1,32        -0,2%        +29,8% 
ATHEX-20 Athen         2.171,20       -22,94        -1,0%        +12,2% 
BEL-20 Bruessel        4.278,48        -5,33        -0,1%        +18,2% 
BUX Budapest          54.197,71      +431,27        +0,8%        +28,7% 
OMXH-25 Helsinki       5.388,56       -54,70        -1,0%        +17,5% 
ISE NAT. 30 Istanbul   1.635,71        +0,43        +0,0%         -0,0% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.845,67        +2,95        +0,2%        +26,0% 
PSI 20 Lissabon        5.747,29       -15,26        -0,3%        +17,0% 
IBEX-35 Madrid         9.057,70       +31,90        +0,4%        +12,2% 
FTSE-MIB Mailand      26.875,96       -14,39        -0,1%        +20,9% 
RTS Moskau             1.843,83       -36,54        -1,9%        +32,9% 
OBX Oslo               1.056,19        -9,83        -0,9%        +23,0% 
PX  Prag               1.326,10       -12,54        -0,9%        +29,1% 
OMXS-30 Stockholm      2.290,85       -22,38        -1,0%        +22,2% 
WIG-20 Warschau        2.405,05       +12,38        +0,5%        +21,2% 
ATX Wien               3.721,19       -41,32        -1,1%        +34,1% 
SMI Zuerich           12.108,17       -44,93        -0,4%        +13,1% 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Fr., 8:43 Uhr  Do, 17:30    % YTD 
EUR/USD                1,1539      -1,2%         1,1663     1,1681    -5,5% 
EUR/JPY                131,65      -0,8%         132,41     132,35    +4,4% 
EUR/CHF                1,0585      -0,6%         1,0635     1,0663    -2,1% 
EUR/GBP                0,8438      -0,3%         0,8460     0,8461    -5,5% 
USD/JPY                114,08      +0,4%         113,53     113,30   +10,4% 
GBP/USD                1,3674      -0,9%         1,3786     1,3810    +0,1% 
USD/CNH (Offshore)     6,4092      +0,3%         6,3867     6,3900    -1,4% 
Bitcoin 
BTC/USD             62.655,01      +3,2%      61.379,01  61.432,01  +115,7% 
 
ROHOEL                zuletzt  VT-Settl.          +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex               83,06      82,81          +0,3%       0,25   +74,2% 
Brent/ICE               84,40      84,32          +0,1%       0,08   +66,4% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag          +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)          1.778,00   1.798,91          -1,2%     -20,91    -6,3% 
Silber (Spot)           23,89      24,13          -1,0%      -0,24    -9,5% 
Platin (Spot)        1.020,08   1.022,73          -0,3%      -2,65    -4,7% 
Kupfer-Future            4,38       4,44          -1,4%      -0,06   +24,2% 
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October 29, 2021 12:45 ET (16:45 GMT)