Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach den deutlichen Abgaben im frühen Handel können sich Europas Börsen am Dienstagmittag stabilisieren. Der DAX verliert noch 0,8 Prozent auf 14.059 Punkte, nachdem er zeitweise schon knapp unter der 14.000er Marke gehandelt worden war. Der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,9 Prozent auf 3.674 Punkte nach. Händler sprechen von einem Rücksetzer nach schwächeren Vorlagen der asiatischen Börsen. Andererseits sind die Einkaufsmanager-Indizes in Europa besser ausgefallen als befürchtet. "Damit bleibt eine Rezession trotz der steigenden Zinsen und der Lieferkettenprobleme erst einmal unwahrscheinlich", so ein Marktteilnehmer. Zudem liegt der Euro weiter auf Erholungskurs und macht Europa für US-Anleger attraktiv. Der Euro steigt auf etwa 1,07 Dollar.

Am Nachmittag stehen noch die Einkaufsmanagerindizes aus den USA an. Hier wird ein ähnliches Bild erwartet wie in Europa. Nachbörslich hält zudem US-Notenbankchef Jerome Powell eine Rede.


   Versorger brechen mit Bericht um Sondersteuer ein 

Mit Abgaben von 3 Prozent in ihrem Stoxx-Branchenindex sind Versorger bislang Tagesverlierer in Europa. Die Aktien der größten britischen Elektrizitätsunternehmen stürzen regelrecht ab, weil die Regierung laut Financial Times eine Sondersteuer auf die Stromerzeugung - zusätzlich zur Öl- und Gasförderung - ins Auge fasst. Schatzkanzler Rishi Sunak habe angeordnet, eine mögliche Sondersteuer auf mehr als 10 Milliarden Pfund an überschüssigen Gewinnen der Stromerzeuger zu entwerfen.

In der Folge brechen die Aktien von Drax um 16,4 Prozent ein, SSE und Centrica fallen um 8,7 bzw. 10,7 Prozent. Aber auch die europäischen Versorger stehen unter Abgabedruck. Hier geben RWE um 5,3 Prozent nach, Eon verlieren 2,4 Prozent, EDF fallen um 2,5 Prozent und die Papiere des ScottishPower-Eigentümers Iberdrola büßen 2,2 Prozent ein. Die Einführung einer solchen Steuer werde allerdings sehr kompliziert sein und könnte der grünen Agenda der Regierung schaden, so die Analysten von RBC.


   Techs nach Snap unter Druck - Banken auf der Gewinnerseite 

Neben Versorgern ist der Tech-Sektor am Dienstag in Europa mit Abgaben von 1,2 Prozent einer der Hauptverlierer. Das Sentiment wird belastet durch die Gewinnwarnung von Snap, die die Aktie nachbörslich um 31 Prozent nach unten schickte. Im DAX geben Hellofresh (-4,2%) und Zalando (-4,1%) deutlicher nach - hier drückt auch ein schwacher Ausblick von About You. Diese brechen um 8,8 Prozent ein.

Profiteur der Entwicklung sind die Banken. Sie stellen den einzigen Gewinner unter den großen Stoxx-Branchenindizes. Mit der immer steileren Zinskurve und den guten Einkaufsmanager-Indizes gewinnt der Sektor-Index 0,8 Prozent. Barclays steigen um 3,5 Prozent, HSBC um 2,9 Prozent und Deutsche Bank um 2,6 Prozent. Im MDAX ziehen Commerzbank um 1,8 Prozent an. Im DAX stehen auch Deutsche Börse mit einem Plus von 1,8 Prozent auf der Gewinnerseite.


   Kapitalerhöhung drückt Air France-KLM 

Air France-KLM fallen um 7,9 Prozent. Hier drückt eine Kapitalerhöhung von rund 2,3 Milliarden Euro. Diese sei aber erwartet worden, heißt es von den Analysten von Bernstein. Die Anteile der Hauptaktionäre wie des französischen und niederländischen Staates würden danach gleich bleiben. Auch andere Partner wie Delta und China Eastern würden sie mittragen. Auf die Gewinnschätzungen dürfte sie keinen Einfluss haben.

Auf Unternehmensseite ist die Nachrichtenlage ansonsten eher dünn, Quartals- und finale Zahlen gab es noch von einigen Nebenwerten. Positiv werden die Zahlen von CTS Eventim im Handel aufgenommen, der fehlende Ausblick enttäuscht jedoch. Die Aktien fallen um 5,6 Prozent. Der Ticketing- und Veranstaltungskonzern konnte von der Nach-Corona-Öffnung profitieren und den Verlust des Vorjahres mehr als ausgleichen. "Die Leute wollen wieder rausgehen", sagt ein Händler mit Verweis auf die deutliche Belebung der Ticketverkäufe im Frühjahr. In der Aktie sei dies jedoch eingepreist.


   Goodwill weniger wert - TAG sacken ab 

Bei TAG Immobilien werden die Zahlen insgesamt positiv gewertet, für Verstimmung sorgt jedoch die nicht erhöhte Dividende. Die Aktien fallen um 8,6 Prozent. Das Umfeld für den Immobilien-Sektor gilt weiter als schwierig angesichts steigender Markt- und Leitzinsen. Hinzu komm eine Goodwill-Abschreibung. Die Aktie hatte bereits seit Jahresbeginn rund 20 Prozent an Wert verloren.

Dazu steht der Kapitalmarkttag von Siemens Energy im Blick. Die Aktien liegen 1,8 Prozent im Plus. Der Konzern hat seinen Geschäftsfeldern neuen mittelfristige Renditeziele gesetzt. Im Fokus steht daneben die Integration von Siemens Gamesa (-0,1%).

Aus der Schweiz meldet der Industriekonzern Sulzer, dass er sich aus dem russischen Markt zurückziehen wird. Hier geht es 1,2 Prozent tiefer.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.708,39      +1,4%         51,36         -13,7% 
Stoxx-50                3.612,13      +1,3%         47,32          -5,4% 
DAX                    14.175,40      +1,4%        193,49         -10,8% 
MDAX                   29.452,52      +0,9%        252,57         -16,2% 
TecDAX                  3.092,70      +0,6%         19,44         -21,1% 
SDAX                   13.430,07      +1,8%        232,76         -18,2% 
FTSE                    7.513,44      +1,7%        123,46          +0,1% 
CAC                     6.358,74      +1,2%         73,50         -11,1% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,01                    +0,08          +1,19 
US-Zehnjahresrendite        2,86                    +0,08          +1,35 
 
 
INDEX                    zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
DJIA                   31.866,83      +1,9%        604,93         -12,3% 
S&P-500                 3.962,78      +1,6%         61,42         -16,9% 
Nasdaq-Comp.           11.486,38      +1,2%        131,77         -26,6% 
Nasdaq-100             11.976,20      +1,2%        140,58         -26,6% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit                 Rendite   Bp zu VT    Rendite VT      +/-Bp YTD 
2 Jahre                     2,60       +3,8          2,57          187,4 
5 Jahre                     2,87       +7,0          2,80          161,5 
7 Jahre                     2,90       +8,6          2,82          146,1 
10 Jahre                    2,86       +7,7          2,78          135,0 
30 Jahre                    3,06       +7,0          2,99          115,7 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Mo, 8:02 Uhr  Mo, 17:29 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0674      +1,1%        1,0598         1,0682   -6,1% 
EUR/JPY                   136,47      +1,0%        135,47         136,45   +4,3% 
EUR/CHF                   1,0318      +0,2%        1,0298         1,0319   -0,5% 
EUR/GBP                   0,8495      +0,5%        0,8440         0,8495   +1,1% 
USD/JPY                   127,83      -0,0%        127,51         127,74  +11,1% 
GBP/USD                   1,2566      +0,6%        1,2547         1,2575   -7,1% 
USD/CNH (Offshore)        6,6623      -0,5%        6,6646         6,6564   +4,8% 
Bitcoin 
BTC/USD                30.097,47      +0,4%     30.172,40      30.374,87  -34,9% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 109,90     110,28         -0,3%          -0,38  +51,0% 
Brent/ICE                 112,74     112,55         +0,2%           0,19  +48,4% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.849,57   1.846,60         +0,2%          +2,97   +1,1% 
Silber (Spot)              21,73      21,71         +0,1%          +0,02   -6,8% 
Platin (Spot)             958,75     953,16         +0,6%          +5,59   -1,2% 
Kupfer-Future               4,35       4,27         +1,7%          +0,07   -2,4% 
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DJG/hru/raz

(END) Dow Jones Newswires

May 24, 2022 07:01 ET (11:01 GMT)